Brautkleid nur verkaufen wollen, egal wie es Kundin steht?
Ich höre immer, dass die meisten Verkäuferinnen in Brautmodeläden sagen, dass ihnen wichtig ist, dass ihre Kundinnen auch eine gute Beratung bekommen und sie nicht möchten, dass die Kundinnen am Ende in einem unmöglichen Kleid heiraten, dass ihnen vielleicht gar nicht steht.
Meist sagen die Verkäufer dann auch, dass die Braut ja auch ein Aushängeschild für das Geschäft ist und es eben auf sie zurückfällt, wie die Braut an dem Tag aussieht. Ich muss auch sagen, dass mir eine Beratung schon wichtig wäre und ich es nicht gut finden würde, wenn man mich in irgendein Kleid stecken würde und dies einfach nur verkaufen möchte. Das mag es natürlich auch geben, sollte aber sicher nicht die Regel sein.
Habt ihr schon erlebt, dass eine Verkäuferin ein Brautkleid einfach nur loswerden wollte und es dabei egal schien, ob es der Braut steht oder nicht? Meint ihr nicht auch, dass dies auf den Laden zurückfällt und dies eher schadet? Wie würdet ihr da reagieren, wenn ihr merkt, dass euch nur etwas aufgeschwatzt werden soll?
Ob jemandem etwas steht oder nicht, ist doch eine ganz subjektive Entscheidung, das kann man nicht anhand objektiver Kriterien festmachen. Der eine findet, ihm steht etwas und der andere nicht bzw. der einen Braut gefällt ein Kleid, der anderen nicht. Wie will man das standardisieren, ob jemandem etwas steht? Vielleicht findet die Braut ein Kleid total schön, was die Verkäuferin nicht empfehlen würde und umgekehrt? Oder machst du immer das, was die dir Beraterinnen in den Modegeschäften sagen? Du musst doch letztlich selbst wissen, ob dir ein Kleid steht. Das musst du selbst entscheiden.
Ich glaube schon, dass ein Brautmodenladen es sich nicht unbedingt leisten kann, wenn die Braut ein Kleid aus dem Laden hat, was einfach nicht gut sitzt. Wobei das ja immer auch eine Frage der Wahrnehmung ist. Manchmal findet man selber es ja total schön und andere Leute finden es dann nicht schön. Die Verkäuferin bei mir war sehr ehrlich und hat dann auch ihre Meinung dazu gesagt, so etwas finde ich auch wichtig. Immerhin gibt man da ja nicht nur 50 € aus, sondern weitaus mehr und da kann man einen gewissen Service auch erwarten.
Über Geschmack kann man sich streiten, letztendlich muss es aber der Kundin ja wirklich gut gefallen. Man kann als Verkäuferin natürlich verstärkt auf die positiven Dinge am Kleid aufmerksam machen, aber bequatschen ist da keine gute Idee. Klar möchten die ihre Ware verkaufen, aber ein guter Brautmodenladen sollte auch Rücksicht nehmen.
Eine Bekannte wurde damals ganz schön gedrängt, die Verkäuferin hat so lange auf die eingeredet, bis sie das Kleid mit einer Anzahlung reserviert hat und ein paar Stunden später wie sie unglücklich über ihre Zusage, weil das Kleid eigentlich nicht ihr Traumkleid ist. Die Verkäuferin meinte auch, dass sei das letzte und werde bis zum nächsten Tag sicher weg sein, als sich die Bekannte etwas Bedenkzeit erbat. Zum Glück konnte trotz der Anzahlung mit der Chefin noch ein Kompromiss gefunden werden, der für beide Parteien funktioniert hat.
Ich habe auf dem Gebiet nur wenig Erfahrung, aber ich denke, dass hier wie so oft die Wünsche der Kundschaft im Vordergrund stehen sollten. Ich würde im Zweifelsfall hoffen, dass die Mitarbeiterinnen genügend Erfahrung und ein Auge fürs Detail haben, um mir dabei zu helfen, ein Kleid zu finden, das meiner Figur schmeichelt und meinen Wünschen entspricht. Schließlich ist das ihr Job, entsprechend ein Kleid zu finden, welches die "Problemzonen" kaschiert und die Vorzüge hervorhebt. Hässlich aussehen möchte schließlich niemand.
Aber letzten Endes ist es nicht ausschlaggebend, ob die Verkäuferin der Meinung ist, dass der Kundin das Kleid "steht". Hier geht es um Gefühle. Manche Frauen träumen von einem gigantischen weißen Monster und sehen am Schluss aus wie die Eiger-Nordwand im Januar oder ein geschmolzener Eisbecher, sind aber total glücklich und geben einen Dreck darauf, dass ein Reifrock und Unmengen Tüll bei einer Kleidergröße von (konservativ geschätzt) 54 eher gletscher- als prinzessinnenhaft wirken. Und wieder andere möchten, dass der Busen fast heraus quillt oder glauben, eine Taille zu haben, obwohl da eher der Äquator sich befindet. Bei diesen Bräuten wird auch niemand dem Brautmodeladen einen Vorwurf machen.
Es geht doch nur darum, den Kunden das zu verkaufen, was sie haben wollen. Sonst rennen die weg, es spricht sich herum durch Mund-Propaganda und im Extremfall kann man den Laden gleich dicht machen und schlittert von der Selbstständigkeit in die Insolvenz. Nicht jeder weiß, was ihm steht, aber warum sollte man den Kunden da bevormunden oder irgendwie "überreden"?
Eine Bekannte von mir trägt gerne schwarze Kleider, Kategorie "Kartoffelsack" und ist der Ansicht, dass ihr das total gut stehen würde, dabei wirkt sie durch das schwarz noch blasser, trostloser und regelrecht depressiver und durch den Schnitt sieht sie aus wie ein gestrandeter Wal. Aber wenn sie so begeistert und felsenfest davon überzeugt ist, dass ihr so etwas steht, dann bringt es nichts da was zu sagen, dann redet man gegen eine Wand.
Grundsätzlich würde ich behaupten, dass man trotzdem versucht die Ware an den Kunden zu bringen, da sind die Umstände doch egal. Sicherlich wird das bestmögliche Brautkleid verkauft, allerdings ist dieses ganze Hochzeitsthema doch bekannt dafür, dass es gerne mal überteuert angepriesen wird. Das fängt bei der Hochzeitstorte an, geht zur Dekoration und den Blumen und es hört beim Brautkleid auf.
Ein Brautmodengeschäft kann auch nicht nur von Luft und Liebe leben, deshalb wird wohl hin und wieder mal ein Brautkleid einfach verkauft. Wenn eine Kundin total versessen auf ein bestimmtes Kleid ist und sich nichts einreden lassen möchte, da bringen große Diskussionen doch gar nichts. Manche Frauen werden eben zu Bridezilla und haben eine genaue Vorstellung im Kopf und verfallen regelrecht in ihren verkrampften Perfektionismus.
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