Gestaltung mancher Fragebögen als unpassend empfinden?
Ich musste in meinem Leben schon diverse Fragebögen ausfüllen und ich denke, dass spätestens bei Arztterminen jeder da mal durch muss. Oft ist es ja so, dass man zum Ersttermin einen Fragebogen ausfüllen muss mit Angaben zu Vorerkrankungen, Medikamenten und noch anderen Details.
Dabei ist mir aufgefallen, dass manche Fragebögen wirklich sehr schlecht gemacht sind. Denn dort werden teilweise die Fragen so suggestiv gestellt, dass der Leser sich bei der Antwort automatisch in eine Richtung gedrängt fühlt, sodass eine ehrliche Antwort eher unwahrscheinlich ist. Ich frage mich manchmal, wer solche schlechten Fragebögen überhaupt konzipiert und wessen Idee das überhaupt war.
Auch in Studien läuft man so ja die Gefahr, dass die Ergebnisse verfälscht werden, wenn man die Fragen nicht neutral und offen genug formuliert. Wie seht ihr das? Findet ihr die Gestaltung mancher Fragebögen durchaus unpassend? Oder habt ihr da eher positive Erfahrungen gemacht?
Also bei wissenschaftlichen Studien gibt es bei der Datenerhebung eigentlich eindeutige Richtlinien und Regeln, die es vermeiden, dass Fragen suggestiv gestellt werden. Dadurch würde ja die Qualität der Daten erheblich verloren gehen, wenn man letzten Endes bei der Auswertung der Fragebögen keine eindeutigen Ergebnisse erzielen kann, weil man mit einer Verfälschung rechnen muss.
Ärztliche Fragebögen werden ja in der Regel nicht nur ausgehändigt, um die Daten hinterher zu einem großen, aussagekräftigen Datensatz zusammenzutragen, sondern dienen einfach nur dazu, dass der Arzt gewisse Eckdaten zum Patienten hat, um sich für eine Behandlung zu entscheiden. Wenn da Fragen suggestiv gestellt werden, hat es vermutlich die Funktion, dass der Patient da wirklich ehrlich antworten soll.
Wenn es zum Beispiel um Alkoholkonsum geht, um die Anzahl der Zigaretten, die man pro Tag raucht oder ähnliches. Eben Dinge, wo man die Erfahrung gemacht hat, dass die Patienten oftmals nicht 100 prozentig ehrlich sind.
Gute Fragebögen zu konzipieren ist tatsächlich eine hohe Kunst, und gerade bei Studien und wissenschaftlichen Erhebungen werden da strikte Regeln und Kriterien angewandt, da man die Ergebnisse sehr leicht anfechten kann, wenn die Fragebogengrundlage nicht bestimmte Standards erfüllt. Dann ist mitunter jahrelange Arbeit umsonst geleistet worden.
Nichtsdestotrotz sind auch manche anerkannte und vielfach eingesetzte Fragebögen in meinen Augen sehr unübersichtlich, ungünstig gestaltet oder einfach nur schwer verständlich. Beispielsweise finde ich Skalierungsfragen, wo man die Richtigkeit irgendeiner Aussage für sich selbst beurteilen soll, immer undankbar, weil es sehr schwierig ist, eine ausreichend detaillierte, aber nicht zu breite Skala zu finden. Ein Professor von mir sagte einmal, dass jede Skala mit mehr als drei Abstufungen überflüssig ist, weil sie zu großen Spielraum erlauben würde.
Teilweise sehe ich das ähnlich, aber teilweise wird eine Einteilung in "Stimmt", "Weiß nicht" und "Stimmt nicht" nun mal nicht der Realität gerecht, weil die Wahrheit im wahrsten Sinne des Wortes irgendwo dazwischen liegt. Muss ich aber eine von 10 Stufen ankreuzen, tue ich mich häufig schwer damit, bei der Einschätzung bei der Sache zu bleiben, und wähle nicht selten eher zügig und unüberlegt etwas aus. Dadurch werden die erhobenen Daten natürlich nicht sehr genau.
Nervig ist es auch, wenn die Erklärung der Skalen irgendwo auf Seite 1 des Bogens ganz oben gegeben wird, danach auf Seite 3 oder 4 aber nicht noch einmal aufgeführt ist. Teilweise muss man dann immer wieder zurückblättern, um sich zu erinnern, ob "Trifft voll und ganz zu" nun ganz links oder ganz rechts anzukreuzen war, und ob man überhaupt noch beim gleichen Fragenblock ist oder sich zwischendurch etwas geändert hat.
Sehr lange Fragebögen sind zudem auch schnell ermüdend und verleiten dazu, ab der Hälfte nur noch die Aussagen zu überfliegen und gar nicht mehr richtig darüber nachzudenken, weil die Motivation fehlt und man sich langweilt. Solche Exemplare sollten in meinen Augen gekürzt oder auf mehrere Termine aufgeteilt werden.
Viktoria_ hat geschrieben:Wenn da Fragen suggestiv gestellt werden, hat es vermutlich die Funktion, dass der Patient da wirklich ehrlich antworten soll.
Die Frage ist doch, ob der Patient dann tatsächlich ehrlich antwortet oder nicht. Eine Garantie hat man dafür gar nicht und ich habe schon Fragen in Fragebögen gelesen, die wirklich sehr manipulativ gestellt worden sind und bei denen es mich nicht wundern würde, wenn da sehr viele Patienten falsch und unehrlich antworten. Da meine ich aber keine wissenschaftlichen Fragebögen, sondern die von Ärzten.
MaximumEntropy hat geschrieben:Sehr lange Fragebögen sind zudem auch schnell ermüdend und verleiten dazu, ab der Hälfte nur noch die Aussagen zu überfliegen und gar nicht mehr richtig darüber nachzudenken, weil die Motivation fehlt und man sich langweilt.
Also ich kenne das so, dass Fragebögen dann maximal 4-6 Seiten umfassen sollten, gerne auch weniger. Da ist mir dann beruflich ein Fragebogen in die Hände gekommen, der noch gar nicht zum Einsatz gekommen ist und ich habe fast die Krise bekommen. Der Fragebogen umfasste 14 (!) Seiten, war unübersichtlich gestaltet und da hätte ich als Befragter schon nach zwei oder drei Seiten keine Lust mehr gehabt, die ganzen Informationen mitzuteilen. Wenn Fragen dann noch zu detailliert sind und man sich als zu privat empfindet, wird da auch gerne mal geschwindelt, was ja auch nicht sinnvoll ist.
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