Kann man Zeugnisnoten anfechten?

vom 13.02.2012, 13:09 Uhr

Kind X geht in die vierte Klasse einer Grundschule. Die Tage gab es die Halbjahreszeugnisse. Kind X hat in fast allen Fächer eine Eins oder eine Zwei. Nur im Fach Musik steht eine Drei auf dem Zeugnis. Das Kind ist natürlich ein wenig geknickt.

Laut dem Kind wurden in dem Fach zwei schriftliche Arbeiten geschrieben, die mit einer Eins und einer Zwei benotet wurden. Ansonsten verteilt die Lehrerin während der Stunde für Antworten Noten. Das Kind schreibt sich alle Noten fleißig auf und hat somit einen guten Überblick über seinen Stand. Alle notierten Noten schwanken zwischen 1 und 2. Schlechter war sie nie. Das Kind sprach die Klassenlehrerin an, die dann zwar kurz im Klassenbuch nachsah, dann aber merkte, dass die Musiklehrerin keine Noten im Klassenbuch notiert hat und sich die Notizen wohl in ihren eigenen Unterlagen gemacht hat.

Das Kind findet sich nun natürlich ungerecht bewertet. Die Eltern wissen nun auch nicht so recht, was sie unternehmen sollen. Die Aufzeichnungen des Kindes sind sonst an sich immer zuverlässig. Klar stört eine einzige 3 auf dem Zeugnis nicht, aber es geht da ja auch ein wenig um das Prinzip. Wobei die Eltern auch am überlegen sind, ob sich vielleicht die Klassenlehrerin beim Übertragen in das Zeugnisformular verschrieben haben könnte.

Ist es generell möglich eine Zeugnisnote anzufechten? Immerhin gibt es hier ja durchaus Belege. Und selbst wenn die mündliche Mitarbeit schlechter als notiert gewesen wäre, müsste das Kind ja gar nicht am Unterricht teilgenommen haben, damit eine solche Note gerechtfertigt wäre. Wie muss man vorgehen, wenn man eine Zeugnisnote anfechten möchte? Wer ist der Ansprechpartner?

» XL » Beiträge: 680 » Talkpoints: -0,02 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Ich würde mich zu erst einmal als Elternteil an die entsprechende Lehrerin widmen und danach dann eventuell an die Klassenlehrerin. Ich finde es ehrlich gesagt ziemlich krass, dass sich das Kind wirklich alle Noten mitschreiben soll? Das kann ich mir gar nicht vorstellen, aber das steht hier ja auch nicht zur Debatte. Generell kannst du jede Note anfechten, wenn du damit nicht zufrieden bist. Allerdings ist das mit einem sehr langem Prozess verbunden und das Kind wird dann meistens noch einmal "nach geprüft" und da kann man sowohl besser als auch schlechter werden.

Ein weiterer Punkt, der mich irgendwie stört, ist aber auch, dass im Fach Musik zwei schriftliche Arbeiten geschrieben wurden. In der vierten Klasse finde ich das schon etwas übertrieben. Allerdings müssen diese Tests auch nicht unbedingt so stark gewertet werden, dass sie eine zwei berechtigen würden. Denn wenn das Kind wirklich gar nicht mitmacht, dann könnte es auch eine fünf kassieren und das wäre trotzdem begründet, da die zwei "Noten" das meiner Meinung nach nicht raus reißen können. Aber da ich nicht dabei war, kann ich das auch nicht beurteilen.

Also bevor eine höhere Instanz eingeschaltet wird, erst einmal mit der entsprechenden Lehrerin reden. Vielleicht ist es da wirklich nur zu einem Missverständnis gekommen oder die Note ist gerechtfertigt und das Kind versucht nun irgendwie, an dieser einen schlechten Note etwas zu finden, damit es diese auch noch los wird. Das kann man ja nicht wissen.

» Wunschkonzert » Beiträge: 7184 » Talkpoints: 42,56 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


Na klar kann man Zeugnisnoten anfechten. Lehrer sind ja auch nur Menschen und auch ihnen kann mal ein Fehler unterlaufen. Ein Klassenkamerad hat beispielsweise in der letzten Bioklausur 15 Punkte geschrieben und auch im Mündlichen ist er relativ gut dabei. Trotzdem gab es auf dem Halbjahreszeugnis nur 10 Punkte, was ja nicht sein kann. Sein Mündliches ist auf keinen Fall so schlecht, als dass sich die Endnote um 5 ganze Punkte von der Klausurnote unterscheiden kann. Also hat mein Mitschüler die Biolehrerin um ein Gespräch nach dem Unterricht gebeten. Ich habe es nicht so genau mitbekommen, aber soweit ich weiß, bekommt er nun ein neues Zeugnis mit einer besseren Bionote ausgestellt.

Auch in der Grundschule hat sich eine Klassenkameradin bei unserer damaligen Sportlehrerin wegen ihrer Sportnote beschwert. Sie ist auch persönlich zur Sportlehrerin gegangen und hat gefragt, wie es trotz ihrer Ehrenuhrkunde bei den Bundesjugendspielen und ihrer sehr guten Leistungen im Sport nur für eine Zwei gereicht haben konnte. Und es stellte sich heraus, dass die Lehrerin tatsächlich einen Fehler gemacht hatte, der sofort behoben wurde.

Wie du siehst, lohnt es sich auf jeden Fall, eine ungerechte Zeugnisnote anzufechten. Das Kind kann, wenn es sich traut, die Lehrerin selber fragen, wie das sein kann oder ein Elternteil bittet die betreffende Lehrerin um ein persönliches Gespräch.

» Cappuccino » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Anfechten kann man die Noten, aber so wie du das beschreibst wollen hier die Eltern mit Kanonen auf Spatzen schießen. Denn ein Gespräch mit Klassenlehrer und auch Fachlehrer kann hier eventuell schon einen Irrtum beheben. Es ist durchaus denkbar, das einfach nur eine Verwechslung vorliegt, welche schnell behoben werden kann.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge



Natürlich ist sowas ärgerlich, gerade wenn es die einzige Drei auf dem Zeugnis ist. Sowas würde mich auf die Palme bringen, aber es gibt leider viel zu viele Lehrer, die einfach nur ungerecht bewerten. Wahrscheinlich mag die Lehrerin das Kind nicht besonders und gibt deswegen "nur" eine 3.

Die Eltern sollten jetzt auf jeden Fall mit der Lehrerin sprechen, weil das ist wirklich unfair. Wenn das aber alles nicht helfen sollte, dann müssen die Eltern wirklich zum Schulleiter gehen. So würde ich es jedenfalls machen.

» flopost » Beiträge: 594 » Talkpoints: 5,93 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Selbstverständlich kann man eine Note anfechten. Jeder Lehrer muss begründen können, warum er diese oder jene Note vergeben hat. Allerdings würde ich da nicht gleich wütend in die Schule brausen und einen Aufstand machen, sondern als erstes würde ich um ein Gespräch mit der Musiklehrerin bitten. Sie soll dann dazu Stellung nehmen, warum es zu diesem Dreier gekommen ist.

Im übrigen habe ich das Argument schon öfters gehört, dass sich Eltern oder Schüler über eine Note empören, wenn das Kind in allen Fächern eben eine 1 oder 2 hat und nur in einem Fach eine schlechtere Note. Aber warum soll man in einem Musikunterricht nicht eine 3 bekommen können, auch wenn man in den anderen Fächern besser ist?

Das Kind hat sich scheinbar die Noten aufgeschrieben, die es im Laufe des ersten Semesters gesammelt hat. Dazu sollte man jedoch auch bedenken, dass sich eine Zeugnisnote nicht nur aus den Noten von Prüfungen ergibt. Viele Lehrer machen das zwar so, aber genau genommen ist es nicht richtig. Die aktive Teilnahme am Unterricht ist auch sehr ausschlaggebend für die Zeugnisnote. Um es einmal krass auszudrücken: Selbst wenn das Kind bei Tests und Prüfungen immer nur eine 1 oder eine 2 hat, sich im Unterricht aber zum Beispiel weigert aktiv mitzuarbeiten, dann kann das Kind durchaus auch eine 3 im Zeugnis stehen haben.

Dieses Prinzip finde ich auch durchaus gut, weil es eben auch Schüler gibt, die immer nur auf die schriftlichen Arbeiten hinarbeiten und die Unterrichtszeit mehr oder weniger verschlafen. Und gerade in Fächern wie Musik, Zeichnen, Turnen, Religion oder dergleichen wundert man sich immer wieder, wenn da nicht automatisch eine 1 im Zeugnis steht, aber auch in diesen Fächern kann man eben eine schlechtere Note bekommen.

Dennoch: Ich würde wie gesagt zunächst einmal im Freundlichen das Gespräch mit der Musiklehrerin aufsuchen. Da wird sich denke ich schon einmal sehr viel klären. Falls das nicht so sein sollte, würde ich einmal mit dem Klassenvorstand sprechen. Spätestens dieser Schritt reicht oft aus, aber selbst wenn das nicht so sein sollte, kann man noch immer zum Direktor oder zur Direktorin gehen. Zu höheren Stellen würde ich in diesem Fall ehrlich gesagt nicht gehen, da müsste dann schon generell etwas mit der Schule nicht stimmen, wenn sich das Schulintern nicht lösen lassen sollte.

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» tournesol » Beiträge: 7760 » Talkpoints: 69,99 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


Klar kann man solche Noten anfechten. Fraglich ist nur, ob das wirklich schon das letzte Mittel sein sollte. Immerhin wurde hier erst einmal der Klassenlehrer gefragt, der nun nicht erklären konnte, wieso die Musik-Note doch um einiges schlechter ausfiel als erwartet. Daher sollte eigentlich der nächste Weg zu der Fachlehrerin führen und mit dieser sollte geklärt werden, wieso es zu solchen Diskrepanzen kommt. Eigentlich sollte so die Note schnell korrigiert werden können, wenn sich die Lehrerin wirklich vertan hat.

Sollte auf diesem Weg keine Einigung erzielt werden können, die durchaus auch darin bestehen könnte, dass das Kind doch einen Fehler gemacht hat oder die Lehrerin einen Fehler nicht einsieht, dann kann und sollte die Note angefochten werden.

» JotJot » Beiträge: 14058 » Talkpoints: 8,38 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Natürlich kann man die Noten anfechten, nur verstehe ich ehrlich gesagt nicht, welchen Sinn das in diesem Fall macht. Wir sprechen hier von Halbjahreszeugnissen und von der vierten Klasse, also Grundschule. Es ist ja nicht so, dass die Zukunft sonst komplett im Eimer ist. Was anderes wäre es gewesen, wenn man versuchen würde die Abiturnoten anzufechten, um den NC zu korrigieren, damit man bessere Chancen auf ein zulassungsbeschränktes Studium hat. Aber in der Grundschule ist das in meinen Augen die reinste Verschwendung von Zeit und Energie, wenn man dagegen angehen möchte.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge


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