Welchen Stellenwert haben soziale Kontakte bei Kindern?

In meinem Bekanntenkreis zieht eine Familie jetzt ziemlich weit weg. Die Geschwister meiner Bekannten sind noch ziemlich klein. Mit 3, 5 und 8 Jahren fällt es ihnen auch schwer hier wegzuziehen. Denn sie haben auch ihre ganzen Freunde hier, die sie wohl kaum noch wiedersehen werden, weil sie ins Ausland ziehen.

Die Eltern machen sich anscheinend wenig Gedanken darüber. Denn sie meinen, dass Kinder sich schnell an die neue Umgebung gewöhnen werden und auch schnell neue Kontakte knüpfen werden. Aber welchen Stellenwert haben soziale Kontakte bei Kindern wirklich und wie ernst sind sie zu nehmen?

Ich denke, das 3 jährige Kind wird nicht so viele Schwierigkeiten haben, dem 5 und dem 8 jährigen wird es wohl schwerer fallen. Aber wie alle Menschen sind ja auch alle Kinder individuell und wie sie nun genau dann reagieren ist unterschiedlich. Es gibt Kinder, die trauern ganz schlimm ihren Freunden nach, ziehen sich zurück, lassen niemanden an sich heran und schließen nur sehr schwer neue Freundschaften. Andere Kinder aber sind zwar wohl erschüttert, gewöhnen sich aber schnell an die neue Gegend und knüpfen neue Kontakte.

Soziale Kontakte sind für Kinder natürlich sehr wichtig. Aber in dem jungen Alter finden die Kinder normalerweise schnell neue Freunde. Wie gesagt kommt es aber auch immer auf das einzelne Kind an. Ich persönlich hatte nie Probleme schnell neue Freunde zu finden. Und auch in meiner Ausbildung in diversen Kindergärten hatte ich bisher meistens neu zugezogene Kinder, die sich schnell eingewöhnt hatten und schnell neue Freunde gefunden haben. Solange die Kinder noch klein sind, werden sie sich schnell an alles neue gewöhnen und je jünger sie sind, wenn sie ins Ausland ziehen, umso schneller erlernen sie auch die neue Sprache. Ich denke es ist besser, wenn die Eltern jetzt ihre Pläne verwirklichen, solange die Kinder noch klein sind, je älter die Kinder werden, umso schwerer fällt es ihnen, aus der gewohnten Umgebung genommen zu werden.

Natürlich sind soziale Kontakte enorm wichtig, aber ich finde es ist jetzt ein Unterschied, ob du nach der generellen Bedeutung von sozialen Kontakten fragst oder wie wichtig es ist, dass diese erhalten bleiben. Zur ersteren Frage würde ich sagen, dass soziale Kontakte unentbehrlich für die Entwicklung eines Kindes sind, weil es durch andere Kinder generell den sozialen Umgang mit anderen lernt und der Umgang mit anderen auch sehr wichtig ist, wenn es um die moralische Entwicklung eines Kindes und Jugendlichen geht, wie auch um die Identitätsbildung. Kinder brauchen Vorbilder und Freunde, die ''peer group'' ist extrem wichtig für die Entwicklung eines Kindes.

Wenn ich mich aber der Frage zuwende, ob es in Ordnung ist wenn diese soziale Kontakte durch einen Umzug oder andere Umstände abbrechen, so muss ich ganz ehrlich sagen, ja. Sowas wird einem im Laufe des Lebens doch ständig passieren, Freunde ziehen weg, wegen der Familie, wegen der Arbeit, wegen der Gesundheit oder wegen noch anderen Umständen, man muss auch lernen loszulassen und in der neuen Heimat werden die Kinder doch auch neue Freunde kennen lernen. Klar ist das im ersten Moment weniger schön für alle beteiligt, aber die Eltern werden schon ihre Gründe für den Umzug haben und deswegen finde ich es nicht weiter schlimm, dass die Kinder eben auch alte Freunde zurücklassen müssen, weil sie wieder neue finden werden. Auch loslassen muss man lernen.

Ich sehe das so wie Crispin. Kinder müssen lernen, dass es auch zu Veränderungen kommen kann und das Leben nicht immer nach Plan verläuft. Status Quo wird sich im Leben nie langfristig erhalten lassen, daher muss man lernen mit Veränderungen umzugehen. Ich persönlich bin damals mit 9 Jahren umgezogen und mir hat es überhaupt nicht geschadet.

Ich finde sogar im Nachhinein, dass das die beste Entscheidung überhaupt war, denn im anderen Wohnort hätte ich eine ganz andere berufliche Laufbahn eingeschlagen und hätte es nie so weit gebracht wie jetzt. Denn dort war es nicht möglich, mich schulisch entsprechend zu fördern und so hätte ich es wahrscheinlich nie bis zum akademischen Abschluss geschafft.