Wäre Beamtenjob im Strafvollzug etwas für euch?

vom 26.03.2017, 17:02 Uhr

In einer TV Dokumentation wurde berichtet, dass deutsche Gefängnisse Riesenprobleme bei der Personalrekrutierung hätten und wenn der Trend sich so fortsetzt, sich man ernsthaft etwas einfallen lassen müsste um genügend Strafvollzugsbeamte sicherzustellen.

Aber woran kann das denn eurer Meinung nach liegen, dass niemand mehr Strafvollzugsbeamter werden will? Ist doch bestimmt kein schlecht bezahlter Job und sicher ist dieser wohl auch allemal. Wäre der Beamtenjob im Strafvollzug vielleicht etwas für euch oder würdet ihr da auch eher ablehnen? Was würde dagegensprechen?

Benutzeravatar

» mikado* » Beiträge: 3037 » Talkpoints: 1.002,67 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Im Strafvollzug zu arbeiten ist nichts besonderes. Ich kenne dort Menschen, die vorher eine einfache KFZ-Lehre gemacht haben. Denn das ist die Voraussetzung für Quereinsteiger, dass sie eine abgeschlossene Ausbildung nachweisen können nebst einem einwandfreien Führungszeugnis, um als Strafvollzugsbeamter arbeiten zu können. Es gibt aber auch Vorgesetzte, die leichte Vorstrafen noch immer mit einem Auge zudrücken übergehen, wie bei der Polizei auch mit maximal 10 Monaten auf Bewährung!

Für mich ist der Job aus vielerlei Gründen nichts. Es gibt für mich ein unterschiedliches Rechtsempfinden, welches mich bei der Ausübung dieses Berufs eben behindern würde. Statt Schwarzfahrer dort sitzen zu haben oder GEZ-Nichtbezahler, sitzen draußen auf freiem Fuß Leute mit 2 Jahre auf Bewährung, die jemanden vergewaltigt haben. Das passt mir eben überhaupt nicht und das Gleichgewicht stimmt nicht.

Steuerhinterzieher sitzen dort manchmal 8 Jahre und ein anderer Vergewaltiger womöglich nur 5 Jahre. Diese ganze Verhältnismäßigkeit ist mir ehrlich gesagt zu bieder. Da ich auch eine Befürworterin der Todesstrafe bin, passe ich ohnehin nicht in unserem demokratischen Möchtegern-System, welches Mörder am Ende auf meine Kosten im Knast sitzen lässt usw. Mit solchen Subjekten, die Kinder vergewaltigt haben, Kinder ermordet haben usw. möchte ich nichts zu tun haben, weil ich garantiert die korrupte Schließerin wäre, die denen weniger gibt, als sie nach unserem Recht verdient hätten.

Ich wäre also in diesem Fall super ungeeignet für diesen Beruf. Ich muss auch sagen, dass die Bezahlung für die Subjekte mit denen ich etwas zu tun hätte, nicht mein Hingucker schlecht hin ist. Schichtdienst, mögliche Übergriffe auf Justizbeamte usw. Das ist alles nicht mein Ding, das habe ich auch ohne, dass ich Beamte bin in meinem Beruf regelmäßig.

Ich habe aber Respekt vor all denen, die diesen Beruf machen und dasselbe gilt für Polizisten. Sie sind am Ende meist die Fußabtreter einiger Leute, kriegen als erstes auf die Fresse und Staatsanwälte etc. sitzen gut in ihrem betuchten dickem Haus. Ich sehe das eben alles ein wenig anders, was aber nicht tragisch ist. Für mich sollten Justizvollzugsbeamte mehr Geld verdienen und auch Polizisten. Auch mehr als Richter oder Staatsanwälte, denn die müssen sich mit dem Pack herumschlagen, ermitteln usw.

Aber wie gesagt, sieht jeder eben anders. Mein Job wäre es nicht und soweit ich von meinen Bekannten mitbekommen habe, ist dieser auch nur dann gut, wenn man wirklich in einem ruhigen Knast arbeitet. Mein Kumpel arbeitet ungern im Männerknast, aber eine Bekannte gerne im Frauenknast, weil sie findet, dass es da recht ruhig ist. Doch sie sagen alle beide, dass Stimmungen schnell umschlagen können. Ist einfach nicht meine Welt.

Benutzeravatar

» Kätzchen14 » Beiträge: 6121 » Talkpoints: 1,40 » Auszeichnung für 6000 Beiträge


Für mich ist jeder Job vor allem eine Charakterfrage. Was dem einen liegt, macht den anderen verrückt. Argumente wie Arbeitsplatzsicherheit und freie Stellen spielen in meinen Augen so gut wie gar keine Rolle. Um einen etwas extremen Vergleich zu bringen: Religiöse Orden sind auch händeringend auf der Suche nach Nachwuchs und bieten prinzipiell lebenslange Versorgung, aber denen rennt aus vergleichbaren Gründen auch niemand die Bude ein.

Ich selber bin nicht der Typ für Sozialberufe aller Art, und Vollzugsbeamter gehört in meinen Augen hier durchaus dazu. Schließlich hat man sehr engen Kontakt mit Menschen, und auch nicht immer mit den einfachsten Zeitgenossen. Sonst säßen sie ja nicht im Knast.

Ich hätte beispielsweise nicht die nötige persönliche Autorität und würde mich zu leicht provozieren lassen. Außerdem merkt man mir nur zu schnell an, ob ich jemanden sympathisch finde oder am liebsten abhauen möchte, sobald die Person auch nur den Kopf durch die Tür streckt. Auch Gefühle aller Art stressen mich, und ich lasse mich nur zu schnell von Wut und Frustration, oder auch Niedergeschlagenheit anstecken. Mich würde ein Job im Knast also psychisch zu sehr anstrengen.

» Gerbera » Beiträge: 11332 » Talkpoints: 52,90 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



Für knapp 2.000 Euro brutto plus minimale Zulagen wie beispielsweise 77 Cent pro Stunde Nachtdienst und die Aussicht auf maximal 3.500 Euro Jahrzehnte später möchte ich da nicht den Kopf hinhalten. Da gibt es genügend Jobs, die mindestens genauso gut bezahlt werden und viel ungefährlicher sind. Das sind nur 1.750 Euro minus private Krankenversicherung. Wenn 1.500 bleiben, ist das gut.

» cooper75 » Beiträge: 13411 » Talkpoints: 515,76 » Auszeichnung für 13000 Beiträge



Alleine die Bezüge sind einer der Gründe, die mich davon abhalten würde. Wie die Konditionen sind hat cooper bereits genannt und für das Geld diesen Job machen, würde ich eben nicht mitmachen.

Was sind schon 1500 Euro? In der Stadt in der ich wohne, bist du damit auf einen zweiten und gar dritten Job angewiesen da du mit den 1500 Euro gerade mal eine 3 Zimmer Wohnung im Monat bezahlen kannst, die nicht einmal in der tollsten Lage ist.

Alles andere ist Nebensache und würde mich nun nicht stören, aber die Rahmenbedingungen sind einfach grottig und lausig, und daher würde ich diesen Job nicht annehmen wenn es eine Alternative gibt.

Benutzeravatar

» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge


Also für mich persönlich wäre das nichts. Abgesehen von dem mickrigen Gehalt würde ich mich in diesem Job extrem unterfordert fühlen. Ich bin schon da richtig, wo ich gelandet bin und würde für nichts auf der Welt tauschen wollen.

Bei den Konditionen kann ich sehr gut verstehen, warum immer weniger Menschen dort arbeiten wollen. Da muss man eben ansetzen und versuchen den Job attraktiver zu gestalten. Bei so schlechten Bedingungen ist es doch scheinheilig, dass man sich wundert, warum die Menschen keine Türen einrennen, um diesen Job machen zu dürfen.

Benutzeravatar

» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge


Ähnliche Themen

Weitere interessante Themen

^