Wann verzichtet ihr lieber auf Mitleid von anderen?

Manchmal finde ich es ganz schön, etwas Mitleid zu bekommen, oft nervt mich das aber auch. Vor allem dann, wenn jemand einfach nur meint, Mitleid auszusprechen, es aber gar nicht so meint oder man ihm anmerkt, dass er sich gar nicht in die Situation hineinversetzen kann, nervt es mich. Manchmal reicht es aber auch, wenn ich jemandem von einer Sache erzähle, wobei ich mich danach aber nicht weiter mit dem Thema beschäftigen will.

Oft kann man ja auch nichts mehr an der Situation an sich ändern, so dass ich da auch nicht noch ewig darauf herumreiten will. Das macht es ja nicht besser und zieht einen stattdessen oft nur noch mehr herunter. Wann verzichtet ihr lieber auf Mitleid von anderen?

Neid muss man sich erarbeiten, Mitleid bekommt man geschenkt. Ich persönlich mag Mitleid überhaupt nicht und Menschen, die förmlich danach betteln haben bei mir sehr an Ansehen eingebüßt. Mitleid tut einem erst einmal gut, das gebe ich zu. Aber es bringt einem nichts, den die dir Mitleid geben haben aber etwas davon. Denn die stellen sich in diesem Moment über dich und fühlen sich dadurch besser.

Ich verzichte stets gerne auf Mitleid von anderen, weil das für mich nur eine Form der Herablassung darstellt, und die bekommt man an jeder Ecke gratis von irgendwelchen Trotteln nachgeworfen. Mitleid besagt zumindest für mich nichts weiter, als dass jemand insgeheim froh ist, dass es mich getroffen hat und nicht ihn selber bzw. dass ich in den Augen dieser Person einfach weniger toll, kompetent, selbstständig oder souverän, sprich, bemitleidenswert bin. Und davon kann ich mir wahrhaftig nichts kaufen, wenn ich selber schon mehr oder weniger tief im Schlamassel stecke.

Anders sieht es damit aus ,was ich eher als "Mitgefühl" bezeichnen würde. Wenn ich merke, dass mich ein Mitmensch nicht nur als "armes Hascherl" bezeichnet und mir im Geiste den Kopf tätschelt, sondern sich tatsächlich geistig in meine Lage versetzt, freue ich mich darüber um so mehr.

Das kann sich in sinnvollen, durchdachten und taktvoll vorgebrachten Ratschlägen äußern oder in verständnisvollen Worten, die mein akutes Dilemma zwar nicht schönreden, aber vielleicht in die richtige Perspektive setzen. Wenn mir jemand das Gefühl gibt, in meinem wie auch immer gearteten Unglück nicht allein zu sein und es schafft, mir Hoffnung zu machen, dass es schon irgendwie weitergehen wird, ist mir damit erheblich mehr gedient als mit allem Mitleid dieser Welt.

Man hat eine Wahl, ob man auf Mitleid verzichtet? Meiner Ansicht nach kann man auf Mitleid verzichten wollen oder können, aber wenn man tatsächlich darauf verzichtet kann man nach meiner Ansicht aussuchen, ob man Mitleid bekommt oder nicht. Diese Wahl hat man aber normalerweise nicht, da man das Mitleid meist gratis an jeder Straßenecke bekommt und es nicht beeinflussen kann, wie andere Menschen sich in dieser Hinsicht fühlen oder ausdrücken.

Mir geht es da wie Täubchen und ich habe auch noch nicht erlebt, dass man sich aussuchen konnte, ob man Mitleid bekommen möchte oder nicht. Ich finde das manchmal auch nervig oder sogar einfach unangebracht. Aber wenn man den Personen dann sagt, dass sie sich ihr Mitleid sparen können, wirkt man schnell ruppig oder eben undankbar. Ich versuche dann meist eben darüber zu stehen oder nicht darauf einzugehen, wenn es mich nervt.

Ich denke aber, dass es durchaus menschlich ist, wenn man Mitleid hat. Gerade wenn man sich in die Situation gut hineinversetzen kann, kommt das sicherlich mal vor. Wenn ich wüsste, dass das jemand aber nicht mag, würde ich schon versuchen mir da irgendwelche Äußerungen zu verkneifen.