Könnten wir heute noch ohne Supermärkte überleben?

vom 26.04.2010, 06:21 Uhr

Ich habe mir heute mal ein paar Gedanken darüber gemacht, wie es wäre, wenn wir keine Supermärkte mehr hätten. Stellen wir uns doch mal vor, es würde irgendetwas außergewöhnliches passieren, das alle Verkehrsmittel weltweit außer Betrieb setzen würde. Ganz plötzlich und wir wären wieder auf dem Stand des Mittelalters.

Ich weiß nicht, was das sein könnte, vielleicht haben sich die Wissenschaftler geirrt und es gibt doch nicht mehr so viel Erdöl wie gedacht. Oder irgendeine Strahlung aus dem All macht all unsere Erdöl Vorräte unbrauchbar (ich weiß, ist weit hergeholt, aber nur mal angenommen). Keiner kommt mehr mit Auto, Roller, Schiff oder Flugzeug vom Fleck, die einzigen Transportmöglichkeiten wären noch Pferde oder Fahrräder. Jeglicher In- oder Export wäre nun unmöglich. Verkehrsmittel die mit Solarenergie betrieben werden sind noch klar in der Minderheit. Es würde ziemlich lange Dauern, bis man da wieder Organisation rein bringen würde, solange wären all die Mensch auf sich allein gestellt.

Könnten wir das überleben? Die Vorräte aus den Supermärkten würden nicht lange halten. In unserem ''Dörfchen'' gibt es zwar vier Supermärkte, aber wenn ich das mal auf die Einwohner hier hoch rechne, wird das wohl kaum für eine Woche halten. Einen Garten haben zu Hause wenige, einen Gemüsegarten die wenigsten und auch von einem Gemüsegarten kann man nicht wirklich überleben. Wir sind zwar ein sehr ländliches, kleines Kaff, aber ich kenne trotzdem nur drei Bauernhöfe hier in der Nähe. Davon hat nur einer einen Obstgarten, die anderen sind eigentlich aus Tierhaltung spezialisiert und haben nebenbei eben noch Felder mit Gerste oder Roggen oder ähnlichem. Auch davon könnte man nicht lange überleben.

Wenn ich dann an all die Menschen denke, die mit Auto oder Bahn zur Arbeit kommen, kann ich mir gut vorstellen, dass es bald auch keinen Strom und kein Wasser geben wird. Wir wären auf Regenwasser angewiesen und müssten auch wieder Feuer zum Kochen und Wärmen machen. Aber würden wir, mit den uns zur Verfügung stehenden Mitteln überleben können? Unsere Wälder eigenen sich doch heutzutage gar nicht mehr zum Jagen und Sammeln und viele wüssten doch auch gar nicht, wie das geht. Würde das Aussetzten der Verkehrsmittel und somit auch die Schließung der Supermärkte also unser Ende bedeuten?

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Ich denke, dass das Prinzip einfach an der Fähigkeiten der Menschen scheitern würde. Heutzutage wissen viele Menschen ja nicht einmal wie man überhaupt Kartoffelpüree erstellt bzw. es ist ihnen einfach unklar, dass das aus Kartoffeln besteht. Sie kennen alles nur aus der Tüte und alles in Pulverform und ich sehe leider Tag für Tag an meinem Freund, dass er nicht einmal im Stande ist aus Tomaten eine Tomatensauce zu machen. Seiner Ansicht nach wird Tomatensauce ja nicht aus Tomaten gemacht, sondern aus Pulver - Das sei die echte Sauce.

Ich möchte gar nicht wissen wie viele Leute so schon seit Jahren durchs Leben laufen und überhaupt nichts selbst machen könnten. Wenn dann noch die Problematik dazu käme, dass die Leute selbst etwas anpflanzen müssen, dann glaube ich wirklich an den Weltuntergang. Ich schätze, die Hälfte der Bevölkerung würde ohne Supermärkte absolut verhungern. Wenn man Menschen etwas Mehl, Wasser, Salz und Eier hinstellt, wären sie ja nicht einmal im Stande darauf entweder einen Pizza- bzw. Brotteig oder gar einen Nudelteig herzustellen.

So etwas lernt man ja dann aber mit 40 auch nicht mehr auf einmal. Entweder man wächst damit auf und kann ab und zu mal die Mutter beobachten wie sie Dinge selbst macht, oder man ist einfach heutzutage gnadenlos überfordert, wenn der Supermarkt einem die Schnellkochversionen nicht mehr liefert.

» Sippschaft » Beiträge: 7575 » Talkpoints: 1,14 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


Das ist eigentlich viel einfacher als Gedacht. Die gesamte Logistik was die Versorgung der Menschen in den Städten angeht (das müssen noch nicht mal Millionenstädte sein) ist auf eine funktionierende Infrastruktur angewiesen! Das gilt nicht nur (aber natürlich zum größten Teil) auf die Verkehrslogistik. Denn natürlich wäre es ein Unding, die Lebensmittel jenseits der Massenverarbeitung im Transport so zur Verfügung zu stellen, dass es zu keinen Katastrophenszenarien kommen würde.

Aber die Probleme beginnen fast noch bevor die Vorräte aufgebraucht werden. Das geht nämlich bei der Müllbeseitigung schon los. Streiks in Italien haben gezeigt, wie katastrophal die Lage sein kann, wenn die Müllwerker für mehr als eine Woche die Arbeit niederlegen. Hier wäre in Deinem Szenario das Problem, dass der Müll eben nicht weggebracht werden kann. Hier hätten wir ein Gesundheitsrisiko, dass vor den Hungersnöten zuschlagen würde. Wenn dann der Müll die Kanalisation verstopft und es nicht mehr gewährleistet werden dann, dass frisches Wasser zugeleitet und Abwasser abgeleitet wird, dann wirkt das viel schlimmer als das Ausbleiben von Bananen und Kiwis.

Es ist also praktisch ausgeschlossen, dass die lokalen (Wochen)Märkte einer Kleinstadt (aber natürlich gerade auch in Städten oder Großstädten) genügen würden, um die Lebensmittelversorgung sicher zu stellen. Daher kann man schon froh sein, dass die Transportlogistik mit leichten Aussetzern im Grunde prima funktioniert.

» derpunkt » Beiträge: 9898 » Talkpoints: 88,55 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



Ich denke schon, dass man ohne Supermärkte überleben könnte. Hier in der Nähe ist ein Hof, der sehr viel eigenes Obst und Gemüse anbaut und dann an Selbstpflücker verkauft. Wenn also die Supermärkte alle schließen würden, würde ich dort ausschließlich einkaufen und so eben meinen Bedarf decken. Stellt sich nur die Frage, wie viele Menschen das machen würden und ob der Bedarf gedeckt werden könnte.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Ich sehe es ähnlich wie Täubchen und halte das Verhältnis zwischen Angebot und Nachfrage für den wahren kritischen Punkt. Wir sind heutzutage nun mal derart verwöhnt durch die Möglichkeiten, alles zu jeder Zeit aus den hintersten Ecken der Welt zu importieren, dass wir kaum mehr eine Vorstellung davon haben, was und wie viel man regional und selbstständig anbauen und verarbeiten müsste, um sich ohne Zukauf von außen zu verpflegen, und wie das ganze mit den Jahreszeiten und dem Klima schwankt.

Prinzipiell hätte ich kein Problem, mich rein mit Lebensmitteln vom lokalen Markt zu versorgen. In meiner Heimatstadt findet dieser zweimal pro Woche statt, und in umliegenden Gegenden findet man zum Teil auch andere Verkaufszeiten oder täglich geöffnete Hofläden, von denen man Erzeugnisse hiesiger Landwirte erwerben kann. Sicherlich wäre die Auswahl wesentlich geringer und ich müsste auf einige Bonusartikel wie abgepackte Fertiggerichte, Süßwaren und Softdrinks gänzlich verzichten aber alles was man zum täglichen Kochen und Backen braucht, würde ich mit Sicherheit bekommen.

Natürlich würde mir eine Packung Schokolade oder ein Stieleis, ein leckeres erfrischendes Getränk oder auch einfach ein Fruchtjoghurt ab und an auf Dauer fehlen, aber Not macht wiederum erfinderisch, und ich würde mir schon irgendwie aus den verfügbaren Materialien Ersatz herstellen. Die eigentliche Frage des Threads lautete ja, ob man "überleben" würde - und da geht es ja wirklich um die Basis und nicht um irgendwelchen Luxus.

Schwierig würde es nur werden, wenn aus Mangel an Alternativen plötzlich sämtliche Leute über die wenigen regionalen Märkte herfallen würden. Ich vermute, dass es dann zu einer regelrechten Hamstermentalität und zum rapiden Ausverkauf aller brauchbaren Waren kommen würde, sodass die Anbieter unmöglich die komplette Bevölkerung versorgen könnten.

Ein Wegfall der Lebensmittelgroßindustrie von heute auf morgen würde eine absolute Katastrophe bedeuten; eine schleichende Abkehr vom jetzigen System zurück zum Selbstversorgertum hingegen könnte funktionieren, wenn ausreichend viele Menschen sich dafür entscheiden würden, im großen Stil anzubauen und Lebensmittel zu verarbeiten.

» MaximumEntropy » Beiträge: 8472 » Talkpoints: 838,29 » Auszeichnung für 8000 Beiträge


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