Wonach entscheidet ihr, wem ihr vertraut?
Hört ihr da einfach auf eure Intuition, euer Bauchgefühl, oder habt ihr bestimmte Anhaltspunkte, die euch in gewissen Situationen kritisch stimmen, oder die euch zeigen, dass ihr dieser Person vertrauen könnt?
Ich habe darüber neulich mit einer Freundin gesprochen, die nach der Devise lebt, dass der Mensch in seinen Grundzügen "Gut" ist, und Menschen, denen sie nichts getan hat, auch ihr nichts Böses wollen. Ich habe großen Respekt vor dieser Einstellung und dieser Lebensweise, weil sie ein großes Urvertrauen in die Menschen impliziert.
Ich persönlich bin da etwas kritischer, vielleicht hier und da auch etwas zu kritisch. Vertrauensvorschüsse gebe ich recht ungern, und fühle mich auch sehr unwohl dabei, was zum Teil wohl auch mit Selbstschutz und eigenen Erfahrungen zu tun hat. Im genaueren Nachdenken darüber ist mir aufgefallen, dass ich schon gewisse Anhaltspunkte habe, die für mich entscheidend sind.
Ich achte beispielsweise sehr auf die Sprache des Gegenübers. Wie redet er über andere Menschen? Wie authentisch wirkt diese Person? Hätte sie persönliche Vorteile davon, mein Vertrauen zu missbrauchen? Häufig müssen wir diese ganzen Entscheidungen ja in Sekundenbruchteilen fällen. Seid ihr eher der "Kopf-Typ" oder der "Bauch-Typ"?
Ich muss sagen, dass ich auch nie direkt jemandem vertraue, den ich neu kennenlerne. Ich finde es toll, wenn man die Einstellung hat, dass jeder Mensch eigentlich gut ist und einem nichts böses will. Ich kann mir auch vorstellen, dass ich in mancher Hinsicht zu kritisch bin und zu viel hinterfrage. Aber trotzdem kann ich Menschen erst vertrauen, wenn ich sie schon eine Zeit lang kenne.
Dann ist es bei mir aber eigentlich auch keine bewusste Entscheidung, wem ich vertraue, sondern ich fühle das dann aus dem Bauch heraus, ob ich einer Person vertrauen kann oder nicht. Allerdings kenne ich eine Person dann auch schon mehrere Monate, vorher ist bei mir eben kein wirkliches Vertrauen da.
Interessante Frage... Sowohl Bauchgefühl als auch gewisse Aspekte. Das Bauchgefühl wirkt sozusagen "richtungsweisend". Eines der ersten Aspekte ist sicher die Zeit. Diese zeigt, wie die Beziehung zu einem Menschen ist und man lernt nebst dem Menschen selbst auch kennen, ob Vertrauensbasis da liegt.
Was mir persönlich als ganz wichtigen Faktor für eine Vertrauensperson in den Sinn kommt ist der Hang zum Tratschen. Auf das bin ich sehr sensibel. Tratschen tut jeder - egal in welchem Masse - und ich verurteile es nicht, aber ich kann es gar nicht leiden. Bei vielen weiß ich genau vom Bauchgefühl aus (da haben wir ihn wieder...), dass diese Leute privates Zeug weitererzählen würden.
Oder ich beobachte es konkret in gewissen Situationen. Man kann natürlich auch sagen, dass man etwas für sich behalten soll. Für mich ist es jedoch eine Selbstverständlichkeit, dass private Themen nicht nach außen gelangen. Daher muss eine Vertrauensperson oder einer meiner besten Freunde diesen Hang nicht haben. Was mir noch in den Sinn kommt ist eine möglichst wertfreie und offene Welthaltung. Dann ist nämlich die Kompatiblitätsmöglichkeit für eine Vertrauensbindung hoch.
Wenn ich darüber nachdenke, kann ich gar nicht so genau sagen, nach welchen Kriterien ich Menschen als vertrauenswürdig einschätze. Also ist es bei mir wohl eine "Bauchentscheidung", wie man so schön sagt. Aber so oft stellt sich die Frage bei mir gar nicht. Ich bin nämlich von Natur aus kein besonders vertrauensseliger Mensch und halte meine Mitmenschen mit der Ausnahme weniger guter Freunde pauschal eher auf Distanz.
Das heißt, wie ich selber finde, aber auch nicht, dass ich jedem pauschal misstraue und ihm oder ihr finstere Pläne unterstelle. Ich denke mir nur ganz einfach, dass letzten Endes jeder vor allem auf den eigenen Vorteil bedacht ist. Da mache ich keine Ausnahme, und ich finde das auch nicht besonders verwerflich. Mir sind die Leute eher suspekt, die ihre ureigenen Bedürfnisse und Ziele zugunsten anderer immer hintanstellen oder zumindest so tun.
Und mit diesem Menschenbild ergibt es sich meines Erachtens von ganz alleine, dass ich nicht jedem potenziell Macht über mich gebe, indem ich ihm oder ihr Dinge über mich anvertraue, die im Zweifelsfall gegen mich verwendet werden können. Ich überlege mir also meistens vorher, ob es sich für die Person tatsächlich lohnen könnte, mein Vertrauen zu missbrauchen, was meistens nicht der Fall ist.
Ich habe da ehrlich gesagt kein Patentrezept, wem ich wann oder wie vertraue. Ich habe aber eine gute Menschenkenntnis und kann auch anhand von Mimik erkennen, ob jemand lügt. Es sei denn, derjenige ist so gut, dass es nicht auffallen würde. Vielleicht orientiere ich mich auch daran, was ich weiß, was ich kenne, was ich an Lügen erkennen kann und was meine Menschenkenntnis mir bei bestimmten Typen von Menschen zeigt? Ich weiß es wirklich nicht, aber es kann wahrlich sein, dass ich mich automatisiert auch daran orientiere.
Ich vertraue auch nicht sofort oder schnell. Ich schaue mir Personen an und es entwickelt sich irgendwie aus dem Bauch heraus, nach meinem Empfinden. Ich fange auch nicht an wie andere, irgendwelche Tests zu starten, ob er oder sie vertrauensvoll ist, etwas weiter sagt oder solch einen Mist. Das mache ich auch nicht. Ich gehe aber auch niemals sofort in die Vollen, wenn es um Erfahrungen und Geschichten geht, die man jemanden, dem man vertraut, erzählt.
Ich bin eine schwer zu knackende Nuss und ehe was passiert, entscheide das sowieso immer noch ich. Da kann auch niemand von Außen etwas für tun, sondern mache ich das von mir selbst aus. Das kann ich gar nicht so richtig beschreiben, woran ich das festmache, ob Person A jetzt vertrauensvoll ist. Ich finde es einfach oder nicht. Kann da also wahrlich niemanden etwas von einem Patenrezept zur Seite geben, weil es da meiner Meinung nach auch keines gibt.
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