Als Opfer zum Täter gemacht werden

vom 20.06.2018, 11:35 Uhr

Hier Mobbing dem man vermeintlich nicht entweichen kann schrieb ich von meiner Vergangenheit in der Schulzeit und die Zeit als Mobbingopfer. Das Ganze hörte erst auf, als ich mich einmal heftig wehrte. Es war auf dem Schulweg genau vor der Schule. Ich habe mich umgedreht und mit einem Schlag auf die Nase der Mobberin es geschafft das Nasenbein zu brechen. In dem Moment war mir nicht bewusst, was ich getan hatte. Das Mobben war damit aber vorbei. Leider ging es dann aber weiter mit Konsequenzen für mich.

Da ich noch keine 14 Jahre alt war, kam rechtlich nichts auf mich zu. Aber die Schule hat eine Schulkonferenz einberufen und ich war knapp davor von der Schule zu fliegen. 3 Jahre habe ich die schlimmste Mobberei mitgemacht und einmal habe ich mich gewehrt. Es hat sich alles angestaut bei mir. Nun war ich der Täter und kein Opfer mehr. Bei den Mobbern war ich nicht mehr der kleine Feigling. Aber dafür bei den Lehrern und Eltern eine Schlägerin.

Meine Mutter brummte mir privat noch einige Strafen auf, so dass ich zwar die Mobber los war, aber mich als Täter fühlte. Sicher habe ich damals nicht richtig reagiert. Aber für mich war das die einzige Möglichkeit meine Peiniger los zu werden. Zumindest das hat ja geklappt. Sie haben dann einen großen Bogen um mich gemacht.

Kennt ihr Fälle, wo ein Opfer zum Täter gemacht wurde oder wurde? Wie ist diese Umkehrung passiert? Was hat das ehemalige Opfer dann für Strafen bekommen?

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge



Ich habe auch schon ein paar Fälle von Mobbing erlebt und war auch schon betroffen. Man versucht sich schon irgendwie zu wehren, aber mir ist das irgendwie nie so recht geglückt. Ich kann aber schon in gewisser Weise nachvollziehen, dass man in solch einem Fall durchaus vom Opfer selbst zum Täter wird oder eben dazu gemacht wird. Viele sehen Mobbing als nicht so dramatisch an, wie vielleicht jemanden körperlich zu verletzen. Irgendwann platzt man sicherlich einfach und möchte nur, dass es eben aufhört und will sich dann wehren.

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge


@Nelchen, das Ganze ist mehr als 40 Jahre her und da war Mobbing etwas, womit man eben leben muss. Dass Kinder da dermaßen drunter litten wurde totgeschwiegen. Es war eben eine kindliche Auseinandersetzung mit anderen, gleichaltrigen Jugendlichen und Kindern. Das wurde einfach nicht ernst genommen und ich wollte einfach, dass die mich alle in Ruhe lassen. Heute wird das zum Glück ernster genommen und da kann man heute auch viel mehr Aufsehen erregen und die Täter vorher stellen und Mobbing verhindern. Aber dennoch bleibt es und viele Opfer haben immer noch Angst.

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge



Das erinnert mich sehr an einen Vorfall, als ich vierzehn Jahre alt war und die Klasse gewechselt hatte. Dort in der neuen Klasse gab es einen gut aussehenden und sehr starken Jungen, den alle Mädchen toll fanden. Nur leider hatte er eine furchtbare Angewohnheit: er war nämlich in seinem jugendlichen Ungestüm den Mädchen gegenüber in irgendwelchen Balgereien nicht nur unsanft, sondern regelrecht gewalttätig. Sein liebstes Spiel bestand darin, sich ein Mädchen seiner Wahl zu schnappen, sie gegen eine Wand oder über einen Tisch zu drücken und ihr dann zum Beispiel den Arm auf dem Rücken zu verdrehen, bis sie geschrien hat.

Eines Tages hat er das dann auch bei mir wiederholt versucht. Und wenn einem als schlanken, eher durchschnittlich großen Mädel von einem dreißig Kilo schwereren Kerl der Arm auf dem Rücken bis zum Anschlag verdreht wird, tut das schon wirklich sehr weh. Von der Demütigung mal abgesehen. Also habe ich das einzige getan, was mir am sinnvollsten erschien: als ich mich wieder rühren konnte, habe ich mich blitzartig umgedreht und ihm eine heftige Ohrfeige verpasst. Für mich war das nur absolut logisch und folgerichtig, schließlich wurde ich körperlich massiv attackiert. Das Resultat konnte sich sehen lassen, er fing nämlich an zu weinen.

Und meine lieben Geschlechtsgenossinnen, was taten sie? Sie trösteten ihn (!) und attackierten mich verbal aufs Schärfste, wie ich so etwas Schlimmes nur tun konnte und machten mich dann auch ansonsten an diesem Tag übel fertig. Plötzlich war in der Konstellation also ich die Böse. Ich bin heute noch fassungslos, wie devot und untertänig junge Mädchen der Männerwelt gegenüber sein können. Unsere Lehrerin hat ihnen dann auch ein Jahr später gesagt, dass sie bis auf wenige Ausnahmen prophezeien kann, dass sie sich alle von den Männern im Leben später werden unterbuttern lassen.

» Verbena » Beiträge: 4921 » Talkpoints: 0,32 » Auszeichnung für 4000 Beiträge



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