Durch Fernsehen weniger Angst vor gefährlichen Tieren?
Meine Bekannte und ich sehen sehr gerne Tierdokumentationen, wobei wir kürzlich eine Sendung gesehen haben, in der es um die Viper ging - die wohl giftigste Schlange der Welt mit den längsten Zähnen. Das Gift soll wohl die Blutbahnen verätzen und man stirbt innerhalb einer Stunde.
Jedenfalls war dann auch so ein Mann dabei, der sich neben die Viper gelegt hat und dann locker-flockig über das Tier und dessen Gefährlichkeit gesprochen hat. Er hat das Tier hinterher auch gepackt um der Kamera die Zähne zu demonstrieren. Meine Bekannte hat sich die ganze Zeit darüber aufgeregt, wie man so leichtsinnig vor der Kamera mit dem Tier umgehen könne, denn das würde dem Zuschauer die Angst vor dem Tier nehmen und das Tier würde deutlich harmloser wirken als es wäre.
Wie seht ihr das? Findet ihr, dass Tierdokumentationen über gefährliche Tiere einen falschen Eindruck bei den Zuschauern hinterlassen und mögliche Gefahren dann unterschätzt werden? Oder seht ihr das anders?
Ich glaube, dass es schon reichlich naiv ist, wenn man sich von solchen Zurschaustellungen im Fernsehen, die Angst oder wohl mehr den Respekt vor einen gefährlichen wilden Tier nehmen lässt. Ich kann in solchen Tierdokumentationen manchmal wirklich nur den Kopf schütteln, wie leichtsinnig da manche sich den Tieren nähern und meinen, dass sie diese schon lange kennen und den Umgang gewöhnt sind.
Ich habe gelernt, dass man egal um welches Tier es handelt, nie den Respekt davor verlieren sollte und danach auch handeln und mit dem Tier umgehen sollte. Schlangenfänger wissen, wie gefährlich ihre Arbeit ist und gehen meist auch respektvoll mit den Tieren um. Trotzdem sind sie sich bewusst, dass auch jeder Zeit etwas schief gehen kann.
Ich glaube nicht, dass man durch das Fernsehen jemanden die Angst vor gefährlichen Tieren nehmen oder diese eher verharmlosen kann, der selbst noch denkt und eben verfolgt, was vor der Kamera passiert. Bei Kindern ist das vielleicht noch etwas anderes, die sich dadurch eher beeinflussen lassen.
Vor Vipern braucht hierzulande glücklicherweise niemand Angst zu haben, und die Wahrscheinlichkeit, dass man im Urlaub oder sonstwo als Normal-Sterblicher einem wirklich gefährlichen Vieh alleine begegnet, halte ich für relativ gering. Dass man sich etwa auf einer Safari oder im australischen Outback an die gängigen Sicherheitsvorschriften halten soll, wissen glücklicherweise die meisten Reisenden, und die, denen das egal ist, brauchen auch keine Tiersendung zur Ermutigung. Und schade ist es um die sowieso nicht.
Ich selber habe aber durchaus auch ein Problem damit, wenn Tiere in Fernsehsendungen in meinen Augen falsch dargestellt werden, sprich entweder als harmlos oder generell nur in Bezug auf den Menschen. Da geht es dann nicht um eine 350 kg schwere Killermaschine, die dich innerhalb von Sekunden um die Ecke bringen würde, sondern um "Taiga, die Tigerin" oder ähnlichen Schmonz. Ich finde, dass Wildtieren mit dieser Art der Darstellung irgendwie ihre Würde genommen wird und in derlei Sendungen gar nicht zur Geltung kommt, dass es sich um Geschöpfe handelt, die vom Menschen völlig unabhängig sind und die an sich ein Recht auf Leben haben und nicht nur in Bezug auf die Frage, ob sie für den Menschen nützlich sind oder zumindest "süß", wenn sie noch klein sind.
Gerbera hat geschrieben:Vor Vipern braucht hierzulande glücklicherweise niemand Angst zu haben, und die Wahrscheinlichkeit, dass man im Urlaub oder sonstwo als Normal-Sterblicher einem wirklich gefährlichen Vieh alleine begegnet, halte ich für relativ gering.
Interessant! Viper bezeichnet keine bestimmte Schlangenart, sondern steht für die Familie der Vipern. Dazu gehört die in Deutschland heimische Kreuzotter, die zwar nicht tödlich ist, aber schmerzhaft ist es schon. In Norditalien oder Tirol kann man die europäische Hornviper treffen, deren Biss fiese Nekrosen verursacht und für Kinder und geschwächte Menschen tödlich sein kann. In Rumänien, Bulgarien oder Griechenland trifft man Wiesenottern, die sich echte Vipern sind. Die sind sogar sehr giftig, aber zum Glück ist die Giftmenge zu klein, um Probleme zu machen. Insgesamt gibt es in Europa 14 Vipernarten.
Man sieht, der Bericht hat eine echte Qualität. Die Viper wird nicht einmal näher bezeichnet. Wahrscheinlich war eine Gabunviper gemeint, die ist recht giftig. Aber eine Klapperschlange ist als Grubenotter auch eine Viper. Was erwartet man da? Pseudofakten plus Show begeistern das Volk. Deshalb wird allerdings niemand mit Giftschlangen kuscheln wollen. Das tun gewisse Idioten auch ohne Vorbild im Unterschichten-TV.
Es ist natürlich leicht und dankbar, den modernen Medien die Schuld für die Dummheit und Naivität der Menschheit in die Schuhe zu schieben - aber ein erwachsener und halbwegs gebildeter Mensch sollte in der Lage sein, Show und Sensation von Realität zu differenzieren. Nur, weil etwas im TV spektakulär und faszinierend präsentiert wird, heißt das nicht, das man alles gleich nachmachen muss oder dass man Fähigkeiten im Umgang mit potentiell gefährlichen Situationen allein durch das Anstarren eines Bildschirms erlangt.
Der Tod des "Crocodile Hunters" Steve Irwin und andere Vorfälle dieser Art sollten Erinnerung genug daran sein, dass selbst erfahrene und ausgebildete Personen nicht vor Unglücken gefeit sind. Insbesondere wilde Tiere sind nun mal unberechenbar. Selbst ein Haushund kann plötzlich instinktiv und ohne Vorwarnung zubeißen, und die Folgen eines Ereignisses wie diesem bei einer Giftschlange kann man sich leicht herleiten.
Demnach würde ich mir niemals anmaßen, mit gefährlichen Lebewesen Schabernack zu treiben, nur weil ich das bei DMAX so gehen habe. Ich halte Abstand und zeige Respekt, wenn ich einem solchen Tier begegne, denn ich habe keine Lust, am Ende wegen Leichtsinn und Angeberei im Krankenhaus oder unter der Erde zu landen.
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