Randfiguren in Romanen oft lieber mögen, als Protagonisten?

vom 07.11.2015, 14:59 Uhr

Normalerweise kann ich mich mit dem Protagonisten eines Buches am besten identifizieren und mag diese Figur auch am liebsten, da man auch am meisten von ihr erfährt und sich mit ihr am meisten verbunden fühlt. Allerdings habe ich kürzlich ein Buch gelesen, wobei ich mich mit dem Protagonisten in dem Buch gar nicht identifizieren konnte. Stattdessen fand ich dafür eine Randfigur umso sympathischer und hätte mir gewünscht, mehr von ihr lesen zu können.

Ist es bei euch auch manchmal so, dass ihr bestimmte Randfiguren in Romanen lieber mögt, als die Protagonisten? Oder ist euch so etwas noch nie passiert?

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» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge



Tatsächlich ist es bei mir sogar in der überwiegenden Zahl der Fälle so, dass ich einen Nebencharakter in einem Buch oder einer Serie sympathischer und interessanter finde als den Protagonisten selbst. Natürlich ist die Hauptfigur meistens der Star einer Geschichte und wird vom Autor entsprechend in Szene gesetzt - manchmal allerdings habe ich dadurch das Gefühl, dass einem regelrecht aufgedrängt wird, dass man sich mit dem Protagonisten identifizieren und ihn mögen muss. Außerdem wird sich meiner Meinung nach oftmals übermäßig darum bemüht, dem Hauptcharakter besonders hervorstechende Eigenschaften oder eine außergewöhnliche Hintergrundgeschichte zu verleihen, wodurch die Person eher konstruiert und überzogen als authentisch und glaubwürdig wirkt.

Bei Nebencharakteren erhält man zwar weniger offizielle Informationen, dafür kann man aber seiner Fantasie viel freieren Lauf lassen. Ich mache mir beispielsweise gerne selbst Gedanken, wie wohl die Vorgeschichte einer solchen Randfigur ausgesehen haben mag, bevor sie in die Handlung der Hauptstory eingebunden wurde, oder welches Schicksal sie am Ende der Geschichte ereilt, wenn das Buch selbst keine direkte Auskunft darüber gibt. Das macht nicht nur viel Spaß, sondern es stärkt auch die emotionale Bindung zum jeweiligen Charakter.

» MaximumEntropy » Beiträge: 8472 » Talkpoints: 838,29 » Auszeichnung für 8000 Beiträge


Ich kann es schon verstehen, wobei es bei mir doch eher seltener der Fall ist, dass ich Randfiguren lieber mag als die Hauptcharaktere. Die Hauptcharaktere werden von den Autoren ja gezielt so beschrieben, dass man sich am besten mit ihnen identifizieren kann. Aber nicht immer funktioniert das auch so gut und manchmal ist es dann schon so, dass ich Randfiguren gerne mag und auch gerne mehr über diese wüsste, als im Buch steht.

» Barbara Ann » Beiträge: 28945 » Talkpoints: 58,57 » Auszeichnung für 28000 Beiträge



So ging es mir auch schon. Ich mochte zum Beispiel in der Harry-Potter-Reihe sehr gerne die Figuren Lupin und Sirius Black, wobei die ja auch eher nebensächlich waren und auch nicht in jedem Band aufgetaucht sind. Auch mochte ich die Weasley-Zwillinge ganz gerne, weil die ein wenig Abwechslung in die Story gebracht haben. Daher kann ich sehr gut nachvollziehen, dass man nicht immer für die Protagonisten schwärmt und sich auf sie fokussiert, auch wenn die natürlich immer sehr positiv und sympathisch dargestellt werden.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Ich habe schon etliche Bücher mit Hauptfiguren gelesen, die ich überhaupt nicht mochte, weil sie von vornherein nicht als Everybody's Darling angelegt waren. Diese Bücher finde ich oft interessanter und unterhaltsamer als die biederen Versuche, mir die Hauptfigur als möglichst nett und toll zu verkaufen. Nett und toll ist im wirklichen Leben praktisch, aber in der Fiktion finde ich es oft interessanter, wenn die Figuren nicht nur attraktiv, beliebt und streberhaft sind. Ich muss schließlich nicht mit ihnen im gleichen Büro sitzen.

Ich denke durchaus, dass gerade die Unterhaltungsliteratur an dem Problem krankt, dass zu wenig der Fantasie des Lesers überlassen wird. Oft genug wird man wirklich am Händchen genommen und durch die Handlung geführt, als habe man noch nie einen mittelmäßigen Fantasy-Roman gelesen oder ähnliches.

Dann schlägt oft genug die Stunde der Nebencharaktere, die alleine schon dadurch interessant werden, dass man die Story eben nicht aus ihrem Blickwinkel vorgekaut bekommt und die nicht unter derart scharfer Aufsicht des Verfassers stehen, damit sie ja nicht aus dem Ruder laufen.

» Gerbera » Beiträge: 11335 » Talkpoints: 53,75 » Auszeichnung für 11000 Beiträge


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