Fremdgehen beichten nur um Gewissen zu erleichtern?

Ich habe schon öfters von Menschen gehört, die fremd gegangen sind und diese Tatsache Monate, wenn nicht sogar Jahrelang vor ihrem Partner verheimlicht haben. Neben den Personen, wo es dann durch Zufälle herauskam, gab es immer auch wieder solche Kandidaten, die es dann schlussendlich gebeichtet haben. Ich konnte das nie verstehen und habe immer gedacht, dass es doch Sinn machen würde, ein solches Vergehen sofort oder nach kurzer Zeit (wenn man es selbst verarbeitet hat, was man da angestellt hat) zu beichten.

Nun habe ich bei solchen Personen immer nach dem Grund gefragt und meistens wurde gesagt, dass sie einfach ihr schlechtes Gewissen dem Partner gegenüber nicht mehr ertragen konnten, was ich zwar wiederum auch verstehen kann, aber für eine ähnlich selbstsüchtige Aktion halte.

Nun würde mich mal interessieren, wie das bei euch aussieht. Habt ihr bereits von einem solchen Verhalten gehört, beziehungsweise es selbst erlebt? Was denkt ihr darüber?

Früher oder später kommt es eh oft raus. Manchmal ziemlich spät. Eine ältere Bekannte von mir erhielt neulich einen Anruf. Erst dachte sie, das ist eine Art Enkeltrick. Doch dann konnte der Anrufer das mit Geburtsurkunden und Fotos belegen: Der Anrufer war das uneheliche Kind des mittlerweile verstorbenen Gatten der älteren Dame. Sie wusste nicht mal, dass er eine so weit reichende Affaire hatte.

Wenn das dann auf die Art raus kommt, wenn man schon tot ist, kann man sich nicht mal aussprechen oder rechtfertigen oder entschuldigen. Das steht dann so im Raum und gärt in der Psyche des Witwers oder der Witwe weiter.

Fremdgehen ist sowieso purer Egoismus. Sonst würde man eine Entscheidung fällen, die für beide besser. Entweder den Seitensprung sein lassen. Oder sich trennen. Oder aber eine einvernehmliche offene Beziehung führen. Und nicht das Vertrauen hintergehen. Daher finde ich es so oder so noch egoistischer, wenn man sein Verhalten noch verheimlicht. Oft sogar im besten Wissen darum, dass der Partner mit einem Seitensprung nicht einverstanden wäre.

Das man damit lange wartet kenne ich so eigentlich nicht aus meinem Freundeskreis oder auch bei Verwandten. Eigentlich kenne ich es nur so, dass man es dann auch schnell zugibt und dann eben die Konsequenzen gezogen werden. So ganz kann ich auch nicht verstehen, wie man jahrelang mit so einem schlechten Gewissen leben kann und es dann letztendlich doch sagt. Offensichtlich hat es dann ja auch nichts gemacht, wenn man noch zusammen ist und da ist die Frage, ob man wegen so einer Sache die Beziehung beenden muss, weil das ist dann ja oft die Konsequenz.

Ich persönlich kenne ich es in meinem Umfeld auch eher so, dass entweder direkt gestanden wird oder überhaupt nicht. Bei 90% der Paare die ich kenne, ist die Beziehung nach einem gestandenen Seitensprung auseinander gegangen, obwohl dies direkt ein paar Tage danach war. Ich denke also, die Chancen, dass ein Geständnis Monate oder gar Jahre später etwas bringt, sind ziemlich gering. Ich persönlich könnte meinen Partner dann absolut nicht mehr vertrauen.

Ich könnte nie fremdgehen und wenn es unter irgendwelchen Umständen dazu kommen würde, würde ich von selbst Schluss machen, wobei ich finde, dass diese Schritt vor einem Seitensprung passieren müsste. Ich finde es schon ein wenig eigennützig es dann nach einer langen Zeit noch zu beichten, allerdings finde ich es um einiges besser, als gar nicht zu beichten. So hat der Partner wenigstens noch eine Chance Konsequenzen zu ziehen, wenn er schon eine Ewigkeit mit diesen Lügen leben musste. Leider erfahren die meisten Betrogenen niemals davon und vertrauen ihrem Partner weiterhin.

Muss doch im Endeffekt jeder selbst wissen, was er macht und was nicht. Aber nur wegen einer Beichte anzunehmen, dass einem schneller verziehen und die Absolution erteilt wird oder man die Beziehung dadurch retten kann. Ich habe nie verstanden, warum Menschen überhaupt fremdgehen. Dann soll man sich doch gleich trennen, wenn die Beziehung nicht passt, aber nicht so etwas abziehen.