Weniger hohe Ansprüche an einen Debütroman haben?

vom 18.11.2015, 22:20 Uhr

Ich habe schon von vielen Leuten gehört, dass sie keine so besonders hohen Ansprüche an einen Debütroman haben. Da es sich dabei um das erste Buch eines Autors handelt, sehen sie es nicht so eng, wenn das Buch nicht ganz so gut geschrieben ist. Sie meinen, dass der Autor ja noch Übung braucht und um Laufe seiner Bücher auch wachsen und besser werden kann, so dass sie da auch eher ein Auge zudrücken.

Ich muss sagen, dass es bei mir nicht so ist. Ich habe schon recht hohe Erwartungen an einen Debütroman, da mich der Autor damit einfach von sich überzeugen muss. Wenn er es nicht schafft, dann ist die Chance auch eher gering, dass ich noch weitere Bücher von ihm lese. Habt ihr weniger hohe Ansprüche an einen Debütroman, da es eben erst das erste Buch eines Autors ist?

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» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge



Ich habe auch an einen Debütroman den Anspruch, dass er mich abholt, fesselt und gut unterhält. Allerdings muss man eben realistisch bleiben. Er sollte gut gemacht sein, Perfektion oder Genie würde ich noch nicht erwarten. Denn letztlich ist Schreiben Handwerk und Handwerk muss gelernt werden und wird durch Training besser. Auch wenn mancher das so fordert, sind Genie und Muse beim Schreiben von Romanen nur zwei von vielen Faktoren für den Erfolg. Und auch die Klassiker der Literatur sind in ihrem Spätwerk deutlich gereift, wenn man sie mit ihren Frühwerken vergleicht. Das ist ja keine Modeerscheinung von Autoren heute.

Ein guter Verlag würde hier sicher den Autor auch unterstützen, auch im Debüt eine gute Leistung zu liefern. Aber genau deshalb hat man ja als neuer Autor so Schwierigkeiten einen großen Verlag zu finden, da die dort alle wissen, dass auch beim Schreiben kein Meister vom Himmel fällt und ein Debütant mehr Arbeit verursacht, als ein alter Hase.

Wenn man den Neulingen allzu kritisch gegenüber tritt, dann wären unsere Autoren hier bald ausgestorben, weil der Nachwuchs weg bricht. Und wollen wir das, dass wir eines Tages nur noch importierte Lizenzprodukte hier lesen? Ich nicht. Das fände ich recht langweilig.

Vorsichtig wäre ich eben auch bei Rezensionen von neuen Autoren. Wenn man da zu unsanft schreibt, dass alles nur gequirlte Kacke ist, dann ist so jemand schnell verbrannt oder entmutigt. Und so bremst man vielleicht jemanden aus, der beim nächsten Buch beflügelt zur Hochform aufgelaufen wäre.

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» trüffelsucher » Beiträge: 12446 » Talkpoints: 3,92 » Auszeichnung für 12000 Beiträge


Ich würde nicht sagen, dass ich an einen Debütroman weniger hohe Ansprüche hätte, als wenn es sich schon um den zehnten Roman handelt, den ein Autor geschrieben hat. Aber es kommt vielleicht auch darauf an, worin dieses Anspruchsdenken besteht. Wenn nicht alles ganz astrein geschrieben wurde und mir da einige Unsicherheiten auffallen, dann finde ich das nicht schlimm.

Dann denke ich auch, dass da vielleicht die Lektoren vom Verlag noch besser hätten nacharbeiten können und sehe das Problem nicht nur beim Autor. Aber wenn die Geschichte selber mich nicht packt, dann ist es mir auch egal, ob es ein Debütroman ist. Dann würde ich erst einmal davon absehen, weitere Bücher des Autors zu kaufen, weil ich denke, dass dahingehend weitere Bücher auch nicht unbedingt besser sein werden.

» Barbara Ann » Beiträge: 28945 » Talkpoints: 58,57 » Auszeichnung für 28000 Beiträge



Für mich macht es ehrlich gesagt gar keinen Unterschied, ob es sich um einen Roman um ein Debüt handelt oder um den 10. Band eines Autors. Ich habe nur den Anspruch, dass ein Autor mich schon fesseln, neugierig machen und einfach ansprechen muss. Bei Unterhaltungsliteratur ist das zunehmend schwieriger der Fall.

Denn wenn man so oft und viel liest wie ich, dann hat man irgendwann alles schon gesehen und dann langweilt es nur noch, da es keine innovativen und neuen Ideen mehr gibt und alles (in abgewandelter Form) schon existiert hat. Auch ist der Schreibstil ganz wichtig. Daher verstehe ich gar nicht, wie man das bei einem Debüt weniger streng sehen kann. Wenn mich das Debüt nicht überzeugt, lese ich auch keine weiteren Romane desselben Autoren. Dafür ist mir meine Zeit zu schade.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Mir ist die Biographie eines Schriftstellers sowieso meistens egal, genauso wie die Frage, ob das jetzt sein erster oder sein zehnter Roman ist. Als Leserin und Käuferin betrachte ich es ehrlich gesagt nicht als meine Aufgabe, irgendwelchen Unbekannten dabei zu helfen, "ihren Traum zu leben", indem ich ihre Bücher in der Hoffnung kaufe, dass sie allmählich besser werden.

Außerdem ist der Belletristik-Markt sowieso hoffnungslos überlaufen und übersättigt, sodass ich mir keine Gedanken mache, dass uns die Autoren ausgehen, wenn man nicht jedem Trottel, der sich ein Epos aus den Rippen geschnitten hat, eine zweite Chance gibt. Die meisten Bücher, die erscheinen, sind sowieso das Papier nicht wert, auf dem sie gedruckt sind.

Und die meisten Verlage abgesehen von wenigen Großkonzernen kämpfen sowieso ums Überleben, und haben weder Geld noch Personal, um angehende AutorInnen liebevoll zu fördern und auf ihrem Weg zu begleiten. Da geht es darum, was sich verkauft, und wenn gerade 600-Seiten-plus Fantasy modern ist, haut man das Zeug kaum Korrektur gelesen auf den Markt, und wenn die Vampire wieder angeflattert kommen, versucht man eben damit seinen Anteil am umkämpften Lesermarkt zu sichern. Um den einzelnen Produzenten von Unterhaltungsliteratur geht es hier schon lange nicht mehr. Wenn das überhaupt je der Fall war.

» Gerbera » Beiträge: 11335 » Talkpoints: 53,75 » Auszeichnung für 11000 Beiträge


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