Hungrig auch eher Dinge essen, die man eigentlich nicht mag?
Mein Freund hat sich neulich einen Antipasti-Teller im Supermarkt gekauft. Dort gibt es einen Aufstrich mit Paprika, Kirschtomaten mit einer Füllung, Feta mit Fenchel und auch Artischockenherzen. Auf dem Plastikteller sieht das alles unheimlich lecker aus, als mein Freund das probiert hat, hat es ihm aber nicht geschmeckt. Dennoch liegt der Teller schon seit einer Weile im Kühlschrank und mein Freund möchte ihn nicht entsorgen.
Der Grund dafür ist der, dass mein Freund der Meinung ist, er wird den Antipasti-Teller schon essen, wenn er großen Hunger hat. Manchmal kommt er abends von der Arbeit und hat nur zum Mittag gegessen und dann ist er so hungrig, dass er auch Dinge isst, die ihm sonst weniger schmecken. Lasst ihr Dinge die ihr nicht mögt auch häufiger mal übrig, da ihr denkt, dass ihr die Sachen schon noch essen werdet, wenn der Hunger kommt? Oder habt ihr nie so großen Hunger, dass ihr Dinge essen könnt, die euch weniger schmecken?
Grundsätzlich ist es schon so, dass Hunger der beste Koch ist. Wer glaubt hungrig zu sein und dennoch Speisen ablehnt, ist eben noch nicht wirklich hungrig. Also hat dein Freund durchaus Recht wenn er meint, dass er nur hungrig genug sein muss, um auch diesen Teller zu verdrücken.
Verrückt ist aber der Gedanke, dass er sich zwingen will, im eigenen Heim so auszuhungern, dass er Zeug isst, welches er nicht mag. Das hat schon was Masochistisches an sich. Schließlich hätte er doch die Möglichkeit zu Hause bei echtem Hunger auch was anderes zu nehmen oder aber es gar nicht so weit kommen zu lassen, dass er echten Hunger empfindet. Deshalb wäre es vernünftig, wenn er dieses Lebensmittel eben entsorgt (bevor es schlicht schlecht wird) und in Zukunft es eben nicht mehr kauft.
Wenn man wirklich extremen Hunger hat, dann wird man auch das essen, was einem vorgesetzt bekommt. Ich lasse es meistens nicht soweit kommen und habe eigentlich nur Dinge im Schrank, die ich auch selber gerne esse. Zwar versuche ich immer mal etwas Neues, aber wenn mir das dann nicht schmeckt, versuche ich es meinem Partner zu geben oder esse es gleich auf. Ich würde es nicht ewig herumstehen lassen.
Ich würde mir keine Sachen im Kühlschrank lagern, die ich nicht mag. Es stimmt schon, dass man alles essen kann, sobald man hungrig genug ist. Das sagt mein Vater auch immer, dass ein Mensch wohl nicht hungrig genug ist, wenn man etwas nicht mag. Meine Schwiegermutter sagt das auch immer. Da scheint also doch etwas dran zu sein.
Aber ich finde, dass es einen Unterschied macht, ob man sich dabei zu Hause befindet oder bei jemandem zu Besuch. Denn zu Hause schmeiße ich solche Sachen einfach weg, wenn sie nicht schmecken, auch wenn ich hungrig bin. Es gibt eben Dinge, vor denen ekle ich mich so dermaßen, dass ich sie nicht mal bei großem Hunger herunter würgen kann. Als Gast ertappe ich mich schon eher dabei, dass ich aus Höflichkeit meine Portion aufesse, auch wenn es nicht besonders schmeckt. Da benimmt man sich eben anders als zu Hause.
Ich muss schon sagen, dass ich da nicht so bin. Wenn ich etwas nicht mag, dann mag ich es einfach nicht und dann esse ich es auch nicht, wenn ich hungrig bin. Es kommt bei mir aber ganz auf die Situation an. Wenn ich irgendwo bin und irgendwo ein Essen vorgesetzt bekomme, das mir nicht schmeckt, dann esse ich zumindest so viel, dass der gröbste Hunger eben weg ist. Wenn es mir nicht schmeckt, dann esse ich trotzdem ein wenig, wenn es einfach keine andere Alternative gibt.
Zu Hause und sonst im Alltag hat man ja aber immer Alternativen. Man hat ja noch andere Möglichkeiten etwas zu essen, wenn man etwas hat, was einem nicht schmeckt. Man ist ja normalerweise auch nicht auf eine Speise angewiesen. Von daher würde der Appetit auf diese eine Speise die ich nicht mag auch nicht kommen, wenn ich sehr hungrig bin. Ich weiß dann ja schließlich ganz genau, dass ich auch etwas anderes haben kann.
Ich würde also eher schauen dass ich jemanden finde, der das mag und dem ich das geben kann. Ansonsten würde ich es wohl oder übel wegwerfen. Allerdings kommt es bei mir auch darauf an, ob ich etwas richtig eklig finde und mir etwas so gar nicht schmeckt oder ob ich etwas nicht so gerne mag, es aber essbar ist. Bei Letzterem esse ich es oft schon, weil ich ungern Lebensmittel wegwerfe.
Generell esse ich auch bei größerem Hunger bevorzugt Lebensmittel, die mir gut schmecken, und ich kann auch einiges Magengrummeln aushalten und über ein paar Stunden ertragen, wenn ich danach ein besseres Essen in Aussicht habe als zu dem Zeitpunkt, wo ich das Hungergefühl schon deutlich spüre.
Allerdings hat auch meine Geduld und Selbstdisziplin eine Grenze. Insbesondere auf der Arbeit merke ich ein Energiedefizit sofort in mieser Laune und schlechterer Konzentration, was ich mir wirklich nicht langfristig leisten kann. Da kommt es also häufiger vor, dass ich mich an Dingen sattesse, die ich normalerweise eher liegen gelassen oder ausgetauscht hätte, um danach wieder ordentlich weiterarbeiten zu können. Sagt mir das Mittagessen mal so gar nicht zu, dann greife ich stattdessen auf belegte Brötchen oder Obst zurück und bringe mich damit durch den Tag, bis ich nach Feierabend zuhause etwas leckereres essen kann - aber völlig ignorieren kann ich den Hunger nun mal nicht.
Ein Verhalten wie im Eingangspost würde ich mir aber nicht aufzwingen, wenn ich mal einen Fehlkauf getätigt habe und mir das Produkt wirklich nicht schmeckt. Im heimischen Kühlschrank würde das vermutlich bei mir so lange herumstehen, bis sich mein Freund zum Aufessen erbarmt oder ich es wegwerfe, denn die Auswahl an anderen Nahrungsmitteln ist zuhause bei uns groß genug, dass sich niemand etwas hineinzwingen muss, was er verabscheut. Meiner Meinung nach muss das auch nicht sein, auch wenn ich Lebensmittelverschwendung per se wirklich nicht gutheiße. Trotzdem will ich beim Essen genießen, und wenn mir das nicht möglich ist, dann lasse ich es lieber bleiben.
Das würde ja voraussetzen, dass man sich Dinge gekauft hat, die einem tatsächlich nicht schmecken. Ich probiere zwar neue Sachen aus in kulinarischer Hinsicht, aber ich hatte - abgesehen von der Erdnussbutter - noch nie einen derartigen Griff ins Klo. Erdnussbutter würde ich nicht mal ausgehungert hinunter würgen können. Die habe ich direkt entsorgt, da ich keinen Abnehmer dafür gefunden habe.
Abgesehen davon hängt es bei einigen Zutaten ja auch durchaus davon ab, wie man diese zubereitet. Tomaten beispielsweise mag ich nur roh. Tomatensauce geht für mich gar nicht oder Tomatensuppe. Das schmeckt mir einfach nicht. Wenn man also neue Produkte kauft, kann es durchaus sein, dass man etwas herumexperimentieren muss, bevor man die Zubereitungsart und Kombination mit anderen Nahrungsmitteln findet, die einem am meisten zusagt.
Bei Erdnussbutter hat mich diese Experimentierfreude allerdings verlassen, weil ich mich total davor geekelt habe und meine Gefühle für das Zeug weit über das "schmeckt mir nicht" hinaus gingen.
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