Schluss mit Deutschland Ost und West Unterscheidung?

In der Schule wird ja viel über die neuen Bundesländer gesprochen und es wird auch darüber gesprochen, dass man immer noch Unterschiede macht zwischen Ost und West. Ich kenne es ja nicht anders als es jetzt ist und kann es mir auch nicht so richtig vorstellen. Aber alle reden immer davon, dass man keinen Unterschied mehr machen soll zwischen Ost und West. Speziell geht es um die Arbeitslöhne im Osten. Die sind ja immer noch niedriger als im Westen. Aber wir haben in der Schule Tabellen gehabt, wo man ersehen konnte, dass man im Osten auch sehr viel weniger an Miete und Lebensunterhalt bezahlt.

Im Süden beispielsweise verdient man sehr viel mehr und muss auch mehr Miete zahlen. Außerdem kosten die Lebenshaltungskosten auch einiges mehr. Hier in Nordrhein Westfalen ist Mittelmaß. Man bekommt mittlere bis niedrige Löhne und die Lebenshaltungskosten und die Mieten sind auch auf mittleren Level.

Warum denkt man, dass der Osten benachteiligt ist? Sicher verdienen die Leute dort weniger. Aber sie brauchen doch auch weniger Miete zahlen und weniger an Lebensmittelkosten (wenn man dieser Tabelle glauben kann, die unser Lehrer dabei hatte). Es regt sich doch auch keiner im Süden auf, dass er zuviel bekommt. Wenn man im Süden arbeitet und mit diesen Löhnen im Westen wohnt, dann kommt man auch super mit den Finanzen aus, wenn man die Mieten und Lebenshaltungskosten sieht. Aber man kann ja nicht jeden Tag pendeln.

Denkt ihr, dass der Osten immer noch benachteiligt ist und dass man immernoch zwischen Ost und West unterscheidet, was die Finanzen betrifft?

Wenn man jedoch sieht, wie die Menschen aus dem Osten oft im Westen behandelt werden, muss ich sagen, dass ich da schon sehe, dass manche Westler sich den Ostlern gegenüber nicht sonderlich nett benehmen. Aber woran liegt das wiederum? Warum unterscheidet man zwischen den Ostlern und den Westlern dermaßen, dass die Ostler in manchen Gegenden ziemlich ausgegrenzt werden?

Du könntest genauso Nord und Süd miteinander vergleichen. In München hat man normalerweise auch im selben Beruf einen höheren Verdienst als in Kiel. Ich denke das hängt damit zusammen, dass ja vor über zwanzig Jahren noch dort die Planwirtschaft herrschte. Der Staat besaß alles und jeder Bürger bekam seinen Teil ab. Die Unternehmen hatten keinen Konkurrenzkampf. Der Staat regelte was welches Unternehmen wann herstellt. Dazu gab es immer verschiede Fünfjahrespläne, deshalb auch der Begriff Planwirtschaft. Sicher hast du schon mal etwas vom Kommunismus oder Sozialismus gehört. Alle Menschen sind gleich gestellt. Diese Staatsform herrschte auch in der ehemaligen DDR. Ich glaube auch heute ist die Produktivität im Osten noch lange nicht so hoch wie im Westen. Dafür sind wie du erwähnt hast auch Mietkosten beispielsweise im Osten niedriger, also gleicht sich das alles etwas aus. Deshalb würde ich jetzt nicht behaupten, dass irgendwer benachteiligt ist.

Welche Erfahrungen hast du denn schon gemacht, weil du sagst, dass manche Ostdeutsche im Westen nicht sonderlich nett behandelt werden? Also dass Ossis in Westdeutschland ausgegrenzt werden denke ich nicht. Dazu ist die Mauer schon zu lange offen. Man sagt vielleicht mal wenn man einen Menschen sächseln hört "Sieh mal einer an. Sogar ein Ossi hat die weite Strecke auf sich genommen und ist hier her gefahren", aber ihn deswegen ausgrenzen tut man glaube ich nicht mehr. Und ich glaube man wird nie so richtig beide Länder gleichsetzen können. Man wird da sicher noch in zehn Jahren unterscheiden. Vielleicht in ein paar Jahrzehnten, wenn alles ein bisschen ausgeglichener ist, aber durch den Geschichtsunterricht bekommt jedes Kind gelehrt, dass es da mal einen Osten und einen Westen gab. Ganz wird man Deutschland wohl nie im Ganzen sehen, sogar in Statistiken wird doch der Osten immer vom Westen getrennt.

Ich glaube, dass diese Unterscheidung nie aufhören wird. Denn jede Region hat andere Voraussetzungen und Lebensbedingungen für die Menschen, ist aber auch bekannt für andere Industriezweige. Es gibt Peripherie und Agglomerationsräume, daher kann man nicht von "die Deutschen" und ihren Lebensbedingungen sprechen, wenn man nicht auf regionale Besonderheiten eingeht.