Als gute Krankenschwester Patienten auch mal trösten?
Meint ihr, dass es eine gute Krankenschwester ausmacht, wenn diese den Patienten auch mal tröstet oder in den Arm nimmt? Ich habe da nun verschiedene Erfahrungen gemacht und habe erlebt, dass ein älterer Patient auf einer Station wirklich gut umsorgt wurde. Dort herrschte natürlich auch Personalmangel. Dennoch hatten die Krankenschwestern ein Ohr für die Patienten und haben diese auch mal getröstet oder mal die Hand gehalten oder ähnliches.
Im selben Krankenhaus auf einer anderen Station, sah es dann ganz anders aus. Dort war das Pflegepersonal nicht so aufmerksam und einfühlsam. Es wurden nur die Arbeiten verrichtet, die eben sein mussten und sie Krankenschwestern wirkt teils doch sehr zerstreut und vergesslich.
Meint ihr, dass es für eine gute Krankenschwester dazu gehört einen Patienten auch mal etwas zu trösten, Mut zu machen oder die Hand etwas zu halten? Kommt das durch den Personalmangel heute eher zu kurz? Oder meint ihr, dass es einfach eine Einstellungssache ist? Nehmen sich manche einfach die Zeit, um etwas für die Patienten dazusein?
Ich finde, man kann von Krankenschwestern nicht erwarten, dass sie, neben der Pflege der Patienten, sich auch noch um das seelische Wohl der Patienten kümmern. Sicher zeugt es von viel Hilfsbereitschaft, Empathie und Einfühlsamkeit, wenn man sich auch in emotionalen Dingen dem Patienten so widmet, aber das kann meiner Meinung nach auf keinen Fall verlangt werden.
Viele Menschen, zu deren Naturell es gehört, helfen zu wollen, ergreifen vermutlich gerade einen solchen Beruf. Aber der Berufsalltag von Krankenschwestern ist ja ohnehin schon sehr hart und anstrengend und darüber hinaus noch unterbezahlt. Außerdem müssen sich auch die Krankenschwestern bis zu einem gewissen Grad auch abgrenzen können.
Sicher ist es nicht einfach, täglich mit Menschen zu arbeiten, die sehr viel Leid ertragen müssen, unheilbar krank sind und ähnliches, da kann es den Schwestern sicher (berechtigt!) auch mal zu viel werden. Am Ende des Tages muss an ja auch schauen, dass es einem selbst auch gut geht.
Ich denke, es wäre schön und für alle Beteiligten besser, wenn das Zwischenmenschliche gerade dort nicht zu kurz kommt, wo sich Menschen in (relativen) Extremsituationen befinden. Aber wenn ich mir die Arbeitslast eines Mitarbeiters in diesem und vergleichbaren Sektoren anschaue, empfinde ich es als eine Mischung aus dreist und anmaßend zu behaupten, eine Krankenschwester sei nur dann "gut", wenn sie auch Händchen hält und tröstet, obwohl sie eigentlich 30 Minuten Zeit hat, um bei fünf hilfsbedürftigen Menschen das Mittagessen anzureichen und der Patient nun wirklich nicht im Sterben liegt, sondern sich nur etwas "Zuwendung" wünscht.
Ich finde es bei Licht besehen sogar sexistisch, weil es offensichtlich nach wie vor ein "Frauenjob" ist, zu trösten und mitfühlend zu sein und den ganzen sentimentalen Kram zusätzlich zum eigentlichen Job auch noch mitmachen zu müssen, um ein "guter Mensch" zu sein. Von Krankenpflegern männlicher Natur oder dem neutralen "Pflegepersonal" ist hier schließlich explizit nicht die Rede. Oder stellt sich hier wirklich jemand einen zwei Zentner schweren, vollbärtigen Mitarbeiter vor, der brav das Pfötchen hält und liebevoll zuredet?
Ich finde nicht, dass es der Job des Pflegepersonals ist, zu trösten und den Patienten aufzubauen. Dafür ist das Pflegepersonal meiner Ansicht nach überhaupt nicht zuständig. Meiner Ansicht nach ist die Aufgabe des Pflegepersonals, dafür Sorge zu tragen, dass die Patienten genesen können (durch Wundversorgung etc.) und dass sie (falls sie nicht laufen dürfen) für das leibliche Wohl alles bekommen. Mehr auch nicht.
Schließlich hat das nichts primär mit der Genesung zu tun, wenn jemand weint, weil die Tochter nicht ins Krankenhaus fahren kann. Eine Krankenschwester ist schließlich keine Psychologin oder Kummerkastentante. Das Pflegepersonal hat genug andere Sachen zu tun, sodass ich niemandem einen Vorwurf machen würde, wenn er oder sie nur Dienst nach Vorschrift machen würde.
Täubchen, was ist das denn bitte für eine undifferenzierte und unqualifizierte Sicht der Dinge? Natürlich ist die psychosoziale Betreuung Aufgabe der Gesundheits- und Krankenpflege. Das ist nur meist nicht möglich, weil Pflege kein Geld bringt und folglich nicht genug Personal da ist.
Zudem verkennt du vollkommen, was gute Pflege für den Behandlungsverlauf bedeutet. Wie sollen denn nach deiner Meinung hilfsbedürftige Patienten mobilisiert werden? Das ist natürlich der Job der Pfleger. Und eine gute Betreuung fördert die Genesung und verringert das Auftreten von Komplikationen wie Durchgangssyndrom und Spätfolgen z.B. nach einem Schlaganfall.
Ich würde das Wort "gut" streichen. Aber ich bin der Ansicht, dass es auch zum Job der Krankenschwester gehört, einen Patienten aufzubauen oder zu trösten. Ein Krankenhaus ist eine besondere Belastung und auf manchen Stationen darf schlichtweg kein Besuch empfangen werden, da sind Patienten oftmals auf sich alleine gestellt und ich kann mir vorstellen, dass dort Trost öfters mal gut tun würde.
Psychosoziale Betreuung gehört meiner Meinung nach zum Aufgabengebiet dazu. In meiner Ausbildung damals wurden die holistischen Ansätze der Pflege gepredigt und dazu gehörte auch die psychische Gesundheit der Patienten, die wir mit einbeziehen sollten. Zudem hatte ich diverse Fächer, unter Anderem Psychologie, Betreuung und psychosoziale Vor- und Nachsorge, in denen uns die einzelnen Aspekte der psychischen Belastung nähergebracht wurden.
Gute Betreuung und eine stabile Psyche mildern Krankheitsvorgänge ab. Das durfte ich auch am eigenen Leib erfahren. Es fördert die Genesung, wenn Patienten auch psychisch unterstützt werden. Dass Pflege in Deutschland oftmals nicht wertgeschätzt wird, das ist leider ein Fakt, den ich auch nicht in Ordnung finde. Pflege ist soviel mehr als nur einen Verband zu wechseln oder mal Blutdruck zu messen.
Ich glaube, dass es sicher auch Einstellungssache ist, aber auch viel an den Vorgesetzten liegt: Haben die eine positive Einstellung zu einem mitfühlenden Umgang mit den Klienten, dann können sich die Schwestern auch Zeit für einen emphatischen Umgang nehmen, wenn die Vorgesetzten nur satt und sauber wollen, dann setzen sie, gewollt oder ungewollt, ihr Personal auch dementsprechend unter Druck.
Dazu kommt die Stimmung im Team. Sehen alle Kolleg*innen eines Teams es für notwendig an, auch mal mit Patienten zu reden und ihnen zuzuhören, lassen sie einander auch Zeit dafür - halten sie es nicht für nötig, heißt es schnell "...der quatscht schon wieder anstatt seine Arbeit zu machen" - dann lässt man es auch ganz fix bleiben. Ich denke daher, es wäre wichtig, auch die Leitungskräfte in pflegenden Einrichtungen dahingehend zu schulen - und einen guten Teamgeist zu fördern - durch Ausflüge oder Kaffeetrinken oder wodurch auch immer.
Selbstverständlich gehört das dazu. Nun muss nicht jede Krankenschwester ihre Zeit opfern und händchenhaltend beim Patienten sitzen, viele Patienten wollen das auch gar nicht, aber ein wertschätzender und einfühlsamer Umgang spart im Endeffekt dem Pflegepersonal sehr viel mehr Zeit, als ohne links und rechts zu schauen durchzurennen.
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