Zählt eine Trauerstörung für euch zu den Krankheiten?

vom 11.06.2018, 05:44 Uhr

Laut Medienberichten diskutiert die WHO derzeit, ob eine "anhaltende Trauerstörung" als eigenständige Krankheit betrachtet und aufgenommen werden sollte in die Liste von Krankheiten und Gesundheitsproblemen, die in diesem Jahr erscheinen wird. Laut einer Online-Umfrage sind 42,4 Prozent der Befragten aus den Reihen von Pflegepersonal, Medizin und Psychologie dafür, dass man Trauer als Krankheit einstuft, 32,9 Prozent sind dagegen und 25 Prozent der Befragten vertreten einen neutralen Standpunkt.

Mich würde mal interessieren, wie ihr persönlich darüber denkt. Findet ihr, dass man die Trauer als Krankheit einstufen und auch behandeln sollte? Oder haltet ihr das für falsch? Welche Folgen hätte das für die Betroffenen? Meint ihr, dass diese dadurch stigmatisiert werden können oder hätte man mehr Verständnis und könnte besser helfen?

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Trauer ist in meinen Augen ein Prozess, der wie der Tod mehrere Abstufungen hat, die durchlaufen werden sollten. Es braucht Zeit und Verständnis um über einen Trauerfall hinwegzukommen und daher denke ich, dass man den Begriff Trauerstörung abstufen sollte. Für viele gibt es auch noch das Trauerjahr, bei dem es heißt, dass man bei einem Trauerfall mindestens ein Jahr benötigt, um darüber hinwegzukommen.

Einige Menschen schaffen es jedoch über eine recht kurze Zeit bis sie über einen Trauerfall hinweggekommen sind. Dann gibt es Menschen, die Jahre benötigen oder ihr ganzes Leben mit der Trauer verbringen. Und bei letzterem Fall würde ich eine anhaltende Trauerstörung einbringen, besonders wenn der Kummer so tief wird, dass das Leben keinen Sinn mehr ergibt, Aktivitäten wegfallen und man sich modernen Süchten ergibt, um sich zwingend abzulenken.

Ich finde jedoch, dass man Trauer, also die Themen Sterben und Tod endlich entabuisieren sollte. Diese Themen sind auch in der aktuellen Gesellschaft immer noch ein Tabuthema. Und das sollte sich meiner Meinung nach ändern. Es sollte Platz für das Thema geben, Trauernde sollten unterstützt und begleitet werden und nicht noch Opfer unnötiger Stigmatisierung werden.

Eine anhaltende Trauerstörung wird meiner Meinung nach wahrscheinlich durch eine tiefe Sehnsucht nach dem Verstorbenen gekennzeichnet. Das Leben wird durch diese Trennung nachhaltig beeinträchtigt und der Trauernde kann zusätzlich den Tod sowohl nicht einfach akzeptieren und reagiert mit Ärger, Verbitterung oder mit anderen Verhaltensweisen.

Die Diagnose "anhaltende Trauerstörung" hätte in meinen Augen jedoch den Vorteil, dass sich mit dem Thema Trauer und Trauerarbeit auseinandergesetzt, sowohl als Patient wie auch als betreuender Therapeut. So bekäme Trauer einen ganz anderen Platz in der Medizin, Psychologie, wie auch in der Gesellschaft und ich persönlich finde, dass die Menschen, die jahrelanger Trauer verfallen und ihre Lebensqualität einbüßen, auf dem Wege dieser Diagnose endlich Hilfe bekommen, wenn sie sich trauen diesen Weg zu gehen.

» Wibbeldribbel » Beiträge: 12585 » Talkpoints: 9,82 » Auszeichnung für 12000 Beiträge


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