Mehr Halt im Leben durch das Spielen eines Instruments?

Mir wurde letztens berichtet, dass man angeblich mehr Halt im Leben bekommen soll, wenn man ein Instrument spielt. Es soll eine ganz andere Welt sein in die man eintaucht. Man soll völlig abschweifen können. Dadurch würde man in seinem ganzen Leben mehr Halt bekommen, weil man immer wieder Phasen mit dem Instrument verbringen kann. Dabei soll es relativ egal sein, um welches Instrument es sich handelt. Man muss es nur richtig spielen können und gleichzeitig Spaß daran haben. Sind die Voraussetzungen geschaffen, soll es Instrument tatsächlich mehr Halt im Leben bieten.

Ich kann mir nur schwer vorstellen, wie man zwischen einem Instrument und dem gesamten Leben eine Verbindung herstellen kann. Instrumente zu spielen macht sicherlich mehr Sinn, aber auch den Halt im gesamten Leben kann man das aus meiner Sicht nicht beziehen. Das tritt nur auf Menschen zu, denen Musik wirklich das ganze Leben lang begleitet und vielleicht sogar etwas mit dem Beruf später zu tun hat.

Kann man durch das Spielen eines Instruments wirklich mehr Halt im Leben bekommen? Wieso erfüllt ausgerechnet ein Instrument diese Voraussetzungen? Trifft dies wirklich auf alle Menschen zu?

Ich leide unter Depressionen und unter weiteren Belastungen und ich habe vor einiger Zeit tatsächlich damit begonnen, Klavier zu erlernen. Ich habe für mich persönlich irgendwann festgestellt, dass mir das Spielen des Instrumentes wirklich gut bekommt, ich mich sehr auf die Klavierstunden freue und das Klavierspiel für mich auch eine Art der Entspannung darstellt.

Ich kann mich beim Klavierspiel treiben lassen. Ich fühle mich wohl und unbeschwerter und meine Sorgen kann ich einfach mal Sorgen sein lassen. Außerdem soll das Klavierspielen auch die Motorik verbessern und das Zusammenspiel der Gehirnhälften neu strukturieren. Ich bemerke auf jeden Fall eine massive Verbesserung bei mir und ich möchte das Klavierspiel nicht mehr missen.

Für mich persönlich ist der Kauf des Klaviers und das Nehmen der Stunden eindeutig eine der besten Entscheidungen, die ich jemals getroffen habe. Das Lernen eines Instrumentes benötigt zwar Zeit und Geduld, aber man agiert ruhiger und geht anders mit der Zeit um. Es ist wie eine Art Entspannungsvorgang, man entspannt sein Gemüt. Mir hat es sehr viel gebracht, aber es hat auch lange gedauert bis ich mich durchgerungen habe und meinen Schatten überwunden habe.

Ich finde es ehrlich gesagt sehr gut, dass ein Instrument und die Musik diesen Effekt auslösen. Wenn man sich durch solche Kleinigkeiten schon besser fühlt, dann führt das eher dazu, dass man zur Musik gezogen wird und seine Emotionen nicht durch Drogen oder Alkohol verdrängen möchte und sich damit einer Suchtgefahr hingibt. Das ist meiner Ansicht nach nur zu begrüßen und zu fördern.

Als stock-unmusikalischer Mensch glaube ich gerne, dass Musik und das Spielen eines Instruments auch gut für die Psyche ist, aber eine gewisse Neigung und Begabung muss meines Erachtens schon auch vorhanden sein.

Sonst wird eher ein Quell der Frustration daraus, wenn man trotz unverdrossenen Übens kaum Fortschritte macht und auch keinen ästhetischen Genuss daraus zieht, wenn man mit Fehlern gespicktes Gefiedel absondert. Manche Instrumente verzeihen es auch nicht so leicht, wenn die Technik nicht stimmt, und man braucht Jahre, bis es nicht mehr furchtbar klingt.

Ich bin somit eher der Meinung, dass auch andere Hobbys als "Halt im Leben" dienen können, wie beispielsweise Malen oder Schreiben und dass es durchaus einen Mittelweg gibt zwischen Musik machen einerseits und "Alkohol und Drogen" andererseits. Es kommt eben darauf an, was man selber tun möchte, und das gilt es erst mal herauszufinden.