In welchen Situationen ist Fremdschämen angesagt?

Oft hört man ja "das ist zum Fremdschämen", wenn jemand was macht, was einfach peinlich ist. In welchen Situationen habt ihr euch schon Fremdgeschämt? Wart ihr selbst vielleicht schon mal die Ursache fürs Fremdschämen? Wann denkt ihr, ist es angebracht sich für jemand anderen zu schämen? Was ist für euch auf jeden Fall ein Grund sich fremdzuschämen?

Normalerweise schäme ich mich nicht für Andere. Was meine Mitmenschen tun, wie sie sich kleiden oder was sie äußern, ist nicht meine Angelegenheit. Jeder hat einen anderen Geschmack und verschiedene Meinungen, das ist auch gut so. Wenn jemand meint, er müsste sich für mich schämen, sollte die Person den Kontakt mit mir bitte von sich aus beenden.

Ich bin, wie ich bin, wem es nicht gefällt, soll fernbleiben. Meiner Tochter war ich, als sie noch jünger war, peinlich. Das ist aber vollkommen normal. Jetzt ist es ihr egal, wie ich rumlaufe. Das Einzige, wobei sie mich etwas bremst, sind meine Sprüche, wenn ich in der Öffentlichkeit sauer werde. Einzige Ausnahme sind momentan unsere Politiker, für die schäme ich mich wirklich in Grund und Boden.

Ob ich selber schon mal Anlass dafür war, dass sich jemand meinetwegen fremd geschämt hat, kann ich nicht sagen. Jedenfalls hat mir noch nie jemand gesagt dass er oder sie sich fremd geschämt hat.

Ich erinnere mich an den 30ten Geburtstag meines Schwagers. Ich hatte Spaß, war entspannt und hab dann ein bestimmtes Lied von den Ärzten angemacht und mit gegrölt. Alle anderen standen eher gelangweilt, wartend daneben. Das Lied wurde dann ausgemacht bevor es zu ende war. Vielleicht war das eine Situation in der sich fremdgeschämt wurde.

Ich schäme mich eher selten für das Verhalten anderer. Wenn überhaupt dann wenn jemand "labert". Es gibt eine Person in meinem Umfeld, die sich gerne in Gesellschaft anderer in den Vordergrund drängt und zeigen will, wie toll er doch ist. Das versucht die Person dadurch in jeglicher Situation, meistens unpassend, von seinen angeblichen Erfolgen zu erzählen. Obwohl es gar nicht passt, thematisiert er plötzlich Dinge wie Geld, seine Bildungsabschlüsse, redet andere Lebenswege schlecht und biedert sich so dermaßen an, dass ich mich weg drehen muss.

Ein Bekannter von mir ist seit Jahren selbstständig mit einem eigenen Unternehmen, aber in einer Diskussion im Bekanntenkreis über einen Teil in dieser Branche stellte sich heraus, dass er sich in seiner eigenen Branche offensichtlich überhaupt nicht wirklich auskennt. Da habe ich mich dann auch fremdgeschämt. Da frage ich mich auch, wie man in diesem Bereich selbstständig machen kann, wenn man offensichtlich von den elementarsten Dingen keine Ahnung hat und erst einmal offen um eine Definition bitten muss. Ich hab erst gedacht, dass er Witze macht, aber das meinte er ernst.

Ich neige von Natur aus ziemlich dazu, die Peinlichkeiten anderer Leute mitzuempfinden, auch wenn diese es gar nicht so schlimm finden. Beispielsweise habe ich schon als Kind diese Streiche-Shows mit der "versteckten Kamera" gehasst wie die Pest, weil ich das Gefühl, dazustehen wie ein begossener Pudel, obwohl man eigentlich nur helfen oder nett sein wollte, nur zu gut nachfühlen konnte, und angenehm ist das nun wirklicht nicht. Aus vergleichbaren Gründen schaue ich bis heute keine "Talentshows".

Mittlerweile bin ich mit den Jahren auch etwas abgestumpfter geworden und Fremdschämen kommt bei mir eigentlich nur vor, wenn sich jemand, der es eigentlich besser wissen sollte, wirklich daneben benimmt. Wenn jemandem das Eis herunterfällt, damit kann ich leben, aber vor allem die Lauten und Wichtigtuerischen, denen man in der Öffentlichkeit ausgesetzt ist, wenn sie am Nachbartisch versuchen, ihr "Date" zu beeindrucken oder in der U-Bahn Worthülsen wie "lösungsorientiert" oder "state of the art" um sich werfen und sich dabei verstohlen umschauen, ob auch jeder zuhört, machen mich fertig. Aber meistens ist Fremdschämen für mich auch mit genereller Genervtheit gepaart, weil ich selbst die klügsten und tollsten Äußerungen meiner Mitmenschen nicht mitbekommen möchte.

Ich schäme mich eigentlich richtig oft fremd, wobei ich das nicht nur im Alltag, sondern auch im Fernsehen erlebe. Mittlerweile hat mein Fremdschämen aber deutlich abgenommen, wenn es darum geht, was es im Fernsehen so kommt. Entweder ich finde es einfach nur peinlich oder vielleicht sogar witzig, wobei ich mich dafür aber nun nicht schäme, was anders so machen.

Bei meinem Exfreund war es anders. Dieser hat sich immer extrem schnell fremdgeschämt, auch wenn es um irgendwelche Fernsehsendungen ging. Teilweise hatte er dann auch schnell weggeschaltet oder zumindest weggeschaut, weil es ihm so unangenehm war, etwas anzusehen. Das war auch so, wenn er etwas alleine oder mit mir zusammen geschaut hat.

Im Alltag schäme ich mich aber schon auch öfter mal fremd. Dabei ist es aber weniger so, wenn jemand etwas sagt. Das ganze Auftreten bestimmter Personen empfinde ich schon als extrem peinlich, beispielsweise wenn irgendwelche pubertäre Teenager ganz laut Gangster-Rap in der Bahn hören, meinen super cool zu sein und jeden anpöbeln zu dürfen.