Wie sinnvoll und praktisch ist ein Primärarztsystem?

vom 21.05.2018, 06:07 Uhr

Laut Medienberichten soll die DEGAM (Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin) in einem Positionspapier dazu drängen, ein Primärarztsystem in Deutschland einzuführen. Damit würde das bisherige System gar nicht mehr existieren und man müsste immer zum Hausarzt als ersten Ansprechpartner gehen, der dann im Bedarfsfall Überweisungen zu Spezialisten initiieren würde.

Begründet wird dies damit, dass eine derartige Gesundheitsversorgung nicht nur zeitnaher und flächendeckender wäre, sondern das dadurch auch weniger Notfall- und Krankenhausbehandlungen notwendig würden. So würde eine höhere Qualität, Lebenserwartung und ein besserer Gesundheitszustand erreicht werden. Die Patienten wären Ärzte und Patienten zufriedener.

Ein Primärversorgungssystem soll mittlerweile in 15 von 28 EU-Ländern etabliert sein. Was meint ihr, wird Deutschland bald auch so ein System einführen? Wäre das sinnvoll und praktisch? Welche Vorteile und Nachteile seht ihr hierbei? Wird sich die Versorgung dadurch wirklich verbessern können?

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Mehr oder weniger hatten wir früher bereits eine Art Primärarztsystem. So war es noch vor einigen Jahren notwendig, dass man für einen Facharztbesuch eine Überweisung vorlegte. Somit war der Weg über den Hausarzt bei den meisten Facharztterminen unumgänglich. Nachdem diese Regelungen weitestgehend abgeschafft wurden, denke ich nicht, dass sich so schnell ein richtiges Primärarztsystem durchsetzen wird.

Als großer Vorteil des Systems wird gesehen, dass ein Arzt, in dem Fall der Hausarzt, den Überblick über die gesamte Patientengeschichte behält. So kommt es auch seltener zu doppelten Verschreibungen oder falscher Medikation, da zum Beispiel manche Diagnosen beim Hausarzt nicht bekannt sind. Das ist vor allem für ältere und multimorbide Patienten ein entscheidender Sicherheitsvorteil. Auch können Kosten gespart werden, da unnötige Arztbesuche vermieden werden. Allerdings widerspricht es auch ziemlich dem System der freien Arztwahl.

Auch bin ich der Meinung, dass der Hausarzt nicht immer alle Krankheiten so gut beurteilen kann wie ein Spezialist. Somit werden eventuell wichtige Überweisungen unterlassen und eine Krankheit später erkannt. Zudem steigt der Aufwand bei Allgemeinärzten enorm und dort sind jetzt schon viele Wartezimmer sehr voll. Wenn ich beispielsweise mit einem orthopädischen oder gynäkologischen Problem erst zum Hausarzt muss, sind das in unnötige Wege und damit auch Bürokratie.

Statt dem Primärarztsystem sollte man eher auf andere, modernere Systeme setzen finde ich. Beispielsweise die zusätzliche Online-Beratung für eine erste weitere Verweisung an den richtigen Arzt. Aber auch die elektronische Gesundheitskarte muss weiter überarbeitet werden, so dass künftig alle Daten des Patienten dort gespeichert und für jeden Arzt einsehbar sind.

» bambi7 » Beiträge: 1248 » Talkpoints: 16,84 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


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