Hattet ihr schon mal selber einen schlechten Umgang?
Schlechter Umgang kann einen Menschen auf die schiefe Bahn bringen. Ich selber hatte eigentlich nie so einen schlechten Umgang, dass ich mich dafür schämen müsste oder ich irgendwie auf die schiefe Bahn geraten bin. Aber ich kenne ein Mädel, was früher mal sehr nett gewesen ist und auch mit mir befreundet war. Als sie sich in der Schule damals einer Gruppe angeschlossen hat, die ständig nur rumhingen und Unsinn machte, ist sie völlig abgedriftet. Sie hat gestohlen und Rauschgift genommen und war auch schon für ein Wochenende in Jugendarrest.
Hattet ihr schon mal selber einen schlechten Umgang? Wie seid ihr da wieder von weg gekommen? Habt ihr selber gemerkt, dass der Umgang nicht gut ist oder habt ihr da Hilfe nötig gehabt? Habt ihr die Hilfe auch gerne angenommen?
Ich denke, es kommt drauf an, wie man "falschen" Umgang definiert. Für manche ist es erst ein falscher Umgang, wenn eine Person dazu verleitet wird, zu stehlen oder Drogen zu konsumieren. Bei manchen rassistisch denkenden Menschen ist es schon ein falscher Umgang, wenn eine Person mit jemandem zu tun hat, der die "falsche" Hautfarbe hat.
Meine Cousine beispielsweise ist mit einem Marokkaner verheiratet und hat auch ein Kind mit ihm zusammen. Für die Mutter meiner Cousine ist das ein absoluter Skandal und sie betont immer wieder, die "schwarze" Hautfarbe ihres Schwiegersohnes, dabei hat sie ihn noch nie gesehen und wollte auch noch nie etwas mit ihm zu tun haben. Jeder, der schon mal einen Marokkaner gesehen hat, weiß, dass die nicht aussehen wie Schwarzafrikaner und dass ihre Hautfarbe um einiges heller ist. Trotzdem wird die ach so schwarze Hautfarbe permanent betont und jedes "schlechte" Verhalten meiner Cousine wird auf den negativen Einfluss ihres Mannes zurückgeführt.
Dabei nimmt meine Cousine keine Drogen, sie prostituiert sich nicht und sie stiehlt nicht. Das einzige Verbrechen, was sie meiner Meinung nach tut ist, dass sie nicht am Rockzipfel ihrer Mutter hängt. Ich meine, es kann jedem Mal passieren, dass der Akku leer geht und man vorübergehend nicht erreichbar war oder dass man sich grad um sein Kind kümmern muss und deswegen nicht ans Telefon gehen konnte. Aber da gleich auf einen schlechten Einfluss durch den Ehemann zu schließen finde ich persönlich total kindisch.
Für mich beinhaltet ein schlechter Umgang definitiv auch die Verleitung zum Drogenkonsum oder Diebstahl oder andere kriminelle Machenschaften. Aber Menschen sind so unterschiedlich wie ihre Definitionen von den simpelsten Dingen.
Ich persönlich hatte noch keinen schlechten Umgang. Ich wurde nie zum stehlen, rauchen oder trinken verleitet und habe sonst auch nie irgendetwas kriminelles getan. Einmal im Studentenwohnheim wurde mir angeboten, an einer Shisha zu rauchen, worauf ich aber nicht eingegangen bin, weil ich nichts davon halte. Man muss ja nicht jeder "Versuchung" nachgeben. Jeder Mensch hat einen eigenen Willen und trifft letzten Endes selbst die Entscheidung, ob er etwas tun oder nicht tun will. Am Ende dafür anderen die Schuld zu geben, die angeblich zu Kriminalität verleiten finde ich kindisch.
Ich weiß nicht, ob man es als schlechten Umgang bezeichnen sollte, aber Blödsinn habe ich dadurch schon gemacht. Und zwar war ich damals in der Ausbildung, und unsere erste Kraft in der Praxis, war acht Jahre älter als ich. Sie hat damals in Griechenland im Urlaub einen Holländer kennen gelernt, Sie haben sich verliebt. Der neue Freund der war zehn Jahre älter als ich, wir haben uns sehr gut verstanden, und sie haben mich überall mit hingenommen.
Damals war ich so ungefähr 19 Jahre alt, alle anderen um die 30 Jahre, und wir sind regelmäßig nach Amsterdam in die Disco gefahren. Dort wurde nicht nur viel getrunken, sondern auch Drogen konsumiert. So habe ich Erfahrung mit Ecstasy gemacht. Zum Glück, muss man wirklich sagen, dass ich dann irgendwann meinen Freund kennen gelernt habe, und ich nicht mehr mitgefahren bin. Dadurch ist es auch nicht passiert, dass ich abhängig geworden bin. Aber muss wirklich sagen, wäre ich mit den Leuten nie in Kontakt treten, hätte ich es nie probiert, auch wenn ich natürlich nicht dazu gezwungen wurde.
Damals fand ich es wirklich cool, zum einen mit älteren Leuten zusammen zu sein, und zum zweiten so etwas auszuprobieren. Denn bis zu dem Zeitpunkt, war ich eher ziemlich uncool. Heutzutage sehe ich das natürlich ganz anders, und würde es eher als eine Schwäche bezeichnen.
Dumme Sachen hat wohl jeder schon einmal gemacht, als schlechten Umgang würde ich das nicht zwangsläufig beschreiben. Schließlich kommt es ja darauf an, was ich selbst tue und was ich lasse. Solange ich mich an die Regeln halte, kann es mir prinzipiell gesehen egal sein, ob meine Freunde diese Regeln vielleicht manchmal ein bisschen dehnen. So lange sie niemand anderem damit schaden. und wenn es zuviel wird, habe ich noch immer die Möglichkeit auszusteigen.
Vermutlich bin ich selbst der schlechte Umgang. Zumindest gibt es so manch einen, der mich so bezeichnet. Ich bleibe aber immer in den Grenzen der Legalität, nur mache ich eine Menge Unsinn und damit stecke ich auch gerne andere Leute an.
Selber habe ich nie schlechten Umgang gehabt. Im Gegenteil, ich habe mich immer fern gehalten von Leuten, von denen ich der Ansicht war, dass das, was sie machen, nicht richtig ist. Und da ich mir von so gut wie niemanden etwas sagen lasse, hat mich auch noch nie jemand beschwatzt und dazu gebracht, dass ich auf die schiefe Bahn gerate.
Als meine beste Freundin und ich damals eine Klasse übersprungen haben, hat sich allerdings unsere Freundschaft aufgelöst. Während ich mich gut in den neuen Jahrgang integrieren konnte und ziemlich schnell bei den beliebteren Schülern landete, auch wenn ich es darauf nicht wirklich abgesehen hatte und sicherlich nicht der Mittelpunkt meines neuen Jahrgangs geworden bin, ist sie in eine Randgruppe geraten, die ich gar nicht leiden konnte. Da trennten uns dann unsere Wege, weil sie sich immer mehr verändert hatte. Zum negativen. Sie hat angefangen zu rauchen, Alkohol zu trinken und es wurde ihr immer wichtiger, auf irgendwelche Partys zu gehen. Welche ich ja bis heute meide. Das konnte nicht einmal ich verhindern und wenn ich ehrlich bin, dann wollte ich es auch nicht.
Heute tut mir das sehr leid, weil sie unter meinen Fittichen ein anständiges Mädchen war und dann später von einigen jungen Männern doch ziemlich übel ausgenutzt worden ist. Nicht, dass sie unter mir nicht genug gelitten hätte. Aber sie fühlte sich eben zu dieser Gruppe hingezogen und das war für mich so unverständlich, dass ich in der Situation auch total irritiert war. Und auch sauer, weil meine beste Freundin sich mir immer mehr entfremdete. Aber dafür hatte ich ja neue Freunde und ich dachte, ich lasse sie am besten ziehen. Für sie war das damals aber definitiv schlechter Umgang.
Versteht darunter nicht jeder etwas anderes? Ich hatte in meiner Teenagerzeit mit Jugendlichen Kontakt, die man durchaus als schlechten Umgang bezeichnen könnte. Eine Klassenkameradin von mir hurte sich regelrecht durch die Gegend, sie zog sich an wie eine Prostituierte (und wurde sogar von vorbeifahrenden Autofahrern dafür gehalten und darauf angesprochen wie viel sie denn kosten würde) und sie rauchte und ging auf Parties.
Aber obwohl ich Kontakt zu ihr hatte in der Schule, hat mich das nie dazu verleitet ähnliche Dinge zu tun. Ich hatte immer meinen eigenen Kopf und an so etwas nie Interesse. Dabei hat sie sich echt Mühe gegeben, dass ich so etwas eben auch mache, um "cool" zu sein, mich hat das aber schon damals nicht gejuckt.
Oh Gott, Rauchen, Partys und vielleicht einmal ein paar Drogen probieren oder wechselnde Sexualpartner haben, das macht schon schlechten Umgang aus? Sorry Leute, aber das war in meiner Jugend echt normal. Wer morgens durch die Oberstufenschüler ins Gymnasium ging, der hatte schon massig Gras in der Nase.
Wobei das mit dem Umgang ja immer so eine Sache ist. Aufgewachsen bin ich unter dem Protektorat der Freunde meines verstorbenen Vaters. Der war Amtsrichter und seine Freunde führende Persönlichkeiten der kleinstädtischen Gesellschaft. Und was hatten wir da? Den Klinikchef, der zusammen mit seinen Privatpatienten Versicherungen um einige Millionen betrogen hat. Viele seiner Mittäter waren meine Lehrer. Nicht zu vergessen der erfolgreiche Versicherungsmakler, der seine Kunden um 2,8 Millionen erleichtert hat. Aber so etwas sind ja nur Kavaliersdelikte, für die es Bewährung gibt. Als Turöffner funktionieren diese vorbildlichen Erfolgsmänner bis heute.
Freiwillig hatte ich da mit ganz anderen Leuten zu tun. Nur weil jemand als Prostituierte arbeitet oder ein Bordell besitzt, ist er kein schlechter Mensch. Selbst manch Drogenabhängiger, der regelmäßig wegen Einbrüchen im Knast landet, ist oft ein besserer Mensch, als meine vorbildliche Altherrenriege, die jeden Sonntag in der Kirche sitzt und sich sozial engagiert.
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