Darf jetzt jeder Mal in Syrien etwas mitbomben?
Mittlerweile fliegen ja schon mehrere Länder Luftangriffe auf Syrien und nun hat Frankreich dieser Tage auch noch Bombardements auf Damaskus und Umgebung angekündigt. Muss man das verstehen, könnt ihr das verstehen? Liegt denn Syrien nicht schon genug in Schutt und Asche oder darf jetzt jeder nochmal bisschen mitbomben und Krieg spielen oder will man Russlands Bündnistreue zu Syrien mal auf die Belastungsprobe stellen?
Die Eskalation in Syrien kann ich persönlich gar nicht nachvollziehen. Ich finde es auch ziemlich kontraproduktiv, dass man erst mal eine Runde mitbombt und dann aber plötzlich auf Diplomatie setzen möchte und man angeblich über alles reden will. Das ist doch lächerlich und das wirft nicht gerade ein seriöses Bild auf die Beteiligten.
Frech gesagt „aber klaro“. Was soll ich jetzt auch passendes dazu schreiben? Hier darf jeder mitmischen, seine Empörung über Assad zur Show dazugeben und behaupten, wenn ich etwas tue, wie gegenbomben, dann sei es besser. Wobei ich die letzte Zeit aus beruflichen Gründen auch viele Flüchtlinge in meiner Region habe, die ich betreue, denen ich helfe usw. Da waren einige Syrer bei, die durchaus gewünscht hätten, dass neben Trump, Frankreich und England auch Deutschland reagieren würde und länger.
Es ist also nicht so, dass einige das nicht so sehen, dass man Assad stürzen muss oder „vernichten“. Das Problem ist halt immer die Angelegenheit mit dem, was verhältnismäßig ist und was nicht. Ich bevorzuge keinerlei Arten von Krieg. Doch das Problem, welches ich jetzt mal rein naiv glaube ist, dass Assad nie aufhören wird. Also frage ich mich, ob es sinnvoller ist, da mit zu bomben, dem Leid schneller ein Ende zu setzen und Assad zu kriegen. Allerdings würde das sicherlich viele Zivilisten das Leben kosten.
Ich weiß es einfach nicht, was man in Syrien tun soll, aber wenn der so weiter macht, braucht das Land niemand mehr aufbauen. Der hat mehr als 500.000 Menschen verjagt, 300.000 Menschen + Dunkelziffer getötet und andere retten sich in Nachbarregionen. Ekelhaft ist das, aber stoppen muss man ihn, aber wie?
Bei Leuten wie Assad stößt der Pazifismus dann leider immer an seine Grenzen. Natürlich klingt das erstmal blöd, wenn man sagt, man will das Leid in Syrien beenden und fängt dann erstmal an Bomben abzuwerfen. Die Frage ist doch aber erstmal grundsätzlich, wie will man sonst gegen Assad vorgehen?
Wir sind uns ja doch eigentlich grundsätzlich alle einig, dass Assad massiv gegen Bürgerrechte verstößt und gegen sein eigenes Volk vorgeht. Wie groß die Vergehen tatsächlich sind, dass wissen wir natürlich nicht, aber dass in Syrien Menschen vertrieben, gefoltert und hingerichtet werden, gleich in welcher Zahl, ist doch eigentlich unstrittig. Zudem werden durch die UNO Zahlen veröffentlicht, wo man von 5,5 Millionen Flüchtlingen in Syrien ausgeht, dass ist mehr als jeder Vierte Syrer. Also irgendwas kann da nicht stimmen.
Nun ist es aber eben leider so, dass das Assad scheinbar egal ist und sich die Syrer nicht wirklich selber helfen können. Von daher macht es da schon Sinn von Außen einzugreifen. Politisch ist das aber schwierig, wenn man sich da eben nicht einig wird und dann mit Russland auch noch eine Vetomacht aus dem Weltsicherheitsrat sich auf die Seite von Assad stellt.
Ganz pragmatisch bleiben dann ja irgendwie beim Versagen aller diplomatischen Versuche irgendwie schon nur noch militärische Mittel über. Natürlich kann man auch immer weiter verhandeln, aber wenn am Ende nichts rauskommt und weiter Menschen getötet und vertrieben werden, ist das ja vom Ergebnis auch nicht besser als Bomben abzuwerfen, die eben auch Unschuldige treffen.
Die Frage ist sicherlich vielmehr, ob es auch eine Strategie für die Zeit nach Assad und nach den Militärangriffen gibt. Ich vermute ja eher nein, ansonsten wäre man sicherlich auch lange nicht so zögerlich mit dem militärischen Vorgehen.
Seit Jahren schaue ich mir das „Spektakel“ in Syrien an. Mittlerweile habe ich, aus rein beruflichen Gründen, viele Syrer oder eben Flüchtlinge auch kennengelernt, weil sie eben im Alltag Hilfe benötigen und meine sozialpädagogische Betreuung ist ja nicht nur ein „Spezialgebiet“, sondern eben viele weitere Gebiete, wo wir zum Einsatz kommen. Auch mal in Frauenhäusern usw.
Viele Syrer haben mir unterschiedlicher Altersklassen, Geschlechter und Wertevorstellung (streng Islam, offenherzig etc.) gesagt, dass sie sich von der Welt, auch insbesondere von Deutschland mehr erhofft haben. Sie haben sich erhofft, dass jemand Assad wohl dingfest macht, wie das aussehen würde, wollten sie mir allerdings jetzt in Gesprächen nicht weiter sagen. Manch einer hat aber auch offen gesagt, stürzen oder töten, andere waren zurückhaltender und nannten ihn einen Kriegsverbrecher, einen Kindermörder usw.
Ich persönlich habe meine Meinung aber nicht deswegen verändert oder anders gesehen. Ich bin gegen jede Form von Gewalt. Ich erlebe sie täglich in Form von verbaler, körperlicher und teilweise auch Gewalt mit Waffen. Angst ist mir alles andere als Fern. Kriege sind damit aber nicht zu vergleichen und ich möchte auch niemand unschuldigen sterben sehen. Doch ich bin sehr wohl jemand der sagt, entweder Assad wird kaputt gebombt oder man holt ihn da raus, ab nach Den Haag und lebenslang in den Knast. Mehr Optionen wird es für viele unschuldige Menschen dort nicht geben, ohne dass das Land zu Grunde geht, solange der da ist.
Ich glaube da nicht an einen Frieden, weil er ein Kriegsherr in meinen Augen ist. Aber jetzt da alle mitbomben lassen, was hilft es? Bisher nichts, aber die Art und Weise, wie ja gegen Assad ab und an vorgegangen wird, ist beachtlich wenig. Für mich persönlich auch, aber ich weiß einfach nicht, was richtig und falsch ist. Krieg ist falsch, Assad ist falsch, aber gegen Krieg, um Assad zu stürzen und stoppen? Ach herje, versteht ihr hoffentlich, wie ich das meine.
Ich will nur, dass der Mist, auch in anderen Ländern aufhört. Zugunsten jeden Kindes, jeder unschuldigen Person usw. Doch Assad wird nie Ruhe geben. Sobald mal wieder jemand gegen ihn ist, dreht der am Rad. Er hat so viele Rechte verletzt, er muss vor Gericht oder sonst etwas. Mir wird seit 7 Jahren zu viel getrauert, zu viel echauffiert, aber niemand will richtig was tun? Kann ich nicht verstehen.
Kätzchen14 hat geschrieben:Für mich persönlich auch, aber ich weiß einfach nicht, was richtig und falsch ist. Krieg ist falsch, Assad ist falsch, aber gegen Krieg, um Assad zu stürzen und stoppen? Ach herje, versteht ihr hoffentlich, wie ich das meine.
Genau das ist ja das Dilemma vor dem man irgendwie immer steht. Sicherlich will wohl kaum jemand, dass Syrien dazu führt, dass sich Russland und der Westen offen bekriegen. Aber die andere Frage ist eben, ob man es moralisch verantworten kann, für einen fragilen Frieden zwischen Westen und Russland Syrien mehr oder weniger zu opfern. Syrien klingt dabei irgendwie immer ein wenig plastisch, vielmehr opfert man ja nicht ein Land, sondern eben Millionen Menschen dafür.
Aber das Problem wird wohl einfach sein, dass keiner so richtig weiß, was passieren soll, wenn man Assad tatsächlich stürzen würde. Es werden sicherlich auch viele westliche Staaten davor zurückschrecken in Syrien eine Leere zu hinterlassen, in die unter Umständen auch nicht nur Despoten, sondern auch geistlich radikale Führer stoßen könnten. So sehr Assad schon immer sein Volk unterdrückt hat, muss man auf der anderen Seite auch sagen, hat er es auch irgendwie stabil geführt. Das bricht jetzt mehr und mehr zusammen und keiner weiß wo Syrien ohne Assad enden würde.
Aber auch da kommt das gleiche Dilemma. Kann die Angst vor dem was nach Assad kommt, dazu führen, dass man den Status quo mehr oder weniger beibehält? Oder kann und darf das nur dazu führen, dass man sich umso mehr engagiert und versucht für die Zeit nach Assad vorzusorgen?
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