Sind Eltern grundsätzlich nervig? Warum empfindet man das so

vom 16.08.2015, 17:24 Uhr

Ich lese hier so oft, dass Mütter, Väter oder die Eltern im Gespann ihren erwachsenen Kindern auf die Nerven gehen. Irgendwann habe ich mir die Frage gestellt, warum das eigentlich so ist. Ist es die emotionale Verbundenheit, die die Kinder aus Zuneigung oft zu nervigen Dingen schweigen lässt, während sie bei Fremden oder Freunden längst auf den Putz gehauen hätten?

Staut sich da irgendetwas auf, was den Adrenalinspiegel schwellen lässt? Was denkt ihr, ist der Grund dafür, dass euch eure Eltern oder ein Elternteil manchmal furchtbar auf den Keks geht?

» tok_tumi » Beiträge: 837 » Talkpoints: 1,20 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Meine Eltern gehen mir eigentlich nie auf die Nerven. Bei einer normalen emotionalen Entwicklung sollte das auch genauso sein. Die Endstufe des Entwicklungsprozesses ist die vollständige Ablösung von den Eltern, die wiederum von den Eltern akzeptiert wird. Man steht dann quasi auf einer Stufe und begegnet sich auf Augenhöhe. Da würde man genauso etwas sagen, wie man auch Freunden oder Bekannten etwas sagen würde.

Leider kann man heutzutage öfter beobachten, dass das nicht so ist. Kinder bleiben in den Augen ihrer Eltern ewige Kinder. Sie meinen es oft einfach zu gut mit ihren Kindern und helfen ihnen aus allen Situationen. Wenn sie sich aber einmischen, wird es als nervig empfunden. Die Kinder fühlen sich bevormundet, obwohl sie erwachsen sind und die Eltern merken einfach nicht, dass sie zu weit gehen.

Ein gutes Gespräch, in dem jeder sagen darf, was er möchte,ohne das der Andere beleidigt ist, sollte da helfen.

» drago » Beiträge: 169 » Talkpoints: 1,56 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Wenn man das mal im Großen und Ganzen betrachtet, hat sich meiner Meinung nach die Eltern-Kind-Beziehung stark verändert. Wie so viele andere gesellschaftliche Rollen, haben sich auch die Rollen von erwachsenen Kindern und Eltern verändert und sind komplizierter geworden.

Ich habe beispielsweise das Problem, dass meine Mutter mich für sehr viel jünger hält und mich auch so behandelt, weil ich einige Stationen im Leben einer Erwachsenen ausgelassen habe. Ich habe meinen Mann beispielsweise nicht mit einer großen Feier geheiratet, wie das allgemein und vor allem früher Standard war.

Das ist ja auch eine Form eines Übergangsritual. Vor allem, wenn der Vater seine Tochter zum Altar bringt und an den Mann übergibt. Früher sind junge Frauen auch direkt vom Elternhaus mit ihrem Mann zusammengezogen, nach der Hochzeit. Das war der Zeitpunkt, praktisch auf die Minute genau festzulegen, an dem sie erwachsen wurden.

Wann ist dieser Zeitpunkt heute? Wenn sie in ihre erste Wohnung ziehen, nach der Ausbildung oder zum Studium? Wenn sie erstmals mit einem Partner zusammenziehen und es keine WG mehr ist? Oder erst, wenn sie einen Beruf haben? Oder wenn sie Kinder bekommen? Was, wenn sie nie heiraten und keine Kinder wollen? Früher fast undenkbar.

Die Übergänge sind heute fließender. Es festzumachen ist nicht mehr so einfach. Das verändert die Rolle der Eltern. Wann müssen sie aufhören, sich einzumischen?

Auch die Tatsache, dass viele Eltern getrennt sind, spielt sicherlich eine Rolle. Ich beneide jeden, deren Eltern noch zusammen sind. Meine Mutter wäre längst nicht so anstrengend und nähebedürftig, wenn sie einen Partner hätte. Frühere Generationen haben sich nicht scheiden lassen. Auch wenn sie unglückliche Ehen geführt haben, sie waren nicht allein.

Ebenso die Generation, die im Moment kleine Kinder hat. Wenn sich da die Eltern trennen und der alleinerziehende Teil berufstätig ist, müssen die Großeltern viel mehr leisten als nur Süßigkeiten zusteckende Großeltern zu sein. Das belastet die Beziehung zwischen Eltern und erwachsenem Kind auch.

Es könnte ewig so weitergehen. Die Beziehung zwischen Eltern und erwachsenen Kindern hat sich einfach verändert. Sie ist konfuser und nicht so klar umrissen wie früher. Das birgt Konfliktpotential.

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» Bienenkönigin » Beiträge: 9448 » Talkpoints: 19,93 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



Ich glaube, dass die meisten eine Phase im Leben haben, in der sie die Eltern als nervig empfinden. Oft ist das ja in der Pubertät irgendwann der Fall. Ich muss sagen, dass ich es nur nervig fände, wenn ich jeden Tag angerufen werden würde. Ich habe eben auch noch andere Dinge zu tun und möchte nicht täglich reden. Vor allem hat man sich dann ja auch meist nicht so viel zu erzählen.

Ich habe aber meine Eltern eigentlich noch nie als nervig empfunden. Ich habe mich natürlich schon mal über sie geärgert oder ähnliches. Aber nervig fand ich ihr Verhalten eigentlich noch nicht. Vielleicht kommt das irgendwann noch, aber das bezweifle ich doch momentan.

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge



Für Teenager sind Eltern glaube ich grundsätzlich nervig und anstrengend. Man fühlt sich dann sicherlich nicht Ernst genommen und kommt auch mit den ganzen Hormonen nicht klar. Es gibt aber auch durchaus schwierige Eltern Kind Konstellationen, wenn die Kinder bereits erwachsen sind. Ich empfinde meine Eltern zum Beispiel durchaus als nervig.

Wir sind uns einfach charakterlich sehr unähnlich. Meine Mutter beispielsweise ist eher wehleidig, hat gerne Aufmerksamkeit und ist auch durchaus sehr angriffslustig, was ich als nervig empfinde. Dennoch kommen wir miteinander klar, aber es ist nicht immer leicht.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Ich glaube nicht, dass Eltern grundsätzlich nervig sind, wenn man von der Pubertät mal absieht. Ich weiß auch nicht, was mit den Eltern passiert, wenn ihre Kinder geschlechtsreif werden und anfangen, sich abzunabeln, aber irgendwie sind sie ein paar Jahre lang total doof, bis sie sich wieder fangen. Also die Eltern. :D

Ich selber kenne eigentlich das ganze Spektrum von Eltern, die ihren 35jährigen Sprösslingen (also den Söhnen) noch die Socken waschen bis hin zu Leuten, die sich ein schönes Rentnerdasein in Spanien machen und ihre Kinder maximal an Weihnachten anrufen. Das ist dann aber auch nicht recht, da man ja Oma und Opa wieder als Babysitter für die eigenen Abkömmlinge gebrauchen könnte.

Eine meiner eigenen Theorien, wieso Eltern manchmal alleine dadurch nervig wirken, dass sie da sind, liegt für mich darin, dass sie oft zu den wenigen Vertretern einer ganz anderen Generation im eigenen Leben gehören, gerade wenn sie ihre Kinder nicht gerade im Teenageralter in die Welt gesetzt haben. Mein Vater beispielsweise ist 78 und kann sich bis heute nicht vorstellen, wie man keinen Job finden kann, und wie es sein kann, dass ein Gehalt nicht ausreicht, um eine vierköpfige Familie samt Eigenheim und Auto zu erhalten. Als er jung verheiratet war, ging das nämlich noch.

» Gerbera » Beiträge: 11311 » Talkpoints: 47,42 » Auszeichnung für 11000 Beiträge


Ich kann mich Gerbera nur anschließen und nicht jeder empfindet seine Eltern immer als nervig, aber wenn man anfängt sein eigenes Leben zu leben und sich vom Elternhaus abzunabeln, dann wird es gerne als nervig empfunden wenn die Eltern ihren Senf dazu geben, die Regeln strenger halten oder auch nicht los lassen können.

Ich kenne dazu auch viele verschiedene Seiten, von Eltern die bis heute noch an ihren Kindern klammern, jeden Tag dort vorbei kommen oder sie gar nicht erst ausziehen lassen. Mit 40 noch die Wäsche waschen, das Kind im Kinderzimmer wohnt und auch wie ein Kleinkind behandelt wird und sich in alles einmischen oder über alles Bescheid wissen wollen.

Meine Eltern waren soweit nie nervig, denn sie haben sich nicht großartig darum gekümmert was jeder von uns getrieben hat. Folglich gab es kein Klammern und die Regeln im Haushalt waren klar, wenn sie nicht befolgt wurden, dann gab es Konsequenzen. Und damit meine ich nicht ein wenig Fernsehen streichen, der Computer weg oder Hausarrest, da wurde dann einfach zugeschlagen bis man das auch begriffen hat. 22 Uhr hat man Zuhause zu sein, daran gibt es nichts zu diskutieren da auch das Gesetzt das vorsieht bis auf wenige Ausnahmen.

Aber auch die Aussagen kenne ich, warum man keinen Job finden kann, wieso man mehrere Ausbildungen macht, warum man nicht im Ausbildungsbetrieb geblieben ist und warum das Geld hinten und vorne nicht reicht und man mehrere Jobs braucht. Das können sich einige des Älteren Semesters eben nicht mehr vorstellen wenn sie nicht über ihren Tellerrand schauen aber wie wollen sie das auch verstehen?

Ich kann mich noch lebhaft daran erinnern, als mein Vater zufällig eine meiner Gehaltsabrechnungen gesehen hat und meinte "das sind deine Schichtzulagen?" dabei war das alles komplett mit den Zulagen was mir im Monat zur Verfügung stand. Als ich ihm das erklärt habe, kam direkt ein "belüge mich nicht" hinterher, da es für ihn unvorstellbar war, dass man so wenig in diesem Bereich verdient für einen kompletten Monat mit 250 Arbeitsstunden.

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» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge



Ich denke, dass das eindeutig auf die Beziehung zu den Eltern an sich ankommt, auf die unterschiedlichen Charaktere aber auch wie alt man selbst ist und welche Einstellung die Betroffenen haben. Dass Eltern in der Pubertät nervig und anstrengend sind ist doch mehr oder weniger normal, jedenfalls kenne ich keinen Teenager, der seine Eltern in dieser Zeit nicht als nervig und lästig empfunden hätte. Man rebelliert und will sich abnabeln, will aber nicht akzeptieren, dass man noch nicht alles darf was man will und es eben auch Grenzen gibt.

Ich kenne Fälle, wo die Tochter (fast 30) mit der Mutter quasi auf "best friends" macht und die beiden eine sehr enge Beziehung haben, auch wenn die Tochter schon lange nicht mehr bei den Eltern wohnt. Dann kenne ich aber auch die Fälle, wo die Eltern sich immer in alles einmischen wollen, die Kinder sich dadurch gestört und entmündigt fühlen und es daher als anstrengend und nervig empfinden. Kommt eben auf die Details an.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge


Ich würde sagen, dass nahezu jeder eine Phase hat, in der er seine eigenen Eltern als nervig empfindet. Bei mir war das auch ganz lange so. Angefangen hat es in der Pubertät und angehalten hat die Phase tatsächlich bis dann, als ich von zu Hause ausgezogen bin. Seitdem verstehe ich mich mit meiner Mutter allerdings besser denn je und der Auszug hat unserem Verhältnis einfach extrem gut getan.

Ich kenne eigentlich niemanden, der nicht mehr zu Hause wohnt und seine Eltern als grundsätzlich nervig bezeichnet. Natürlich ist es anstrengend, wenn man an Weihnachten oder zu anderen Anlässen mehrere Tage am Stück wieder bei seinen Eltern ist und am besten noch in seinem alten Kinderzimmer hausiert. Aber solange die Eltern nicht extrem anhänglich sind und man auch räumlichen Abstand zueinander hat, wüsste ich nicht, weshalb sie nervig sein sollten.

Bei den meisten die ich kenne, hat sich das Verhältnis nach dem Auszug gebessert. Irgendwann ist man eben doch zu alt dafür, um noch streitfrei im Kinderzimmer wohnen zu können und dann ist es auch besser, sich nicht jeden Tag zu sehen und nicht jeden Tag voneinander zu hören, damit man sich wieder besser versteht.

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» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge


Ich halte das eigentlich für ganz nachvollziehbar, dass einem niemand so gut auf die Nerven gehen kann, wie die eigenen Eltern. Als Säugling ist man noch voll und ganz auf seine Eltern angewiesen. Als Kleinkind oder junges Schulkind, ist man alleine in der Welt noch überfordert. Die Eltern zeigen und erklären einem die Welt und bieten einen sicheren Hafen. Während der Pubertät beginnen die Jugendlichen sich selbst zu finden. Oft, indem sie sich von den Eltern erst einmal stark abgrenzen. Im Erwachsenenalter kann es zu einer Begegnung auf Augenhöhe kommen. Dennoch kennt jemand die eigenen Schwachstellen besser, als die Eltern.

Die meisten Eltern meinen es gut mit ihren Kindern. Wenn es zu Reibereien kommen sollte, kann man das, finde ich, als Anlass zur Selbstreflexion nehmen. In die eine oder auch die andere Richtung. Sich abzugrenzen ist auch keine Schande.

» schnatterliese » Beiträge: 161 » Talkpoints: 34,59 » Auszeichnung für 100 Beiträge


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