Störende Faktoren in WG-Leben nicht ansprechen, da temporär?
Einiges am Zusammenleben mit meiner Mitbewohnerin empfinde ich als ziemlich störend. In erster Linie ist das ihre fehlende Sauberkeit, sie hält sich selten an den Putzplan, bringt vielleicht einmal im Monat den Müll runter, lässt dreckiges Geschirr tagelang liegen. Es war schon öfters mal Thema bei uns, sie hat sich entschuldigt und wollte sich bessern, doch wirklich etwas längerfristig passiert ist bis jetzt noch nicht. Gerade ist es wieder schlimmer geworden.
Ich kann natürlich verstehen, wenn man beispielsweise Klausurenstress hat und die Zeit lieber zum Lernen nutzt, als zum Ordnung halten/Aufräumen etc, ich bin auch der letzte Mensch, der da meckern würde, aber andererseits muss man sich ja auch zu Hause wohlfühlen können. Die Sache ist nun, dass sie in wenigen Monaten sowieso ausziehen wird, spätestens dann wird sich das Problem also lösen, und sie ist charakterlich darüber hinaus relativ sensibel, würde auch ein sachliches Ansprechen der Probleme vermutlich persönlich nehmen, und ich möchte sie ungern verletzen.
Kennt ihr solche Situationen? Sollte es egal sein, wie sie eventuell empfinden könnte, da wir beide das gleiche Recht in der Wohnung haben, oder sollte man für diesen kurzen Zeitraum nicht extra ein Großes Ding daraus machen und im Übertragenen Sinne die "Zähne zusammenbeißen"?
Wie lange weißt du denn schon, dass deine Mitbewohnerin demnächst ausziehen wird? Um ehrlich zu sein würde ich persönlich gar nicht einsehen, warum ich da noch großartig reden und "bekehren" soll, dass sie sich an den Haushaltsplan hält, wenn es doch eh nichts mehr bringt. Ich würde Zeit, Energie und Nerven sparen und mich eher auf den Nachfolger oder die Nachfolgerin zu konzentrieren.
Wer weiß wie der nächste Mitbewohner drauf sein wird, da wird man seine Ressourcen dringender brauchen. Ich persönlich sehe es nicht ein, einen Kampf zu kämpfen, wenn klar ist, dass sich der Einsatz eh nicht lohnen wird und so ein Fall gehört für mich in diese Kategorie.
Braucht man denn für zwei Leute wirklich einen ausgewiesenen Putzplan, der minutiös alles auflistet mit Daten und Aufgaben? Frag sie doch einfach mal, ob ihr euch nicht einen Termin machen wollt, an dem ihr mal zwei, drei Stunden zusammen die Wohnung schrubbt und grundreinigt. Vielleicht macht das sogar mehr Spaß als wie eine Gouvernante hinterher zu sein, um den anderen zum Putzen zu bewegen.
Ein wie auch immer geartetes klärendes Gespräch über versäumte Pflichten würde ich mir in dieser Situation auch sparen. Das bringt doch eh nichts mehr. Ich würde einfach fragen, ob man sich den Putzplan spart und die Hausarbeit gemeinsam macht. Die Frage von Schuld oder Verantwortung würde ich dabei auch ausklammern.
Im Umkehrschluss würde ich bei einer dauerhaften Totalverweigerung ihrerseits aber auch keine Rücksicht auf ihre empfindlichen Gefühle nehmen. Es sind ihre Gefühle, mit denen sie umgehen muss, deswegen kann man doch nicht immer den Mund halten, weil der andere sonst gleich droht, in Tränen auszubrechen. Aber wie gesagt, das wäre der Worst Case.
Wenn absehbar ist, wann sie ausziehen wird, würde ich mir die Energie wohl auch sparen und da nicht versuchen großartig etwas zu ändern. Du kannst ja weiterhin deinen Kram wegräumen und ihren eben liegen lassen, bis sie selbst auf die Idee kommt. Falls sie wieder in eine WG zieht, wird sie dort sicherlich mit den Methoden anecken und man wird ihr sagen, dass es so eben nicht geht. Da kannst du dir sicherlich den Ärger sparen und eben noch aushalten, bis sie ausgezogen ist. Es sei denn natürlich, dass es etwas gibt, dass dich wirklich sehr stört und womit du keinesfalls nun noch länger leben möchtest. Dann musst du das natürlich noch ansprechen.
Wenn jemand sich beispielsweise gerade in einer Klausurenphase befindet oder extrem viel privaten Stress hat, weil er sich gerade von seinem langjährigen Partner getrennt hat und in der Familie vielleicht auch noch jemand gestorben ist, hätte ich auch absolut Verständnis dafür, dass man keinen Nerv hat, sich noch groß um den Haushalt zu kümmern. Da würde ich dann auch ein Auge zudrücken und das Ganze nicht so eng sehen. Jeder ist ja mal in einer solchen Situation, so dass ich das auch gut nachvollziehen könnte.
Wenn es aber einfach nur an Lustlosigkeit und Faulheit liegt, dass jemand nicht putzen mag, dann hätte ich dafür gar kein Verständnis. Mit solchen Situationen wurde ich leider auch nur zu oft konfrontiert, wobei ich da auch immer etwas gesagt habe. Vor allem dann, wenn ich deutlich mehr zu tun hatte als meine Mitbewohner und es trotzdem geschafft habe, den Haushalt zu schmeißen, konnte ich da nicht an mich halten.
An deiner Stelle würde ich auf jeden Fall etwas sagen, vor allem dann wenn es sich noch um mehrere Monate handelt. Das ist doch wirklich kein aushallbarer Zustand und da muss man etwas ändern. Zur Not zahlt sie dir eben mehr Miete, während du ihre Putzaufgaben übernimmst. Den Zustand aber einfach so zu akzeptieren, würde ich persönlich nicht machen.
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