An einer Krankheit auch Positives sehen
Aufgrund des Threads Wann lässt sich Insulin wirklich absetzen/ ersetzen? frage ich mich, ob und wann man an einer Krankheit denn auch etwas Positives sehen kann. Damit meine ich weniger Krankheiten, die wirklich tödlich enden oder etwas wie Krebs, der ja eben nicht zwangsläufig mit dem Tod enden muss. Ich hoffe nun, ich trete niemanden damit zu nahe, und wenn, dann tut es mir schon jetzt Leid.
Wenn ich nun bedenke, ich wäre so weit gesund und müsste kein Insulin mehr zu mir nehmen, hätte also keinen Diabetes mehr, würde sich bei mir das wohl eher nachteilig auswirken. Durch den Diabetes habe ich gelernt, mehr auf mich zu achten, mehr auf den Körper zu hören und auch eine andere Einstellung zum Leben zu haben, was sich auch auf die Ernährung bezieht.
Ist eine Krankheit Eurer Meinung/ Erfahrung nach grundsätzlich eher etwas Negatives oder kann eine Krankheit trotz einer Leidensgeschichte auch positive Nebeneffekte oder Nebenwirkungen haben? Welche Erfahrungen in dem Bereich konntet Ihr da machen oder wurden vielleicht in Eurer Umgebung gemacht?
Mich hat vor kurzem jemand gefragt, was denn bei meiner Erkrankung der Krankheitsgewinn sei. Ich war erst mal sprachlos, da ich meiner Erkrankung sicherlich nichts positives abgewinnen kann. Im Verlauf des Gesprächs meinte mein Gesprächspartner, die Frage sei aber an sich grundsätzlich Thema einer Therapie. Da ich meine Diagnose ja nicht erst seit gestern habe, wundere ich mich immer noch, dass diese Frage noch nie aufgetaucht ist. Näher besprochen wurde sie auch im besagtem Gespräch nicht. Was aber eher an den Umständen des Gesprächs lag.
Irgendwie hat mich die Frage auch wütend gemacht, gebe ich zu. Klar Grundlage ist eine psychische Erkrankung. Aber ich denke mittlerweile, es gibt auch Aspekte, bei denen man lernen sollte, sie eben positiv zu sehen. Für mich klang die Frage aber eher nach, sich krank machen/ krank stellen, um Vorteile daraus zu ziehen. Aber ich denke, bei der Frage geht es auch um andere Dinge.
Ich kann klar sagen, ja mir sind durch die Erkrankung sicherlich Vorteile entstanden, die ich sonst nicht hätte. Näher benennen mag ich dir hier öffentlich nicht. Aber ich kann auch klar sagen, auf die Vorteile würde ich gerne verzichten, wenn ich dafür gesund wäre. Ich habe auch Situationen erlebt, die sicherlich schön waren, die ich auch ohne die Erkrankung nicht erlebt hätte. Auch diese würde ich liebend gerne eintauschen, gegen meine Erkrankung.
Da du Krebs direkt ansprichst, meine Mutter ist ja an Krebs verstorben. Im besagtem Gespräch habe ich, glaube ich zumindest, auch gefragt, ob man durch eine Erkrankung wie Krebs denn auch einen Krankheitsgewinn haben kann. Ich habe das eher angezweifelt. Ich weiß auch die Antwort nicht mehr. Aber ich habe in dem Zusammenhang auch an manche Dinge gedacht, die eben die Krankheitsphase meiner Mutter betroffen hat. Auch wenn es sicherlich niemand bewusst war, hat sie sicherlich einiges durch die Erkrankung gewonnen. Und ich selber schäme mich da an manchen Punkten, dass es erst eine solche Erkrankung brauchte.
Ich habe eine Erkrankung, die ich selber nicht als schlimm finden würde, wobei es sicherlich viele anders sehen würden. Nun kann ich meiner Erkrankung nicht wirklich etwas abgewinnen und auch eigentlich nicht so viel Positives erkennen.
Der einzige Vorteil einer Erkrankung ist meiner Meinung nach, dass man sich seiner Sterblichkeit bewusst wird und dann bewusster sein Leben fühlt. Aber im Prinzip überwiegen für mich immer die Nachteile, man ist eingeschränkt und kann vielleicht einfach auch nicht mehr so viel machen. Man kann vielleicht auch ein paar Rabatte bekommen, wenn man in Frührente muss, aber was das für einen noch nicht alten Menschen bedeutet daran denkt man sicher nicht. Ich denke wirklich, dass man gerade so einer Erkrankung wie Krebs nichts und wirklich gar nichts abgewinnen kann. Man hat keine Vorteile. Man quält sich und manchmal verliert man dann den Kampf, den Tod immer vor den Augen zu haben, sehe ich nicht als positiv.
Ich denke es gibt viele Leute, die nach einer Krankheit ihre Lebensweise überdacht und geändert haben. Ich selber habe auch nach einer Lungenentzündung mit dem Rauchen aufgehört.
Aber die Frage ist dann natürlich, ob es diese Krankheit wirklich gebraucht hätte. Denn in den meisten Fällen ist es ja schon so, dass die Menschen eigentlich ganz genau wissen, dass sie nicht gerade gesund leben und man hat ja nun auch nicht die Möglichkeit zu sehen, wie sich jemand ohne Krankheit entwickelt hätte. Es hätte ja auch sein können, dass mich die nächste Steuererhöhung zum Aufhören bewegt hätte, oder, dass ich jemanden kennengelernt hätte, der überzeugter Nichtraucher ist. Vielleicht hätten mich andere Umstände also genau ans gleiche Ziel gebracht.
Ich muss sagen, dass ich es eigentlich schon irgendwie ein bisschen traurig finde, wenn Menschen erst durch einen gewissen Schicksalsschlag darauf aufmerksam gemacht werden müssen, dass die Gesundheit das wichtigste Gut im Leben ist. Es sollte doch eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein, denn wenn man nicht gerade lebensmüde ist, möchte man doch auf seine Gesundheit achten und dafür sorgen, dass man seine Gesundheit auch noch lange behält. Leider passiert es ja doch sehr häufig, dass Menschen das erst merken, wenn es mehr oder weniger zu spät ist, wie das auch in deinem Falle so ist, wie ich finde. Ich habe das schon so einige Male in meinem Umfeld erlebt, mein Cousin, der solange nicht zum Zahnarzt gehen wollte bis der Zahn gezogen und ersetzt werden musste, meine Tante die wegen viel Fastfood enorm zugenommen hat, weil sie nicht einsehen wollte, dass das ungesund ist und sogar mein eigener Vater, der sich das Rippenfell gezerrt hat, weil er nicht auf uns hören wollte und schwer gehoben hat.
Es ist jetzt nicht schlimm, wenn man durch ''kleine'' Zwischenfälle darauf aufmerksam gemacht wird, dass die Gesundheit sehr wichtig ist, also beispielsweise merkt man erst, was man so wirklich an seinen Füßen hat, wenn man sich mal den Knöchel staucht oder man nimmt sein Gebiss für selbstverständlich, bis sich mal was am Zahn entzündet und man über mehrere Tage nichts mehr anständiges essen kann. Das ist meiner Meinung nach schon in Ordnung und teilweise ja auch nicht zu verhindern, aber gewisse Dinge finde ich dann schon extrem, dass Menschen beispielsweise erst merken, was sie an ihrer Familie haben, wenn sie schwer krank sind und auf Hilfe angewiesen sind oder das Übergewichtige erst dann merken, wie schlecht das ganze Essen für sie ist, wenn die ersten Knochenprobleme und Beschwerden mit der Wirbelsäule auftreten. Ich finde es einfach schlimm, wenn man es so weit kommen lässt, dass die Schäden irreparabel sind.
Positive Dinge können dann in diesen Krankheiten auch gesehen werden, aber ich finde es eben wie bereits erwähnt schade, dass es wirklich so weit kommen muss und Menschen es nicht eher kapieren. Meine Großmutter hatte beispielsweise immer schon eine eher schwierige Beziehung zu einer ihrer Töchter, doch als sie dann wirklich krank wurde und einige Zeit lang auch nicht sicher war, ob sie durch kommen würde, war es eben diese Tochter, die am nächsten zu ihr stand und nach dieser Krankheit hatten diese auf einmal eine extrem gute Beziehung zueinander. Solche Zeiten zu überwinden, kann Menschen eben durchaus auch verbinden und Dinge zum guten wenden, es ist dann natürlich auch schön, wenn sich alles wieder einpendelt und die Krankheit keine lebensbedrohliche ist.
Bitte diskriminiert mich nun nicht, wegen meiner folgenden Worte, aber ich finde, dass man an einer Schilddrüsenüberfunktion durchaus etwas positives sehen kann. Man verliert etwas Gewicht! Nur schade, dass die Menschen, welche diese Beschädigung der Schilddrüse erleiden, meistens sowieso schon schlank oder dünn sind; da würde diese Folge auch nicht sonderlich positiv angesehen werden.
Meiner Ansicht nach hängt das doch sehr stark von der eigenen Einstellung ab, ob man aus einer Krankheit auch positive Aspekte gewinnen kann oder nicht. So bin ich eher ein Mensch, der dann alles positiv sieht und das Beste aus einer Situation macht, weil es keinen Sinn hat, sich hinterher zu beklagen und darüber zu jammern und zu trauern, was für ein schlechtes Los man selbst doch erwischt hat. Mir sind solche Menschen unsympathisch und ich finde sie zu anstrengend. Ich könnte sogar nicht leben. Da wird man doch depressiv bei, wenn man immer nur das Schlechte in allem sieht. Ich bin zwar misstrauisch gegenüber Fremdem, aber pessimistisch bin ich nicht.
Ich denke, dass eine Krankheit, oder auch die Folgen eines Unfalls oder einer Behinderung, zwar durchaus positive Folgen haben können, aber eben nicht müssen. Es ist zwar schön, wenn jemand beispielsweise dem Sensenmann gerade so von der Schippe gesprungen ist und sein Leben als Folge davon komplett auf den Kopf gestellt hat und jetzt glücklicher und zufriedener ist denn je. Und gerade in den Medien werden solche Fälle gerne gezeigt und als "inspiration porn" verkauft. Aber es ist eben nicht der Regelfall, und man kann es auch nicht erzwingen.
Deswegen finde ich es auch unangemessen, zu sehr auf die positiven Konsequenzen einer Krankheit oder allgemein eines Schicksalsschlages zu pochen, weil man damit die Betroffenen noch mehr unter Druck setzt, als sie selbst es schon tun. Offensichtlich macht man ja etwas "falsch", wenn man sein Rheuma, Asthma oder fortschreitenden Muskelschwund nicht positiv und optimistisch annimmt und so für die Leute als "Inspiration" dienen kann, die solche Geschichten gerne hören.
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