Übertreibt man heute mit Ernährung in der Schwangerschaft?

vom 03.01.2017, 19:09 Uhr

Einiges, was man sonst gerne gegessen hat und gerne isst, darf man nach heutiger Erkenntnis nicht in der Schwangerschaft essen. Da ist die Leberwurst, die angeblich zu viel Vitamin A enthält, obwohl kaum Leber in der Wurst ist. Da ist die Salami, die auch irgendwas enthält was für das Baby nicht gut ist. Da muss man die Eier durchgegart essen, da darf mein kein Steak essen, welches nicht wie eine Schuhsohle gebraten ist und ein Mettbrötchen ist auch nicht erlaubt. Ich könnte eine ganze Liste schreibe, was Schwangere nicht essen sollen oder dürfen.

Ich habe vor 30 Jahren mein erstes Kind bekommen und zwei Jahre später das zweite Kind. Ich habe alles (bis auf Alkohol) in den Schwangerschaften gegessen und getrunken. Natürlich habe ich auf Alkohol und Zigaretten verzichtet. Aber damals wusste man nicht, was für Speisen ansonsten angeblich schlecht für das Kind ist.

In meiner Heimat kannte ich sehr sehr viele Mütter, die auch gegessen haben, worauf sie Lust hatten. Ich kenne kein einziges Kind aus meiner Heimat, welches irgendwelche Probleme hatte durch die Ernährung der Mutter in der Schwangerschaft. Ein behindertes Kind ist in der Zeit auf die Welt gekommen, welches bei der Geburt Sauerstoffmangel hatte, weil die Nabelschnur um den Hals gedreht war.

Übertreibt man eigentlich heute mit der Ernährung in der Schwangerschaft? Damals hat der Frauenarzt mir gesagt, dass der Körper nach dem verlangt, was er braucht und darauf soll ich hören. Ich bekam keine Verbote auferlegt. Ich habe zwei gesunde Kinder bekommen.

Auf was habt ihr in der Schwangerschaft alles verzichtet? Welche Nahrungsmittel habt ihr völlig vom Speiseplan gestrichen? Was habt ihr anders zubereitet? Denkt ihr, dass man heute einfach übertreibt mit der Ernährung in der Schwangerschaft? Sollte man nicht doch ein wenig auf den Körper hören und ihm das geben, worauf er Lust hat, besonders in der Schwangerschaft?

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge



Ich denke ebenfalls, dass inzwischen so viel Geschrei darum gemacht wird was man Essen darf und was nicht. Man soll die Finger von Salami lassen, rohem Fisch, Eier nur tot gekocht oder gebraten Essen und andere Dinge. Auch mit Milchprodukten soll man aufpassen usw.

Ich habe mich daran nicht gehalten und das gegessen, worauf ich Lust hatte. Lebensmittel sind so gut kontrolliert in Deutschland, dass die Wahrscheinlichkeit auf Keime doch sehr gering sind wenn man etwas frisch kauft und direkt isst. Wenn man halt seine rohe Wurst dann noch mehrere Wochen im Kühlschrank liegen lässt und dann erst isst, dann ist man selbst Schuld und nicht nur als Schwangere.

Auch als der angedichtete Schwangerschaftsdiabetes mit dazu kam, habe ich mich nicht an die komischen Ernährungspläne gehalten die man mir in die Hand gedrückt hat, da sie einfach nur Schwachsinnig waren. Der Blutzucker sollt damit konstant oben gehalten werden und damit hat man eigentlich nur darauf gedrängt, dass alle anfangen müssen zu spritzen mit dem Insulin.

Mit den 8 anderen die mit mir in der Schulung saßen, haben 7 gespritzt am Ende die sich an die Anweisungen gehalten haben und ich nicht, da ich eben das gemacht habe was ich wollte. Mein Kind ist Gesund, zwei der anderen haben direkt den Diabetes mitbekommen bei der Geburt, eines ist Schwerstbehindert (aber von etwas anderem her kommend) und das hat mir auch nochmals gezeigt, dass ich mit meinem Weg doch Recht hatte.

Ich denke solange man nicht anfängt sich Kilogrammweise das fettige Essen, Süßkram und andere Dinge in den Ranzen zu stopfen und auch einigermaßen auf eine gesunde und ausgewogene Ernährung achtet kann man nichts falsch machen. Auch das Essen für Zwei ist etwas was ich sehr kritisch sehe, denn der Bedarf ist bei weitem nicht so groß, dass man nun das doppelte in sich schaufeln kann ohne hinterher aufzugehen wie ein Hefeklotz. Aber auch das sieht man immer wieder, dass sich Schwangere dann wundern warum sie 20-40 Kilogramm zugenommen haben.

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» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge


Ich war noch nie schwanger, wobei mich trotzdem immer überrascht, an was für Ernährungshinweise sich viele Schwangere halten "müssen". Das erscheint mir teilweise auch ziemlich übertrieben, wobei ich nicht verstehe, wie so viele Mütter früher es geschafft haben ohne solche strengen Ernährungsregeln gesunde Kinder zur Welt zu bekommen. Ich stimme da Sorae zu, Lebensmittel sind in Deutschland sehr streng kontrolliert und daher würde ich persönlich es auch nicht einsehen, mich an alles halten zu müssen. Totgekochte Eier finde ich zum Beispiel alles andere als schmackhaft und würde das auch nicht so essen, wenn ich Appetit auf ein Ei hätte.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Ich war noch nicht schwanger, aber ich muss gestehen, dass ich bei manchen Ernährungsweisen, die ich so mitbekomme, eh die Hände über dem Kopf zusammenschlage. Ich kenne sowohl Schwangere, die sich an den ganzen Kram gehalten haben und gesunde Kinder bekamen, als auch Schwangere, die sich trotzdem Sushi mit rohem Fisch oder Mettbrötchen reingezogen haben und trotzdem gesunde Kinder bekommen haben.

Klar, es besteht immer ein Risiko, dass das Kind Schäden davon trägt, aber es muss nicht unbedingt immer von der Ernährung kommen. Ich denke, dass ich, wenn ich mal schwanger sein sollte, eher auf meinen Körper hören sollte. Der wird mir schon sagen, was richtig oder falsch ist und wenn ich mir mein Mettbrötchen reinziehen sollte, dann bleibe ich entweder gesund oder ich werde krank, wenn ich Pech habe. Aber ein Geschrei um Eier, Sushi, Mett oder Ähnliches möchte ich mir dann nicht machen.

» Wibbeldribbel » Beiträge: 12585 » Talkpoints: 9,82 » Auszeichnung für 12000 Beiträge



Täubchen, was hat die Lebensmittelkontrolle bitte damit zu tun, dass bestimmte Lebensmittel problematisch sind? Listerien verbreiten sich nun mal gut auf Rohwurst und kommen in Milch vor. Im letzten Jahr gab es rund 750 Fälle. Bei Schwangeren bleiben die Zahlen konstant. Aber insgesamt steigen die Infektionen seit Jahren, die Wahrscheinlichkeit wird also höher. Lebensmittelkontrollen sind Stichproben.

Aber 12 Prozent der Schwangeren, die sich infizieren, haben eine Fehlgeburt. Die Hälfte der Betroffenen erleidet eine Frühgeburt. Und von den Frühgeborenen sterben dann auch noch viele an der Infektion. Ich möchte mal die Verfechter von "passiert schon nichts" sehen, wenn sie deshalb ein Kind verlieren.

Ich kann übrigens nicht bestätigen, dass man das früher nicht wusste. Ich dürfte deutlich älter sein als deine Kinder, Diamante. Meine Mutter wusste es. Gut, die arbeitete im medizinischen Bereich. Aber die Mutter meines Mannes wusste es auch und die hatte mit Medizin nichts am Hut.

» cooper75 » Beiträge: 13411 » Talkpoints: 515,76 » Auszeichnung für 13000 Beiträge


Natürlich gibt es schon Sachen, bei denen es bedenklich ist, wenn man diese zu sich nimmt und die im schlimmsten Fall dann auch zu Frühgeburten oder Abbrüchen führen. Gerade bei Toxoplasmose kann man aber auch einen Test machen in der Schwangerschaft, diesen muss man aber glaube ich oft selber zahlen.

Ich habe auch versucht mich bei der ersten Schwangerschaft daran zu halten, was man überall so liest. Irgendwann hatte ich dann aber Appetit auf gewisse Sachen, die eigentlich Tabu gewesen wären und habe sie gegessen. Mein Arzt meinte auch, dass es nicht immer hilfreich ist zu wissen was passieren kann und danach die Schwangerschaft auszurichten. Immerhin macht man sich dann ja auch nur fertig und das tut dem Baby auch nicht gut. In der zweiten Schwangerschaft habe ich das gegessen, worauf ich Lust hatte. Tatsächlich hatte ich den Toxoplasmosetest auch beim ersten Kind gemacht, dann aber nicht nochmal.

Meiner Meinung nach wird vieles übertrieben. Natürlich besteht die Gefahr, aber tatsächlich wird doch vieles kontrolliert und wenn man auch darauf achtet, dass man nicht den letzten Schrott kauft minimiert sich die Gefahr doch deutlich. In der Schwangerschaft sagt der Körper einem aber eigentlich ganz gut was man braucht, meiner Meinung nach. Jede Frau sollte es so machen wie sie will. Man muss die Gefahren kennen und letztendlich auch mit den Konsequenzen leben können, wenn etwas passiert.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Toxoplasmose ist doch nun wirklich kein Thema, wenn man schlichtweg durchgegartes Fleisch isst. Auch bei dir, Ramones, wäre das Drama garantiert groß gewesen, wenn deinen Kindern etwas passiert wäre. Nehmen wir nur die Zahlen für Listeriose von 2003, als es noch wenige Fälle gegeben hat.

255 Fälle gab es in dem Jahr. Elf Schwangere waren dabei, die hatten zwei Fehlgeburten und sechs erlitten Früh- oder Totgeburten. Das ist nicht viel, aber wie fühlen sich wohl diese Eltern? Auch bei den anderen war es nicht harmlos. 208 litten unter Sepsis, Hirnhaut- oder Hirnentzündungen. Zehn Prozent haben nicht überlebt.

Und die Annahme, dass die Lebensmittelsicherheit reicht, zeigt von maximalem Unwissen. So lange der Grenzwert unterschritten wird, sind nachweislich kontaminierte Lebensmittel verkehrsfähig. Diese Keimzahlen sind für Schwangere, Kleinkinder, Senioren, Menschen mit Spenderorgan und Immungeschwächte bereits zu hoch. Und die Keimzahlen bleiben nicht so gering, Listerien wachsen im Kühlschrank munter weiter. Zudem bilden diese Bakterien Kolonien. Sprich, ein Stück einer Wurst oder ein Stück Käse kann vollkommen in Ordnung sein und der Bereich daneben infektiöse Werte erreichen.

Bei Toxoplasmose erwischt es gleich mal 1,3 Prozent der noch nicht infizierten Schwangeren. Und immerhin rund 345 Neugeborene weisen Symptome auf. Auch das sind nicht viele. Trotzdem trifft es Eltern, die damit leben müssen, und natürlich Kinder, die die Folgen tragen.

» cooper75 » Beiträge: 13411 » Talkpoints: 515,76 » Auszeichnung für 13000 Beiträge



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