Sollte man Studenten in die Bibiothek zwingen müssen?
Ich habe dieses Semester einen Dozenten in einem Proseminar, der ein wenig seltsam ist. Das Wort "seltsam" soll jetzt nicht negativ gemeint sein, es soll einfach nur heißen, dass dieser Dozent anders ist als alle anderen, die ich bisher hatte.
Er boykottiert jede Form von Technik und auch Internet. Er besteht darauf, dass Sachen nicht abgetippt werden, sondern dass alles mit der Hand geschrieben wird. Er boykottiert Powerpoint und besteht auch darauf, dass wir unserer Referate eher "altertümlich" mit einem Zettel am Rednerpult und ohne weitere Hilfsmittel halten. Er legt auch keinen Wert auf irgendwelche Informationen aus dem Internet, beispielsweise aus Google Scholar, sondern bevorzugt ganz klar die Instituts-Bibliothek.
Er hat sich deswegen einige Tricks einfallen lassen, um uns Studenten aus seinem Kurs, in die Bibiothek zu "zwingen". In einer Stunde hatte er verschiedene Zettel ausgeteilt, die nummeriert waren und auf jedem Zettel standen andere Informationen, die man bis zur nächsten Stunde herauskriegen sollte. Diese Informationen fand man allerdings nur in der Instituts-Bibliothek. Da jeder einen anderen Zettel hatte, konnte man auch schlecht voneinander abschreiben und musste die Sachen eben selbst nachschlagen. Beim zweiten Mal wurden bestimmte Kürzel aus der Bibliothek abgefragt, sodass man eben nachschauen musste, welches Buch das ist und es eben auf dem Zettel notieren musste. Die Zettel werden immer in der darauffolgenden Stunde eingesammelt und man muss auch seinen Namen auf den Zettel schreiben, damit er weiß, dass man das auch erledigt hat.
Um ehrlich zu sein finde ich das ein wenig übertrieben. Ich meine, wir sind doch alle Studenten und spätestens bei Hausarbeiten oder zur Klausurvorbereitung müssen wir doch eh eine Bibliothek aufsuchen und uns mit der Thematik vertraut machen. Ich finde es extrem befremdlich, wenn man einen Studenten dann auch noch "zwingen" muss, eine Bibliothek aufzusuchen. Ich finde, wenn ein Student Bilbiotheken boykottiert und sie nicht aufsucht, dann hat er definitiv den falschen Weg eingeschlagen und sollte sich das mit dem Studium nochmal überlegen. Wir sind schließlich alle erwachsen und sollten selbst wissen, was für uns das Beste ist. Da bringen dann auch solche Tricks mit den Zetteln auch nichts, wobei diese ja auch nicht benotet werden, sondern eben nur als "Motivation" dienen sollen, sich Bücher mal aus der Nähe anzuschauen.
Ich musste mich bisher eher selten dazu zwingen, in die Bibliothek zu gehen und benötigte Literatur zu holen. Na schön, es ist schon vorgekommen, dass ich 12 Stunden auf den Beinen war und dann mit Vorlesungen und der Arbeit gleichermaßen beschäftigt war. Nach so einem langen und anstrengenden Tag, wo man immer voll da sein muss, kann es natürlich schon passieren, dass man lieber ins Bett möchte statt noch in die Bibliothek zu tingeln. Aber das ist nunmal eine Arbeit, die gemacht werden muss, sofern die Hausarbeiten und Referate rechtzeitig vorbereitet werden wollen. Wenn mein Tag nicht so lang und anstrengend war, gehe ich ganz gerne in die Bibliothek und stöbere gerne mal, was es da so neues gib und nehme auch etliche Literatur zum lernen mit nach Hause.
Findet ihr, dass man Studenten "zwingen" sollte, eine Bibliothek aufzusuchen? Oder sollten Studenten das eher freiwillig machen? Musstet ihr euch schonmal zwingen in die Bibliothek zu gehen oder macht ihr das immer wieder gerne?
Sicherlich muss man nicht alle Studenten dazu zwingen. Und sicher hängt das auch vom Studienfach ab. Ein Medizinstudent wird mit dem allgemeinen Internet weit schneller an die Grenzen der Informationsqualität stoßen. Denn vieles dort ist einfach nur für Laien extrem vereinfacht. Da werden die Studenten sicher freiwillig zu Fachbüchern greifen.
Bei Germanistik ist das schon anders. Da ist das Internet manchmal schon verlockend und treibt manchen Dozenten in den Wahnsinn. Ich hatte das durchaus auch schon, dass da in Seminaren für Fortgeschrittene allen Ernstes ein Referat über die Biographie eines Autoren aus dem 19. Jahrhundert nur über Wikipedia gestaltet haben. Ohne Witz. Die Dozentin ist in dem Kurs fast kollabiert und hat rigoros eine 5 verteilt, was einem nicht bestanden entspricht. Klar steht in Wikipedia das wichtigste drin, aber derartig dünn, dass das eben nur eine schnelle Vorabinformation ist. Und in der Bibliothek bei uns standen mehrere ausführliche Biographien.
Was auch verlockend ist wenn man in der Germanistik viel lesen muss, das sind die Ausgaben, deren Urheberrecht abgelaufen ist, die man zum Beispiel bei Projekt Gutenberg findet. Die sind zwar ganz nett zum so zwischendurch lesen, aber nur eingeschränkt für wissenschaftliche Zwecke geeignet. Ein von der OCR Software falsch erkannter Buchstabe kann im schlimmsten Fall den ganzen Sinn entstellen. Von daher sind eben einige Dozenten in der Germanistik extrem allergisch auf solche Ausgaben.
Klar ist es in dem Fall einfacher, schnell eine mittelprächtige Ausgabe kostenlos im Internet zu suchen, als in die Bibliothek zu gehen. Aber mancher Student sieht das erst nach einigen Semestern ein und bis dahin hat man schon reichlich Chancen verpasst. Ich denke, dass solche Aktionen durchaus dazu dienen sollen, dass die Studenten über ihren Schatten springen und einfach mal die ersten Hemmungen vor der großen und teils schwer überblickbaren Bibliothek zu verlieren. Bei einer Uni die ich kenne, da stehen in einer der Hauptbibliotheken in einem riesigen Koloss alleine schon rund zwei Millionen Bücher. Und das ist nicht die einzige Bibliothek, die es an der Uni gibt. Da kann man als Neuling schon einen Schreck bekommen, wenn man da nichts findet.
Einer unserer Dozenten hat in eines der Basis-Seminare auch mal den Chef der Bibliotheken dieser Uni eingeladen. Der hat dann eine Powerpoint präsentiert und erklärt, wie man sucht, wie die Architektur ist und wie man mit den Signaturen umgeht. Ich denke das war schon sinnvoll. Und vielleicht ist so ein Vortrag sogar sinnvoller, als die Studenten auf eine Rallye zu zwingen.
Ich habe so etwas bei mir im Studium noch nicht erlebt, wobei ich das ehrlich gesagt gar nicht so schlecht finde. Bei mir gab es eigentlich nie eine richtige Einführung ins Studium und in die Bibliothek und man musste sich alles selbst beibringen, also wie man die Bibliothek nutzt und sich selbst Stundenpläne erstellt und so etwas. Als Ersti ist das ja unheimlich schwer, gerade dann, wenn man niemanden hat, der einem so etwas erklärt. Von daher finde ich es gut, wenn man solche Basics in den Proseminaren lernt.
Die Proseminare legt man ja meistens alle zu Beginn des Studiums ab und meistens sind da auch Studenten aus den ersten Semestern drin, die auch noch nicht ganz so viel Erfahrung haben und vielleicht auch noch gar nicht richtig wissen, wie man die Bibliothek nutzt. Da ist es doch super, wenn man auf diese Weise lernt, wie man Informationen in der Bibliothek suchen kann und wie man diese eben auch nutzen kann. So hat man dann weniger Schwierigkeiten, wenn man dann irgendwann selbst etwas suchen muss.
Schaden kann das also nicht und ich finde das gerade für Erstis sehr gut, da man da vielleicht tatsächlich noch nie die Bibliothek nutzen musste. So richtig genutzt habe ich die Bibliothek auch erst Ende des ersten oder zweiten Semesters, als ich meine ersten Hausarbeiten geschrieben habe. Von daher ist es gut, wenn man da einen Einblick bekommt.
Früher oder später wird aber jeder Student die Bibliothek nutzen müssen, da man da ja nicht drum herum kommt. Man muss sie ja nutzen, um Hausarbeiten schreiben zu können und um Referate vorzubereiten. Allerdings ist es eben nicht schlecht, wenn man da schon fit ist, was die Nutzung angeht.
Ich finde so eine Praxis ehrlich gesagt ziemlich befremdlich. Ich kenne das so, dass es für Erstis extra Einführungsveranstaltungen gab und man uns eben eine Führung durch die Bibliothek gegeben hat und uns alles erklärt hat, was man da beachten muss. Studenten sind in den allermeisten Fällen volljährig, daher sollte man sie meiner Ansicht nach selbst entscheiden lassen, ob und wie sie geforderte Studienleistungen erbringen. Wer keine Lust hat, hat eben Pech und sollte sich dann überlegen, ob er das Studium überhaupt weiterverfolgen möchte.
Auch ist es ja oft so, dass manche Studenten dann arbeiten müssen, da sie keinen Unterhalt und kein Bafög erhalten. Daher sehe ich es dann auch kritisch, wenn man die Studenten dann mit solchen Aktionen in die Bibliothek zwingt, sodass sie dann kein Geld verdienen können und dann finanzielle Probleme bekommen. Dort wo ich studiert habe, war Wohnraum extrem teuer und knapp bemessen. Da hat nicht mal ein Studentenjob zum Überleben gereicht oder nur knapp.
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