Offen mit eigener Homosexualität in Foren umgehen?
Die Tochter einer Bekannten ist ca. 30 Jahre alt und lesbisch. Sie ist auch in Foren angemeldet, wo ich auch angemeldet bin. Sie "verschweigt" aber, dass sie lesbisch ist und redet immer nur von "ihrem Schatz", wenn sie von der Beziehung redet bzw. schreibt. Die Eltern von ihr gehen auch ganz offen mit ihrer Homosexualität um und verstehen nicht, warum sie nicht zu ihrer Partnerin steht, wo sie sonst nicht hinterm Berg steht, was ihr Privatleben angeht.
Die Partnerin glaubt nun, dass sie sich schämt lesbisch zu sein und sie deswegen immer nur von "ihrem Schatz" redet. Könnt ihr das verstehen? Denkt ihr, dass man auch in Foren offen damit umgehen soll oder denkt ihr, dass es zu privat ist? Würdet ihr als Partner oder Partnerin dann glauben, dass die Person nicht zu euch stehen kann?
Diamante hat geschrieben:Die Eltern von ihr gehen auch ganz offen mit ihrer Homosexualität um und verstehen nicht, warum sie nicht zu ihrer Partnerin steht, wo sie sonst nicht hinterm Berg steht, was ihr Privatleben angeht.
Verstehe ich das richtig, dass die Tochter der Bekannten dann im Internet ganz offen über ihr Privatleben schreibt und nur dieses Detail außer Acht lässt und nicht erwähnt? Oder meinst du damit im Privatleben unter Freunden (also außerhalb des Internets) dass die Tochter da eben offen redet? Manche Menschen wollen sich ja im Internet eine gewisse Anonymität wahren und verraten deswegen nicht alles.
Sie schreibt über ihren Beruf oder auch über ihre Nachbarschaft. Sie schreibt über Erlebnisse, die sie nerven oder die auch schön waren usw. Aber wenn es dann darum geht, dass sie mit ihrer Freundin was unternommen hat, dann umschreibt sie es mit "Mein Schatz" war auch dabei oder "Meinem Schatz hat es nicht so gut gefallen" usw. Das findet "ihr Schatz" nicht so prickend, weil auch bei Antworten dann oft steht. "Dein Mann" usw.
Okay, das ist was anderes und da kann ich schon verstehen, dass da eben der Verdacht aufkommt, dass man sich für die homosexuelle Beziehung schämt. Heutzutage ist es doch total normal homosexuell zu sein. Ich kenne jedenfalls niemanden, der wegen der Sexualität blöd angemacht wird oder verurteilt wird.
Wenn die Tochter in Foren quasi schreibt als würde sie Tagebuch führen würde es mich als Partnerin auch stören, wenn so ein kleines Detail ja verschwiegen wird. Was anderes wäre es gewesen, wenn man generell eher anonym sein möchte und daher keine (echten) Details über das eigene Leben preis gibt.
Täubchen hat geschrieben:Wenn die Tochter in Foren quasi schreibt als würde sie Tagebuch führen würde es mich als Partnerin auch stören, wenn so ein kleines Detail ja verschwiegen wird.
Na ja, man weiß wo sie wohnt, in welcher Stadt, man weiß, wo sie gewesen ist, ob Feier oder Urlaub und sie schreibt auch immer, dass "ihr Schatz" dabei war. Man weiß, was sie gerne isst oder was ihr eher missfällt beim Essen und sie schreibt, eben, was sie erlebt hat und wo sie sich geärgert oder gefreut hat. Aber "ihr Schatz" bleibt dabei ein geschlechtsloses Wesen irgendwie.
Ich kann ihre Freundin auch verstehen, dass sie es nicht ganz so gut findet und die Tochter meint, dass es aber doch keinen was angeht, dass sie lesbisch ist. Sie hat wohl Angst, dass sie im sozialen Netzwerk oder auch in den Foren angefeindet wird.
Mich würde ja mal interessieren, ob es viele homosexuelle Menschen gibt, die mit dem Privatleben eigentlich hausieren gehen, aber in der Hinsicht des Outings im Internet dann doch eher zurückhaltend sind. Kennt ihr vielleicht Menschen, denen das schwer fällt oder fällt bzw. fiel es euch vielleicht selber schwer?
Vielleicht sollte man einfach einmal direkt die Freundin fragen, wieso sie genau das Detail auslässt? Ich erzähle generell nicht so unglaublich viel von meinem Privatleben, aber wenn ich gerade von meiner Partnerin reden würde, würde ich sie wohl auch so bezeichnen. Da bin ich aber generell so; ich glaube, dass bei mir nur recht wenig Leute wissen, dass ich bisexuell bin, weil das Thema eben nie aufkam. Wenn es aufkommt, habe ich dagegen auch kein Problem, das zu erzählen.
Wenn es ein deutsches Forum ist, könnte es dann auch sein, dass sie einfach betonen möchte, dass sie und ihr Schatz in einer Beziehung sind? Bei "Freundin" werden die Leute, wenn der Schreiber weiblich ist, eher an eine platonische Beziehung denken als an eine romantische. Und "Partnerin" gefällt mir zumindest nicht unbedingt, das fühlt sich für mich irgendwie recht distanziert an. "Mein Schatz" dagegen ist zwar geschlechtsneutral, verdeutlicht aber, dass es sich um einen Beziehungspartner handelt.
Wie ist es denn mit Pronomen? Wenn die Kommentare alle an einen Mann denken, müsste sie ja die auch vermeiden. Natürlich gibt es Leute, die das einfach überlesen, aber so häufig ja eigentlich nicht, und ganz ohne Pronomen klingen Texte doch oft seltsam. Würden da aber feminine Pronomen verwendet, dann wäre ja klar, dass die Frau sich nicht schämt, lesbisch zu sein.
Ansonsten kann es, je nachdem, auch trotzdem Angst vor Anfeindungen sein. Sicher wird Homosexualität heute deutlich normaler gesehen als früher, aber homophobe Menschen existieren wohl oder übel trotzdem noch. Da wäre jetzt die Frage, wie es in dem speziellen Forum aussieht und wie es da um die Community gestellt ist. Auf Tumblr hätte ich keine Angst, offen mit sowas umzugehen, aber wenn die Community eher so ist wie sie auf 9gag war, als ich die Seite verlassen habe, würde ich mir das auch dreimal überlegen.
Ich finde immer, dass man offen mit seiner Sexualität umgehen sollte. Es gibt in einer freien westlichen Welt keinen Grund, wieso man es verstecken sollte. Das man jetzt aber nicht direkt jedem Fremden in Chat sagt, ey jo du ich bin lesbisch oder schwul, ist doch klar. Das ergibt sich meiner Meinung nach aus Gesprächen heraus, aber nicht direkt so mit der Tür ins Haus fallen. Ist auch nicht zwangsläufig mein Dingen.
Ich finde aber dennoch generell, ob im Chat oder anderswo, dass man ruhig dazu stehen kann. Es ist in meinen Augen Liebe und die kennt nun einmal kein Gesetz des Geschlechts, wie viele das sich gerne einreden möchten. Liebe ist Liebe und damit hat sich für mich diese lächerliche Diskussion um „schwul wird man geboren“ oder „lesbisch sein ist nicht normal“, was immer noch weit verbreitet und schlimmer in der Gesellschaft wird.
Jeder kann zu dem stehen, wer er ist, wem er liebt oder sie. Das ist mir vollkommen Schnuppe und ich würde da persönlich auch nicht mit hinterm Berg halten, wenn es auf das Thema zugeht, weil es meine persönliche Entscheidung ist, so zu leben und nicht die des Gegenübers. Wer mich am Ende danach beurteilt, hat im Leben sowieso nichts verloren.
Ich beurteile Menschen nun einmal nicht aufgrund der Hautfarbe, der Sexualität, des Berufs oder des Alters. Ich sehe immer den Menschen, sodass mir jeder offen sagen kann, wer er ist oder glaubt zu sein, wem er liebt, was er mag usw.
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