Freund hat versucht sich umzubringen - wie mit ihm umgehen?

In meinem weiteren Freundeskreis gab es einen Fall, bei dem ich mich nun frage, wie man mit der Person umgehen soll. Dies hat mich dann auch ein Freund gefragt, der eben schon lange mit der Person befreundet ist. A hat versucht sich umzubringen. A hat zu dem Zeitpunkt eine Trennung hinter sich gehabt und erfahren, dass seine Mutter Krebs hat. Nun hat mich sein Kumpel B gefragt, wie er mit A umgehen soll, wenn dieser wieder zu Hause ist.

So richtig eine Antwort wusste ich auch nicht. A wird nun behandelt und ist in Therapie, aber es ist ihm sicherlich auch nicht angenehm dann mit Freunden darüber zu reden. B würde dies aber gerne, da er seinem Freund A klarmachen will, dass er eben für ihn da ist und dass das ein Versuch war, der nicht nötig gewesen wäre, weil die beiden jederzeit hätten reden können. Er zweifelt nun auch ein bisschen daran, was der Freund von einem hält. Was würdet ihr raten?

So profan das klingt: man sollte sich ganz normal verhalten. Das fängt damit an, dass man sich freut, dass er wieder da ist. Dass man ihm erzählt, was so los war, bei sich und im Freundeskreis. Dass man fragt, wie es der Mutter geht und so weiter.

Wenn man dann mal eine ruhige Minute miteinander hat, kann man ja auch anbieten, dass man jederzeit ein offenes Ohr hat und immer für ihn da ist. Womöglich fängt er dann schon an zu reden. Immerhin ist er ja mittlerweile in Therapie und hat dort schon etwas gelernt, darüber zu reden.

Dass er nun schlecht über seine Freunde denkt, glaube ich nicht. Er weiß bestimmt, dass er sich jederzeit an sie hätte wenden können. Es lag an ihm, um Hilfe zu bitten und das hat er nicht getan. Es sei denn natürlich, man hat in der Vergangenheit irgendetwas getan, was das Gegenteil beweist. Oder man hat jegliche Warnzeichen übersehen. Dann entschuldigt man sich und verspricht Besserung.

Also meiner Meinung nach sollte man einfach das tun und sagen, was man fühlt. Man braucht ihn nicht wie ein rohes Ei behandeln. Und er hat auch nicht verlernt, den Mund aufzumachen. Wenn ihm was nicht passt, kann er das sagen. Und wenn er nicht reden will, wird er nicht reden. Aber fragen kann man ruhig. Und wenn man glaubt, dass er schlecht von einem denkt, kann man auch das fragen.

Es sei denn natürlich, man hat vorher so eine richtige "Männerfreundschaft" geführt, in der man nur über Biersorten und die richtige Grillmethode gesprochen hat. Dann wird es schwierig. In dem Fall sollte dein Kumpel vielleicht eher seine Freundin vorschicken.

Also zu viel Mitleid oder Vorwürfe sind definitiv unangebracht. Ich würde mit ihm ganz normal umgehen als wäre nichts gewesen. Man kann ihn doch auch direkt fragen, welche Reaktion er sich wünscht in dieser Hinsicht. Er ist schließlich kein Kind.

Aber Vorwürfe oder Mitleid sind das falscheste was man machen kann. Dadurch fühlt er sich nicht verstanden und auch nicht ernst genommen und das könnte die Minderwertigkeitskomplexe, die Schuldgefühle und damit die Depression nur noch verstärken.

Ich würde ganz normal mit dieser Person umgehen, als wenn sie nur eine Zeit lang krank war (Depressionen mit Suizidalität ist ja genau genommen eine Krankheit) oder vielleicht eine Zeit lang im Urlaub oder generell abwesend und daher nicht alles mitbekommen hat. Man tauscht sich aus, was es so neues gibt aus dem Bekanntenkreis oder so etwas und redet ganz normal miteinander. Wenn man da den Fokus im Gespräch zu sehr auf die Krankheit legt, könnte die Person sich schuldig fühlen und das würde die Symptomatik nur verstärken. Vorwürfe wären hier erst recht unpassend.