Vor schwer krankem Patienten nicht weinen wollen?

Ich habe es schon erlebt, dass jemand aus der Familie schwer erkrankt ist und man musste, dass es eben nicht gut aussieht und er wohl versterben würde. Ich habe mich dann immer bei Besuchen zusammengerissen, damit ich in Gegenwart des Patienten nicht weinen musste. Manchmal war das doch sehr knapp und auch schwierig und ich habe beim Abschied dann gerade noch die Tür zubekommen, um dann auf dem Flur in Tränen auszubrechen. Gerade, wenn der Patient dann sentimental wird und einem dankt, dass man so viel für ihn tut und vielleicht auch sagt, dass man sich vielleicht nicht wiedersehen wird.

Kennt ihr solche Situationen auch? Vermeidet ihr es dann, dem Patienten eure Gefühle zu zeigen? Versucht ihr euch dann ebenfalls zusammenzureißen? Oder meint ihr, dass man dann ruhig weinen sollte?

Nelchen hat geschrieben:Ich habe mich dann immer bei Besuchen zusammengerissen, damit ich in Gegenwart des Patienten nicht weinen musste. Manchmal war das doch sehr knapp und auch schwierig und ich habe beim Abschied dann gerade noch die Tür zubekommen, um dann auf dem Flur in Tränen auszubrechen.

Dann ist ja gut, dass du in der Situation dabei warst, Täubchen und deswegen do gut beurteilen kannst, was der Patient mitbekommen hat. Ist dir mal in den Sinn gekommen, dass es manchen Patienten so schlecht geht, dass sie so etwas eher nicht mitbekommen? Das war in dem Fall so und ja er hat es nicht mitbekommen, dass ich auf dem Flur weinen musste.

Manche Menschen sind ja derart selbstlos und herzensgut, dass sie sich selbst auf dem Sterbebett noch Gedanken um ihre Angehörigen machen und sich sorgen, wenn diese offensichtlich todunglücklich sind und weinen. Dann kann es manchmal passieren, dass man Tante Hildegard eigentlich aufmuntern und ablenken wollte, und diese sich dann umgekehrt in der Pflicht sieht, zu trösten und tapfer zu sein, obwohl sie noch vier Wochen zu leben hat und auch nicht mehr viel zu lachen.

Von daher sehe ich es je nach Situation durchaus als angemessen an, dass man bei Krankenbesuchen sich nach Kräften zusammenreißt und die Gefühle und Sorgen des oder der Betroffenen vor die eigenen Bedürfnisse stellt. Es ist bestimmt schon schwer genug, damit klar zu kommen, dass man vielleicht/wahrscheinlich nicht wieder gesund wird, und vielen Leuten hilft es, darüber zu sprechen. Aber das ist nicht so einfach, wenn der Gesprächspartner tränenüberströmt ankommt und eher selber Trost braucht, Ich bin der Meinung, dass man manchmal einfach stark für andere sein muss und dafür später auf der Heimfahrt heulen kann oder ähnliches.

Wenn der Patient jedoch sowieso nichts mehr mitbekommt, kann man seinen Gefühlen natürlich eher freien Lauf lassen. Aber wenn die Person einem noch danken kann, wird sie wohl noch halbwegs geistig da sein, und in diesem Fall würde ich mich auch zusammenreißen und ihr versichern, dass sie sich um mich zumindest keine Sorgen machen muss.