Sich für Erasmus aus Deutschland abmelden?

Abmelden muss man sich in Deutschland nur, wenn man für einen Zeitraum von mehr als sechs Monaten verreist. Im Erasmus Semester ist man ja meist kürzer weg, eher fünf Monate. Eventuell bleibt noch ein Monat fürs Reisen, aber selbst da werden die meisten Studenten nicht auf deutlich mehr als sechs Monate kommen.

Da ich überlege, auf mein Erasmus Semester ein Praktikum in meinem Gastland anzuschließen, wäre ich aber auf unbestimmte Zeit weg. Möglicherweise komme ich nach fünf Monaten wieder, wenn es mit dem Praktikum nicht klappt. Vielleicht aber erst nach acht Monaten oder noch länger. Jedenfalls möchte ich mich gerne vorsorglich hier abmelden.

Was sind aber die Vor- und Nachteile einer Abmeldung aus Deutschland? Würde das Einwohnermeldeamt das überhaupt akzeptieren, wenn ich sage, ich bleibe auf unbestimmte Zeit weg?

Gibst du denn die Wohnung hier in Deutschland auf? Oder wohnst du noch bei den Eltern? Die Tochter meines Mannes ist für ein Jahr nach Amerika gegangen damals und war aber weiterhin bei der Mutter gemeldet. Da hat keiner was gesagt. Mittlerweile ist sie wohl schon lange in den USA gemeldet. Aber als sie damals die 11. Klasse in den USA gemacht hat, hat sie sich in Deutschland nicht abgemeldet. Wie soll das denn für das Meldeamt nachvollziehbar sein, wenn du dann wieder kommst?

Die Wohnung in Deutschland würde ich dann einfach untervermieten. Im Mietvertrag wäre dann zum Beispiel ein Zeitraum von sechs Monaten festgehalten mit Option auf Verlängerung. Daran ließe sich ja schon mal grob nachweisen, in welchem Zeitraum ich weg war. Ummelden müsste ich mich ja bei meiner Rückkehr, alles andere kann teuer werden, wenn das auffliegt.

Eine ehemalige Kommilitonin von mir hat sich für Erasmus tatsächlich in Deutschland abgemeldet. Sie ist dann für ein Semester nach England gegangen, um dort zu studieren und sie hat dann noch ein Praktikum in einem anderen EU-Land drangehängt und war insgesamt 2 Semester weg. Sie hat dann vorher die Wohnung hier gekündigt und allen ihren Besitz verkauft, verschenkt oder entsorgt und dann ging es los. Wie da die Details gelaufen sind weiß ich aber nicht. Mittlerweile lebt sie wieder in Deutschland.

Das Einwohnermeldeamt interessiert nicht, wie lange du weg bist. Du meldest dich aus Deutschland ab und niemanden beim Amt interessiert, ob du später wiederkommen möchtest. Es könnte schließlich auch sein, dass jemand einen Job im Ausland annimmt und dann nach vier Wochen wieder da ist, weil es nicht funktioniert hat.

Mit der Abmeldung aus Deutschland entfällt die Krankenversicherung. Das ist zumindest bei einem Aufenthalt in Großbritannien sehr praktisch, weil der NHS dich sowieso versorgt, wenn du dort lebst. Das spart durchaus Geld, aber geh unbedingt vorher zum Zahnarzt. Das gilt auch, wenn du hier gemeldet bleibst. Denn oft bekommst du keinen Termin beim NHS-Zahnarzt und privat ist es sauteuer. Verhütung gibt es dagegen kostenlos. In den Niederlanden ist die Krankenversicherung ähnlich günstig wie hierzulande, wenn man studiert, aber man kann sich für weniger Geld gegen Eigenanteile absichern. Deshalb sollte man genau gucken, wie es im Gastland läuft.

Sehr praktisch ist, dass du mit einer Abmeldung keine Meldeadresse mehr in Deutschland hast. Bist du hier gemeldet, gelten sämtliche Schreiben als zugestellt. Das kann bei irgendwelchen Fristen knapp werden. Für deinen Mobilfunkanbieter oder andere Sachen, die du behalten möchtest, kannst du eine Postadresse z. B. bei den Eltern angeben. Ungeliebte Verträge kann man mit der Abmeldebescheinigung gut kündigen.

Was sich steuerlich in Deutschland ändert, das ist bei einem kleinen Einkommen nicht wirklich relevant. Du kannst dich übrigens auch online oder per Fax aus dem Ausland hier abmelden. Ansonsten hat die Abmeldung den Vorteil, dass die jeweilige Auslandsvertretung zuständig ist, wenn es um Pass oder Ausweis geht.