Karriere früh planen: Habt ihr es geschafft?
Gerade in der heutigen Zeit hört man oft, dass man die Karriere plant. So ist in meinem Bekanntenkreis ein Jura Student, der schon jetzt bis ins Kleinste seine Karriere geplant hat. Er arbeitet schon während des Studiums in Anwaltskanzleien und auch in der Staatsanwaltschaft. Sein Ziel ist es Richter zu werden und so wie er es anpackt, wird er es auch bestimmt schaffen.
Dann arbeitet eine andere Bekannte in einer Werbeagentur und sie weiß auch genau was sie will und wenn sie das erreicht hat, will sie erst einmal ein Kind haben und von zu hause aus weiterarbeiten. Den passenden Mann hat sie in der Werbeagentur kennengelernt und selbst das kam uns allen wie eine Planung vor.
Habt ihr eure Karriere wirklich geplant? Habt ihr eure Planung auch wirklich umsetzen können? Habt ihr das erreicht, was ihr erreichen wolltet? Oder seid ihr noch dabei alles zu erreichen? Denkt ihr, dass ihr auch alles erreichen werdet? Kann man eine Karriere wirklich so planen?
Ich bin mittlerweile 32 Jahre alt und orientiere mich jetzt leider erst so richtig. Demnach kann in meinem Fall nicht wirklich von einer frühen Karriereplanung die Rede sein und Du kannst Dir denken, dass ich Deine Frage mit „nein“ beantworten muss. Zwar habe ich meinen Schulabschluss gut geschafft und danach auch direkt eine Ausbildung anschließen lassen, aber damit ging das Drama in meinem Fall auch schon los. Ich war während meiner Ausbildung Beamte auf Widerruf, aber keiner der Auszubilden wurde schlussendlich übernommen, sodass wir alle arbeitslos waren – ohne Anspruch auf Arbeitslosengeld und somit in der verzwickten Lage, direkt und ohne Berufserfahrung oder auch nur den Hauch einer Möglichkeit, mit unserem erworbenen Wissen irgendetwas anzufangen, eine Arbeit zu finden. Das war nicht wirklich einfach.
Damals hatte ich allerdings den Vorteil, durch die Schule, die ich besucht habe, in einem Büro unterzukommen und bin so in den Sekretariatsbereich gerutscht, in dem ich auch geblieben bin. Ich hatte dennoch einige Phasen von Arbeitslosigkeit und habe auch alle möglichen Jobs angenommen, die ich bekommen konnte. Irgendwann war ich länger im Büro eines Unternehmens und habe neben meiner Arbeit dort ein Fernstudium begonnen, bin mittlerweile also auch noch ausgebildete Fremdsprachenkorrespondentin. Eigentlich hätte ich mit dieser Qualifikation im betreffenden Unternehmen eingesetzt werden sollen, aber aus verschiedenen Gründen habe ich das Unternehmen vor Abschluss meines Fernstudiums verlassen und es erst nach Aufgabe der Tätigkeit dort fertiggestellt. In diesem Beruf habe ich aber nie gearbeitet und ich habe das auch nicht wirklich vor.
Mittlerweile weiß ich, dass es wirklich Zeit wird, eine grundlegende Entscheidung zu treffen, weil ich noch die Möglichkeit habe und meine Gegebenheiten gerade optimal sind, um in eine bestimmte Richtung zu gehen. Deshalb mache ich nun das Abitur neben meinem Job in einer Rechtsanwaltskanzlei, damit ich im Anschluss an das Erlangen der Hochschulreife studieren kann. Diese Möglichkeit gab es früher nicht wirklich für mich, obwohl ich es sogar tatsächlich mal versucht hatte. Ich war damals aber schon finanziell gar nicht in der Lage dazu, mein Abitur nachzuholen und habe dann in der Folge immer wieder versucht, in einem Unternehmen längerfristig Fuß zu fassen.
Im Laufe der Jahre habe ich nun – spät, aber immerhin – begriffen, dass ich noch jung genug bin, um die Karten wirklich neu zu mischen, dass ich aber eben nicht mehr jung genug bin, um dieses Vorhaben noch ewig hinauszuschieben. Also versuche ich es jetzt und gehe zielstrebig auf mein Ziel zu, genauso, wie ich es in meinem letzten Fernstudium schon gemacht habe. Von konkreter Planung kann bei mir also nur in Bezug auf den jeweils aktuellen Schritt die Rede sein. Ich weiß zwar nun genau, wohin ich will und arbeite auch gezielt darauf hin, aber im Endeffekt weiß ich nicht, ob meine Gegebenheiten bei Erlangen der Hochschulreife noch so sind wie sie sich heute darstellen. Minutiös planen kann man ohnehin nicht immer alles, auch das habe ich im Laufe der letzten Jahre gelernt – oder vielleicht gelingt das auch einfach nur mir nicht.
Grundsätzlich kann man natürlich seine "Karriere" planen. Das setzt dann aber nicht nur eigenes "Talent" und "Willen" voraus, sondern auch, dass das restliche Umfeld stimmt. So muss auch mit der eigenen Familie soweit gerechnet werden, dass man sich um die Alltagssorgen, die ein "überleben" ohne Erwerbstätigkeit (also während des Studiums und der unbezahlten Praktika oder der Auslandssemester usw.) mit sich bringen würden, nicht kümmern muss. Auch ist es doch klar von Vorteil, wenn beim Vorzeichnen eines Karrierewegs eine Vertrauensperson von frühster Kindheit "mithilft" dem Kind zu zeigen, was es letztlich will. Das ist in der Regel die Rolle der Eltern, die nach erfolgreicher Arbeit es so weit treiben, dass das Kind am Ende tatsächlich das will, was die Eltern vorgegeben haben. Aber das muss tatsächlich kein Makel sein!
Leider kann bei der Planung einiges aus dem Ruder geraten, was eben das Leben mit sich bringt und eben nicht geplant wird oder im Plan als Risiko unberücksichtigt bleibt. Das können herbe Rückschläge sein, die mit der eigentlichen beruflichen Planung nichts zu tun haben. So der unvorhergesehene Tod naher Angehöriger. Oder aber auch im Bereich des Zwischenmenschlichen, was auch Männer nachhaltig treffen kann (wenn auch nicht so "hart" wie eine karrierebewusste Frau): ungewollte Schwangerschaften! Und dann auch später auf dem Weg zur Karriere: wenn der Traumpartner eben kein Traumpartner ist und die Scheidung sich in einen Albtraum verwandelt, kann das einen im beruflichen Leben massiv zurück werfen. Oder selbst wenn wirklich alles glatt geht - aber nicht das Glück hat, ein gesundes Kind zur Welt zu bringen und sich nun zwischen der Pflege des eigenen Kindes und der Karriere entscheiden muss.
Das klingt alles nach Horrorszenarien. Diese sind aber wie ich finde noch nicht mal wirklich weit hergeholt und bedrohen jedes Karriereglück! Und dennoch steht einem die Planung immer und jederzeit offen. Damit kann übrigens auch wesentlich später begonnen werden, wenn auch die Ziele durch den zeitlichen Rückstand dann natürlich nicht mehr ganz frei gewählt werden können.
Es ist sicher nicht verwerflich, auch die eigene Karriere bis in die letzten Details zu planen. Und auch "hart" bei der Umsetzung des Plans zu sein. Dennoch empfiehlt sich ein Plan B bzw. immer das Bewusstsein, dass am Plan eben nicht das Lebensglück hängt!
Meine Karriere hatte ich eigentlich auch schon sehr früh geplant. Mit 14/15 Jahren stand für mich fest, dass ich studieren will. Allerdings muss ich dann sagen, dass für mich persönlich die Wende ein Jahr zu spät gekommen ist. Denn dann hätte ich meine beruflichen Pläne ganz anders ausrichten können. Und so kam es anders, als eben ursprünglich geplant. Teils weil es halt allein aus finanziellen Gründen nicht wirklich möglich gewesen wäre mein Wunschstudium zu machen, teilweise sind auch gesundheitliche Aspekte ein Grund gewesen.
Also hieß es beruflich umsatteln, wobei mir das nur teilweise heute was nutzt. Aber ganz für die Katz war es eben auch nicht. Und dazu bin ich halt im Bereich Journalismus als Quereinsteiger gut gelandet und kann mich nicht über Mangel an Aufträgen beklagen. Die Karriere ist zwar anders verlaufen als vor über 20 Jahren mal geplant, aber dennoch kann ich rückblickend zufrieden sein.
Ich hatte schon Pläne für mein Leben und muss sagen, dass die auch aufgegangen sind. Nur würde ich nicht von Karriere sprechen. Ich wusste bereits in der 5. Klasse, dass ich später einmal Diplom-Bibliothekarin werden möchte. Das habe ich nach dem Abitur dann auch studiert und hatte das große Glück, sofort nach dem Studium eine Stelle als Bibliotheksleiterin zu bekommen. In meinem Traumjob habe ich dann fünf Jahre gearbeitet, bis ich gewollt schwanger wurde. Geplant hatte ich zwei Kinder, bekommen habe ich gleich zwei auf einmal und das Muttersein hat mich so überzeugt, dass ich entgegen meiner früheren Pläne noch ein drittes Kind bekommen habe. Meinen Beruf habe ich danach aufgegeben, da eine Weiterführung auf Kosten der Familie und der Kinder gegangen wäre - ich habe dies keinen Moment bereut.
Insofern ist bei mir durchaus alles nach Plan gegangen, ich kenne aber auch genug Fälle, da wurde viel geplant und die Natur hat einen Strich durch die Rechnung gemacht. Die Frau meines Cousins zum Beispiel war bereits 30 und plante, vor einer Schwangerschaft zuerst das Referendariat zu beenden und dann noch eine Weile voll zu arbeiten, um Geld anzusammeln. Als sie dann soweit war, Kinder zu bekommen hat es nicht mehr geklappt, das hat ihr lange Zeit zu schaffen gemacht. Ein anderes Paar aus meinem Bekanntenkreis wollte lange Kinder und nichts ging. Als sie sich entschied, sich weiter zu bilden und selbstständig zu machen hatte sie gerade mal ein halbes Jahr die Schule besucht und wurde prompt schwanger. Fazit: Pläne zu haben ist okay, aber man darf sich nicht darauf versteifen - es kann immer etwas dazwischen kommen.
Ich habe meine Karriere nicht geplant, aber auf jeden Fall den ''Anfangsweg'' dahin. Ich wusste schon relativ früh, was ich studieren wollte und dass ich Abitur machen würde, stand eigentlich eh fest und wurde nie in Frage gestellt. Nun habe ich das Abitur und die Universität ist auch schon ausgewählt. Weiter plane ich aber ehrlich gesagt noch nicht, weil es in meinem Studiengang spätestens im Master dann auch bestimmte Gebiete gibt, für die man sich entscheiden muss und das ist meiner Ansicht nach kaum möglich, wenn man noch nicht einmal angefangen hat zu studieren. Dennoch habe ich schon ungefähre Vorstellungen davon, was ich nach dem Studium gerne machen würde und ich finde diese auch sehr realistisch.
Seine Karriere Schritt für Schritt durchzuplanen finde ich persönlich jetzt nicht so erstrebenswert. Es gibt vielleicht Menschen, für die kommt das in Frage und die kommen damit auch zurecht, aber für mich wäre das zu engsinnig, weil ich mich in der Form eigentlich nicht festlegen möchte. Ich hätte gerne noch die eine oder andere Option offen und kann mir zwar sagen, dass ich später gerne dass und das erreicht haben möchte, aber wenn dann auf dem Weg irgendwas dazwischen kommt, was meine Pläne herumwirbelt, dann ist das für mich kein Problem und würde einer Person, die sich das schon so durchgeplant hat, wohl eher Schwierigkeiten bereiten. Ich finde daher, dass der Ehrgeiz allein eigentlich ausreicht, ein gewisses Maß an Planung darf sein, muss aber nicht.
Crispin hat geschrieben:Seine Karriere Schritt für Schritt durchzuplanen finde ich persönlich jetzt nicht so erstrebenswert.
Meiner Ansicht nach kann man gar nicht alles bis ins kleinste Detail durchplanen, weil die Karriere etwas ist, das man gar nicht durchplanen kann. Das ganze Leben lässt sich doch nicht durchplanen und es gibt immer Faktoren, die man nicht berechnen und vorhersehen - oder auch planen - kann. In diese Kategorie fällt zum Beispiel eine gehörige Portion Glück und dass man in seinem Leben auch Menschen trifft, die einen dann fordern und fördern, was sich dann positiv auf die Karriere auswirken kann.
Ich bin eher ein Mensch, der schon ein ungefähres Ziel vor Augen hat, aber ich reagiere eher. Soll heißen, wenn ich feststelle, dass sich in meinem Leben die eine oder andere Tür öffnet und mir gefällt das, was dahinter ist, dann ergreife ich die Chance und gehe durch die Tür. Alles konsequent durchzuplanen wäre mir zu anstrengend und zu frustrierend, wenn man feststellen sollte, dass es dann doch ganz anders gekommen ist als man gedacht oder gehofft hat.
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