Hat euch euer Beurteilungsvermögen schon mal getäuscht?

vom 17.11.2016, 22:01 Uhr

Wenn ich mal von mir ausgehe, so habe ich, gerade was das Beurteilen von Menschen angeht, noch nie weit daneben gelegen, so dass ich meine Beurteilung oder Meinung über den- oder diejenige, hätte gravierend ändern müssen. Geht es euch da auch so ähnlich? Für wie ausgeprägt haltet ihr denn euer Beurteilungsvermögen? Liegt ihr da meistens richtig oder habt ihr dieses auch schon das eine oder andere Mal korrigieren müssen?

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» mikado* » Beiträge: 3037 » Talkpoints: 1.002,67 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Bei Menschen lag ich meist auch eher richtig, oder, selbst wenn die Freundschaft irgendwann auseinander gefallen ist, hatte ich bei den meisten wenigstens nichts zu bereuen. Man hatte sich dann eben auseinandergelebt, sowas passiert halt.

Wobei es davon eine Ausnahme gibt. Eine ehemalige Freundin von mir, bei der ich wirklich nicht traurig darüber bin, dass die Freundschaft geendet hat. Da hätte ich vielleicht auf eine andere Freundin hören sollen, die mir sogar genau das gesagt hat. Aber nein, ich bin stur und gutgläubig, ich musste meine Fehler wohl oder übel selber machen.

» Kalu-chan » Beiträge: 718 » Talkpoints: 11,85 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Im Allgemeinen halte ich mein Urteilsvermögen für sehr ausgeprägt. Umso schlimmer ist es dann, wenn man wirklich mal danebenliegt und dies dann auch harte Konsequenzen nach sich zieht. Man kann Situationen und Menschen beurteilen. Dass man Situationen immer richtig beurteilt, kann wohl kein Mensch wirklich von sich behaupten. Das wäre Anmaßung. Ich denke mal, dass man mit zunehmenden Lebensalter mehr Erfahrung hat und es lernt, Situationen besser einzuschätzen. Zumindest, wenn man Glück hat.

Anders sieht es mit Personen aus. Da lernt man recht schnell im Leben, wie man eine Person einzuschätzen hat. Ich habe mich immer gerühmt, dies recht gut zu können, bin aber einige Male im Leben heftig auf die Nase gefallen.

Das erste Mal so richtig vertan hatte ich mich mit der Frau, welche ich geheiratet hatte. Keine Sorge, ich will jetzt keinen Rosenkrieg veranstalten und diese Frau, von der ich mittlerweile 25 Jahre getrennt bin, schlecht machen. Das wäre sowohl unfair als auch äußerst subjektiv. Aber was ich definitiv sagen kann, ist das Folgende: Ich hatte mich geirrt mit meiner Einschätzung wie gut ich mit dieser Frau zusammenpasse. Und das erwies sich dann als wirklich fatal. Klar, ich war verliebt und die Frau war schön, am Anfang dachte ich, wir seien Seelenverwandte. Aber wir waren letztendlich wie Feuer und Wasser. In allem. Und nicht in dem Sinne, dass sich Gegensätze anziehen oder ergänzen. Letztendlich führte es dazu, dass diese Frau der bisher einzige Mensch in meinem Leben ist, den ich wirklich und abgrundtief hasse. Das Warum möchte ich jedem ersparen.

Ein anderes Mal, als ich mich wirklich in meiner Einschätzung bezüglich einer Person vertan hatte, war überhaupt nicht von hormonellen Wunschvorstellungen getrübt, wie es bei meiner Frau war. Ich arbeitete jahrelang in einer guten Firma. Der Chef war mir immer wohlgesonnen und ich stieg die Karriereleiter ständig auf. Er hatte einen Sohn, den ich schon kannte als dieser so um die 10 Jahre alt war. Ich war und bin Informatiker und dieser Junge nahm mich immer zum Vorbild. Bereits in jungen Jahren kannte er sich bestens mit Computern aus und begann bereits zu programmieren. Ich mochte ihn sehr und empfand, dass es umgekehrt ebenso sei.

Ich wusste, dass dieser Junge irgendwann die Firma übernehmen würde, und das gab mir das Gefühl, meine Rente sei gesichert. Als der Junge 25 war und sein Studium beendet hatte kam es auch dazu. Und es stellte sich heraus, dass er zeitlebens das Gefühl hatte, dass er, was das Ansehen bei seinem Vater betraf, immer in meinem Schatten gewesen war. Langer Rede kurzer Sinn: Er mobbte mich und ich verlor meinen Job. Ich hatte keine Chance. Und war um eine Erfahrung reicher.

» Freidenker28 » Beiträge: 749 » Talkpoints: 1,02 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Ich frage mich, ob man das aus der eigenen Perspektive überhaupt so genau sagen kann. Für mich klingt die Frage nämlich sehr ähnlich wie die nach der Intelligenz, da Urteilsvermögen auch als hoch geschätzte Fähigkeit gilt. Und bekanntlich halten sich weit über die Hälfte der Menschen für überdurchschnittlich intelligent. Ich natürlich auch. :lol:

Deswegen kann ich mir mal wieder kaum vorstellen, dass sich jemand hinstellt und zugibt, kein gutes Urteilsvermögen zu haben, sprich, ständig auf die falschen Partner hinein zu fallen, finanzielle Entscheidungen in den Sand zu setzen oder nach Jahren festzustellen, dass man im völlig falschen Job gelandet ist. Solche Kameraden gibt es zwar, aber normalerweise sagt sich kaum jemand: "Mist, mein Urteilsvermögen ist total verkrüppelt und meine Entscheidungen daher meistens falsch!" sondern es sind meistens irgendwelche äußeren Umstände schuld.

Ich selber rede mir auch ein, ein gutes Urteilsvermögen und eine gute Portion gesunden Menschenverstand abbekommen zu haben. Aber natürlich habe ich mich schon öfter Beispielsweise in Menschen getäuscht bzw. sie zu früh als unerträglich abgestempelt. Auch in Finanz- und Jobdingen gebe ich mich betont vorsichtig und zurückhaltend. Für jemand anderen wäre das schon mangelndes Urteilsvermögen, wenn man Risiken nicht gut einschätzen kann und daher lieber auf Sicherheit abzielt. Ist also alles relativ.

» Gerbera » Beiträge: 11311 » Talkpoints: 47,42 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



Das kommt ganz darauf an, welchen Bereich du ansprichst mit deiner Fragestellung und auch auf die allgemeine Verfassung. Menschen durchschaue ich sehr schnell wie diese drauf sind und was ihre Absichten sind, dafür reicht es aus, wenn man mich 15 Minuten mit ihnen in einen Raum sperrt oder ich sie in der Zeit beobachten kann. Da bin ich noch nie daneben gelegen mit meiner Einschätzung.

Im Bereich des finanziellen habe ich durchaus einige Investitionen gemacht, die nicht sonderlich schlau waren wie es sich hinterher heraus gestellt hat. Dort fehlten einfach Informationen um diese Entscheidung auch treffen zu können, oder es war ein einfaches reines Glücksspiel ob das klappt oder nicht. Bauchlandungen gab es dabei ebenfalls wie auch Treffe und allgemein hält sich das in diesem Bereich eher die Waage.

Mal bin ich etwas Risikofreudiger und ein anderes mal mehr auf Sicherheit bedacht, dazu spielt aber auch die Befindlichkeit und die Rahmenbedingungen die herrschen eine Rolle. Habe ich gerade Geld auf der Kante was ich nicht brauche, dann kann ich damit auch zocken gehen. Muss ich jeden Cent umdrehen damit es reicht, dann ist das nicht drinnen und entsprechend wird meine Entscheidung anders ausfallen auch wenn mein Urteilsvermögen mir einreden will, dass man so ggf. auch schneller aus nichts mehr machen kann.

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» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge


Gerbera hat geschrieben:Ich frage mich, ob man das aus der eigenen Perspektive überhaupt so genau sagen kann. Für mich klingt die Frage nämlich sehr ähnlich wie die nach der Intelligenz, da Urteilsvermögen auch als hoch geschätzte Fähigkeit gilt. Und bekanntlich halten sich weit über die Hälfte der Menschen für überdurchschnittlich intelligent. Ich natürlich auch. :lol:

Den Gedanken hatte ich gerade ebenfalls. Ich finde aber auch nicht, dass man das pauschal beurteilen sollte. Es gibt ja leider auch genug falsche Menschen, denen man auf den Leim gehen kann. Wenn jemand wirklich ehrlich ist und sein wahres Gesicht zeigt, ist es natürlich einfacher, ihn entsprechend einzuschätzen und abzuwägen, wozu die Person fähig wäre und wozu eben nicht. Aber es gibt leider auch genug Menschen, die schauspielerisch zu einer absoluten Perfektion fähig sind und die einem dann gezielt etwas vormachen. Bei solchen Menschen leidet das Beurteilungsvermögen logischerweise und man täuscht sich in ihnen.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge


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