Partner verlassen, wenn er bei Geburt nicht dabei sein will?

vom 18.12.2015, 21:57 Uhr

Eine Bekannte von mir hat mir neulich von Probleme in ihrer Familie erzählt. Ihre Schwester hat ihr zweites Kind bekommen und will sich nun direkt nach der Geburt scheiden lassen. Der Grund ist der, dass ihr Mann bei der Geburt des Kindes nicht dabei war und das obwohl die Geburt ganze 15 Stunden lang gedauert hat und sie es sich gewünscht hatte.

Auch bei der ersten Geburt war er nicht dabei gewesen, da er meinte, dass dies ein traumatisches Erlebnis für ihn sein würde. Ich kann das ehrlich gesagt auch nachvollziehen. Es gibt auch Männer die danach keine Lust mehr auf Sex mit der Partnerin haben, weil sie sowas mit ansehen mussten. Die Schwester hat aber wohl dennoch darauf bestanden, dass er bei der zweiten Geburt dabei sein soll.

Könnt ihr nachvollziehen, dass sich eine Frau von ihrem Partner scheiden lässt, weil dieser bei der Geburt des Kindes nicht da war? Ich finde das merkwürdig, da ich nicht finde, dass der Mann bei der Geburt dabei sein muss. Wie seht ihr das?

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Ich kann es wirklich verstehen, dass sie ihren Mann sehr gerne bei der Geburt dabei gehabt hätte. Ich würde meinen Freund auch gerne dabei haben, wenn es mal soweit ist. Der Partner kann einem dabei ja dann eine gute Stütze sein, wenn man schon daliegt und die Schmerzen ertragen muss.

Dass sie sich aber direkt von ihrem Mann deswegen scheiden lassen möchte kann ich nicht nachvollziehen. Natürlich wäre ich auch sauer auf ihn, wenn er mich in so einer Situation einfach hängen lassen würde, aber ein Trennungsgrund ist das ja trotzdem nicht.

Was ich allerdings sehr egoistisch von dem Mann finde ist, dass er meint, dass das für ihn ein traumatisches Erlebnis wäre. In so einer Situation muss man für seine Partnerin da sein und sie unterstützen und die eigenen Bedürfnisse und Empfindungen auch mal zurückschrauben. Man muss sich auch mal in die Lage seiner Frau versetzen.

» elli.fant06 » Beiträge: 1009 » Talkpoints: 0,96 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Mein Mann soll auch dabei sein und wird auch dabei sein, aber so etwas kann man nicht verlangen. Man kann den Wunsch danach äußern, aber wenn der Mann sich das nicht zutraut und danach auch nicht mit einem schlafen kann, weil er traumatisiert ist, bringt es ja nichts. Ich würde mich wegen so einer Sache nicht scheiden lassen und denke, dass hier entweder die Hormone verrückt spielen oder auch andere Dinge nicht gut laufen.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



Ich muss gestehen, dass ich den Vorgang der Geburt an sich, nicht für den schönsten Vorgang halte. Man erträgt unendliche Schmerzen, das Kind flutscht ja nicht einfach mal kurz aus dem weiblichen Körper heraus, es kann Einiges schiefgehen und es kann jede Menge Blut fließen. Ich habe in der letzten Zeit auch Artikel gelesen, in denen Frauen sich zu Wort meldeten, die geschildert haben, was bei der Geburt ihres Kindes so schief gegangen ist und warum sie sich nicht mehr vorstellen können ein zweites Kind zu gebären.

Noch habe ich keine Kinder, aber ich war auch bei Geburten dabei. Traumatisiert hat es mich nun nicht, aber es ist wirklich nicht sonderlich schön und deshalb kann ich den Mann aber gut verstehen. Das Schönste ist wahrscheinlich das Resultat nach den Qualen, die die Frau erleidet, aber die Geburt selbst kann viele Menschen schon an ihre Grenzen bringen.

Es bringt nichts, dass der Mann dabei ist und danach traumatisiert ist und den Körper der Frau nicht mehr anrühren möchte. Der Mann soll für die Frau da sein, ja natürlich, aber er soll seine psychische Gesundheit auch nicht aufs Spiel setzen. Wenn der Mann solche Momente nicht ertragen kann, dann ist es halt so und es ist kein Trennungsgrund. Es wäre nett, wenn mein Mann bei der Geburt meiner Kinder dabei ist, aber ich denke, dass ich während der Geburt so mit mir selbst beschäftigt bin, dass ich ihn wahrscheinlich dabei nicht benötige.

Ich finde es auch absolut falsch, von dem Mann zu verlangen, unbedingt dabei sein zu müssen. Klar, er trägt auch eine gewisse Schuld an der Situation, aber jeder Mensch hat seine Grenzen und wenn der Mann nach der Geburt unterstützt, dann ist doch alles okay. Crispin, ich finde deine Einstellung wirklich nicht merkwürdig, für mich muss mein Mann auch nicht dabeisein, wenn ich das Kind da unten rauspresse, entschuldigt diese abfällige Art, aber es passiert ja eigentlich nichts Anderes.

» Wibbeldribbel » Beiträge: 12589 » Talkpoints: 11,66 » Auszeichnung für 12000 Beiträge



Ich kann sehr gut verstehen, dass man als Frau gerne den Partner dabei hat. Ich glaube bei meinem ersten Kind würde es mir auch so gehen und ich wäre komplett überfordert, weil ich nicht wüsste, was genau auf mich zukommen wird. Ich meine, man liest und hört so einiges über die Geburt aber meistens geht die Vorstellung ja nicht unbedingt mit der Realität konform.

Außerdem finde ich, dass der Partner schon dabei sein sollte, aber wer sagt denn, dass er ausgerechnet sehen muss, wie das Baby rauskommt? Ich würde meinen Partner dann die ganze Zeit schräg hinter mir stehen lassen, dass er gar nicht sieht, was da unten alles los ist. Dann ist er auch nicht traumatisiert finde ich.

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» Olly173 » Beiträge: 14700 » Talkpoints: -2,56 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Natürlich ist eine Geburt nicht unbedingt ein schönes Erlebnis, gerade wenn man das ganze Blut und eventuelle Komplikationen sieht. Aber sich alleine deswegen scheiden zu lassen finde ich total übertrieben. Da frage ich mich, ob es in der Beziehung nicht woanders Probleme gab und die Sache mit der fehlenden Anwesenheit bei der Geburt nicht vorgeschoben gewesen ist. Wenn sich jemand nur wegen so etwas scheiden lassen möchte, dann wirkt das auf mich eher so, als ob das nur vorgeschoben ist, weil man über die echten Beziehungsprobleme nicht öffentlich reden möchte.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge


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