Würdet ihr beim Erbe um jeden Cent kämpfen?
Ich bekomme zurzeit bei meiner angeheirateten Familie einen sehr unschönen Erbstreit mit. Der Vater ist gestorben und hat ein Haus, die Einrichtungsgegenstände, ein Auto und einen Oldtimer sowie verschiedene Sparverträge hinterlassen. Nun ist eine uneheliche Tochter aus dem Nichts aufgetaucht und macht ihre Ansprüche geltend, was ja Okay ist. Aber anscheinend geht es ihr nicht nur um das Geld, sondern auch um etwas Emotionales, weil sie wohl eine schwierige Kindheit hatte und auf meine Schwager und Schwägerinnen neidisch auf den Vater war, den sie nie hatte.
Jedenfalls ist jetzt alles aus dem Gleichgewicht gekommen. Bevor sie aufgetaucht ist, sah die Verteilung eigentlich noch harmonisch aus, aber jetzt entsteht ein erbitterter Kampf um jede Kleinigkeit. Die aufgetauchte Tochter beispielsweise hat ihren eigenen Gutachter, um das Haus schätzen zu lassen. Sie ist mit dem Verkaufspreis, den ein Käufer bietet, nicht einverstanden. Sie hat einen Rechtsanwalt eingeschaltet, um zu überprüfen, wem der Schmuck der schon lange verstorbenen Mutter gehört.
Es sieht so aus, als ob sie aus Prinzip um jeden Cent kämpft, was durch den Anwalt wahrscheinlich teurer ist, als wenn sie sich mit dem zufrieden gibt, was mein Schwager und meine Schwägerinnen ausgerechnet haben. Das Schlimme ist, dass durch die intensive Beschäftigung mit jedem Gegenstand nun auch meine angeheiratete Verwandtschaft uneinig wird.
Würdet ihr auch um jeden Cent kämpfen, wenn es ums Erbe geht? Oder würdet ihr auf etwas verzichten, um den Familienfrieden zu wahren?
Ich habe solche Streitigkeiten schon mehrfach bei anderen Leuten mitbekommen. Selbst in meiner eigenen Verwandtschaft gab es da schon Streitigkeiten. Da war ich zwar noch ein Kind und nicht betroffen, aber man hat eben Einiges mitbekommen.
Die letzten Erbschaftsprobleme habe ich vor rund drei Jahren bei einem Bekannten erlebt. Seine verstorbene Frau hatte zwei erwachsene Kinder und ein Sparbuch, welches die beiden Kinder nach ihrem Tod erben sollten. Die Sachlage war eigentlich recht klar. Erbschein beantragen, Sparbuch auflösen und an die beiden Kinder aufteilen. Es gab zwar kein Testament, aber mein Bekannter als Witwer war über diese Pläne informiert.
Auf dem gemeinsamen Girokonto war noch etwas Geld, was eigentlich durch die drei Erben geteilt werden musste. Dieser Betrag war aber insgesamt geringer, als die Kosten für den Anwalt. Da habe ich oft gefragt, warum er überhaupt einen Anwalt eingeschaltet hat. Wegen den paar Euro im zweistelligen Bereich hätte ich einfach nur offiziell auf das Erbe verzichtet und die beiden Kinder sich darum streiten lassen.
Ich selbst werde da nicht Streitigkeiten haben, da ich keine Geschwister habe. Mir gehört zwar ein Teil vom Haus meiner Eltern durch Erbschaft, aber meine Mutter trägt die Kosten allein und damit entscheidet sie auch allein. Wobei sie oft meinen Rat vor einer wichtigen Entscheidung einholt.
Ich bin kein Mensch, dem Geld besonders wichtig ist. Mir würde es nach einem Todesfall erst mal darum gehen, dass ich Erinnerungen bekomme, die mich mit der Person verbinden. Außerdem würde ich so ein Haus nicht verkaufen, weil mich das eben sehr an die Person erinnert und wenn ich da die Möglichkeit hätte, würde ich das Haus erhalten. Dafür würde ich auch kämpfen.
Ich finde es schlimm, wenn Menschen dann so habgierig werden, wenn sie sehen, dass etwas zu holen ist. Sicherlich ist es hier auch so, dass man möglichst viel vom Vater haben möchte, weil man es der Tochter nicht gönnt und das finde ich schade. Zwar ist es blöd zu erfahren, dass der Vater noch eine Tochter hat, aber damit muss man leben und sie hat nun mal auch ein Recht auf ihren Teil und so muss man eben damit leben. Man sollte Menschen im Leben seine Anerkennung und Liebe zukommen lassen und nicht erst nach dem Tod um den Nachlas streiten.
Ich glaube eher, dass es davon abhängig ist, wie man selbst ist. Ist man ein Mensch, dem es um das Prinzip geht, dann wird man wohl eher um das Geld kämpfen, egal um wie viel es da handelt. Ist das Prinzip einem egal und man freut sich ein Erbe zu erhalten, dann ist das Geld auch recht.
Ich kann schon gut verstehen, dass man diese Sache ernst nimmt und darauf achtet, dass man das Geld auch in einem fairem Ausmaß erhält. Nur sollte man darauf achten, dass man sich selbst nicht unter Druck setzt und mit Gewalt sich des Geldes wegen negativ verändert.
Ich denke eher, dass du das Erbe annimmst und es dann auch belässt. Ich kenne da ein Gedicht von Goethe, der schrieb über seinen eigenen Tod, dass wenn er selbst nicht mehr lebt, er sich sicher ist, dass die Hinterbliebenen sich um sein Geld und Eigentum streiten werden. Ihm sei es nur recht, schließlich würde er nicht mehr unter den Lebenden wandeln und das Geld sei ihm nicht mehr wichtig, sollen sich ruhig die Lebenden um so etwas zanken.
Ich habe eigentlich gern meine Ruhe und ich denke, solange man sich in einer Erbengemeinschaft halbwegs vernünftig miteinander auseinandersetzen kann, wäre mir eher daran gelegen, dieses Konstrukt möglichst schnell abzuwickeln, meinen Teil einzustreichen und meiner Wege zu gehen. Selbst wenn vielleicht ein anderer Erbe 3,50 Euro mehr einstreicht, weil er vielleicht irgendetwas behalten will, statt es zu verkaufen oder irgendein Gutachter meint mehr herausschlagen zu können (ohne zu wissen wann). Man darf nur nicht den Fehler machen, mich zu reizen oder zu versuchen mir hinten herum zu kommen oder mich über den Tisch zu ziehen. Dann kann ich nämlich zur Höchstleistung auflaufen und ganz andere Seiten aufziehen.
Aber anscheinend geht es ihr nicht nur um das Geld, sondern auch um etwas Emotionales, weil sie wohl eine schwierige Kindheit hatte und auf meine Schwager und Schwägerinnen neidisch auf den Vater war, den sie nie hatte.
Das kann ich sogar verstehen, aber zum einen können ja die Halbgeschwister nichts für diese Situation und zum anderen schadet sie sich selbst, wenn sie ohne vorherigen gütlichen Einigungsversuch gleich Anwälte einschaltet. Die Erbauseinandersetzung wird unnötig in die Länge gezogen und ein nicht geringer Teil ihres Erbteils geht an die Anwälte und den Gutachter.
Als eine Tante von uns starb, haben mein Cousin und meine Cousinen uns drei Geschwister zu betrügen versucht, wo es ging: Mein Bruder und ich hatten z.B. Wertsachen meiner Tante und auch das Bargeld, das im Haus war, in einen Schrank gelegt mit der Absicht, dass sich die Erben zusammensetzen und alles gerecht aufteilen. Als wir das nächste Mal ins Haus kamen, war alles weg. Genauso passierte es mit anderen Dingen. Wir haben das zähneknirschend hingenommen, denn wie sollten wir den Diebstahl beweisen? Außerdem hatten wir wirklich keine Lust, uns weiter mit den Miterben auseinanderzusetzen, wir waren froh, als wir nichts mehr mit diesen zu tun hatten. Wir Geschwister sind durchaus in der Lage, ohne krumme Touren unseren Lebensunterhalt zu verdienen.
In einem anderen Erbfall vor zwei Jahren waren nur wir Geschwister erbberechtigt. Da hat sich jeder - selbstverständlich nach Rücksprache mit den anderen ! - erstmal das herausgesucht, was er gerne für sich haben wollte. Das ging nach Interessenlage, bzw. Erinnerungswert für den Einzelnen. Ich habe keine Ahnung, ob einer von uns was den Wert der Gegenstände anbelangt besser abgeschnitten hat, als die anderen, es interessiert mich auch genausowenig wie meine Geschwister. Wir fanden es schön, dass jeder etwas behalten wollte, was dem Erblasser etwas bedeutet hat. Andere Wertsachen wurden einvernehmlich verkauft und der Erlös ging zu gleichen Teilen an die Erben.
Ich würde es mir wohl nicht gefallen lassen, wenn mich jemand in einem Erbfall um eine große Summe Geld zu betrügen versuchte, z.B. einen Anteil an einer Immobilie oder einen van Gogh, ich würde aber nie um jeden Cent feilschen oder den Verkauf eines Hauses um Jahre hinauszögern, weil ich mir ein paar Euro mehr erhoffe, als von einem unabhängigen Gutachter berechnet oder was von einem Käufer auf reeller Berechnungsgrundlage geboten wird. Da sind mir meine Nerven wichtiger. In dem von anlupa geschilderten Fall scheint es mittlerweile hauptsächlich ums Prinzip zu gehen - da kommt eigentlich nie etwas Vernünftiges raus.
Erbstreitigkeiten sind wirklich etwas ganz Schlimmes. Der Verstorbene hat die Voraussetzungen geschaffen, dass er etwas vererben kann. Diejenigen, die nichts dazu getan haben streiten sich nun um Einzelheiten. Wenn sie von vorneherein die Werte gerecht aufteilen würden, hätten sie alle etwas, selbst die neu hinzugekommene Verwandte.
Dass diese sauer ist, weil sie zu Lebzeiten des Vaters nichts von ihm hatte, ist verständlich. Aber dafür können die Halbgeschwister nichts. Irgendwie finde ich es verständlich, wenn sie nicht zurückstehen will, aber ihr Verhalten ist nicht fair. Es ist ein denkbar schlechter Einstieg. Aber vielleicht ist ihr an einem Miteinander mit den neuen Geschwistern gar nicht gelegen. In einer Erbangelegenheit würde ich anders handeln.
Ich war noch nie in Erbstreitigkeiten verwickelt und mag diese Art von Konflikt auch gar nicht. Ich würde eher auf das Erbe verzichten als mich da zu streiten. Ich finde auch nicht, dass ich einen "Anspruch" auf ein bestimmtes Erbe hat, selbst wenn es dabei um enge Angehörige geht, die mir sehr nah stehen und deren Tod mich sehr treffen würde. Ich bin für mich selbst verantwortlich und kann mir Reichtümer auch selbst erarbeiten, dafür brauche ich kein Erbe. Aber das sieht sicherlich nicht jeder so wie ich.
Link dieser Seite https://www.talkteria.de/forum/topic-215921.html
Ähnliche Themen
Weitere interessante Themen
- Palmen Pflanzen - brauche Tipp / Empfehlung 1070mal aufgerufen · 1 Antworten · Autor: Triops · Letzter Beitrag von Verbena
Forum: Garten & Pflanzen
- Palmen Pflanzen - brauche Tipp / Empfehlung
- Gartenbambus im Treppenhaus überwintern? 1122mal aufgerufen · 1 Antworten · Autor: ZappHamZ · Letzter Beitrag von Verbena
Forum: Garten & Pflanzen
- Gartenbambus im Treppenhaus überwintern?
- Intimrasur - Bekomme immer Pickel! 1491mal aufgerufen · 1 Antworten · Autor: Wifey · Letzter Beitrag von Verbena
Forum: Fingernägel, Haut & Haare
- Intimrasur - Bekomme immer Pickel!
- Anleitung für Star Frisur 1110mal aufgerufen · 1 Antworten · Autor: Osterhasi · Letzter Beitrag von Verbena
Forum: Fingernägel, Haut & Haare
- Anleitung für Star Frisur
- Ist Sprühwachs für die Haare schädlich? 2291mal aufgerufen · 1 Antworten · Autor: winny2311 · Letzter Beitrag von Verbena
Forum: Fingernägel, Haut & Haare
- Ist Sprühwachs für die Haare schädlich?