Die Träume anderer Personen zerstören?
Eine ehemalige Arbeitskollegin wollte nach ihrem Abitur unbedingt für einige Zeit nach Australien gehen und am liebsten auch dort studieren. Es war ihr großer Traum, für den sie auch sparen wollte. Mit der Zeit stand sie aber immer weniger hinter dem Plan und war sich dann am Ende gar nicht einmal so sicher, ob sie überhaupt nach Australien gehen würde. Sie meinte, ihre Mutter würde ihr permanent schlecht zureden und sie daran hindern wollen, zu gehen. Nun wäre sie so weit, dass sie gar keine richtige Lust mehr hätte. Sie meinte dann auch, dass ihre Mutter ihr den Traum zerstört hätte.
In dem Fall ist es ja so, dass die Mutter ja nur indirekt den Plan zerstört hat, immerhin könnte das Mädel ja trotzdem nach Australien gehen. Allerdings kann es ja auch vorkommen, dass jemand direkt die Träume eines anderen zerstört, beispielsweise der Chef, der jemandem eine Absage nach einem Bewerbungsgespräch erteilt. Habt ihr schon einmal die Träume einer anderen Person zerstört?
Ich denke das solche Fälle häufig in unserer Gesellschaft vorkommen. Wir sind doch heutzutage einfach nur noch ein neidischer Haufen. Egal in welcher Hinsicht. In deinem angegebenen Fall denke ich das die Mutter zum Beispiel darauf neidisch ist, das sich die Tochter ihren Wunsch erfüllen möchte und auch in der heutigen Zeit kann.
Vielleicht hatte sie selbst damals auch Träume und Wünsche und war nicht in der Lage sie sich zu erfüllen. Sei es aus finanzieller Hinsicht oder weil es einfach nicht erlaubt war. Es gibt viele Menschen, die sowas auch gerne hinten rum machen. Eine Bekannte von mir wollte ihrem Exfreund die neue Ausbildung bei der Polizei zerstören. Er hatte sie verlassen und sie kam damit nicht klar. Da hat sie im Eifer des Gefechts bei der neuen Dienststelle von ihm angerufen und dort angegeben das er drogenabhängig wäre.
Es kam natürlich bei der Überprüfung raus, das dies nicht der Fall ist. Aber alleine schon vom Grundgedanken her, finde ich es absolut daneben. Jeder Mensch hat die Möglichkeit sein Leben zu ändern, da sollte man nicht die Träume anderer zerstören nur weil man es selbst nicht umsetzt.
Ich finde es durchaus wichtig, dass Eltern ihren Kindern auch mal ihre Meinung sagen, beziehungsweise sie an eigenen Erfahrungen teilhaben lassen. Selber habe ich noch keine Träume zerstört, aber ich sage durchaus meine Meinung und wie die Chancen für die Umsetzung des Traums stehen, wenn ich um diese weiß. Ich meine, wenn jemand sich vornimmt Pilot zu werden, aber Flugangst hat und nichts sieht, dann kann man da doch durchaus mal Zweifel ansprechen, wenn dadurch dann ein Traum zerstört wird, ist es eben so.
Träume kann man ja leider auf viele Art zerstören. In einem extremen Fall hatte sich ein Kollege in mich verliebt und konnte leider nicht damit umgehen, dass ich ihm sagen musste das ich diese Gefühle nicht erwider. Das war zwar in keiner Weise böse gemeint oder beabsichtigt, aber ich habe festgestellt, dass für ihn tatsächlich eine Welt zerbrochen ist, weil er sich da schon so reingesteigert hatte.
Ich denke, auch wenn man eine bestehende Beziehung beendet, dann zerstört man in gewissem Sinne die Träume des Partners. Derjenige hatte für sich ja noch Träume, wie die Zukunft gemeinsam aussehen soll und mit dem Ende der Beziehung werden die Träume zerstört.
Ich glaube auch, dass es in der heutigen Gesellschaft öfter vorkommt als man denkt. Grade durch die vielen sozialen Medien sind die Leute von Tag zu Tag missgünstiger geworden. Da man leichter sieht, wenn andere Erfolg haben und sich tolle Sachen leisten können oder schöne Erlebnisse haben, wird man natürlich eher neidisch. Neidisch sein ist nicht schlimm, aber es wird schlimm, wenn man versucht einer anderen Person das Glück wegzunehmen und den Traum zu zerstören.
In dem von dir geschilderten Fall kann ich mir gut vorstellen, dass ihre Mutter vielleicht auch Träume von Reisen hat und gerne mal lange oder auch weiter weg verreisen würde, aber das aufgrund von verschiedenen Verpflichtungen wie Arbeit oder Kindern nicht mehr geht. Vielleicht fehlt ja auch der entsprechende Taler um die Reise zu unternehmen. Als Folge von diesem Neid versucht sie es ihrer Tochter auszureden, weil sie es ihr vielleicht auch nicht gönnt. Aber grade bei der Mutter finde ich es grundlegend falsch, wenn man der Tochter einen so tollen Traum madig macht.
Jedoch kann ich die Tochter auch verstehen, dass die jetzt nicht mehr wirklich Lust darauf hat. Wenn man sich lange auf etwas freut und darauf spart und auch hart dafür arbeitet, dann kann es sehr frustrierend sein, wenn jemand einem den Traum kaputt macht und einem ständig sagt, dass das eine dumme Idee ist. Dann hat man irgendwann keine Lust mehr und ist demotiviert.
Ich hoffe jedoch für sie, dass sie es trotzdem durchzieht. Wenn sie es nicht macht, auch, wenn sie jetzt vielleicht keine Lust mehr hat oder weniger als noch vor ein paar Jahren, dann wird sie es später definitiv bereuen und vielleicht so werden wie ihre Mutter - ihrer eigenen Tochter später so was ausreden, weil sie es als Jugendliche auch nicht gemacht hat. Selbst wenn die Erfahrung nicht so wird, wie sie sie sich erhofft hat, so ist sie am Ende wenigstens klüger und wird sich nicht den Rest ihres Lebens fragen: Was wäre, wenn...
Normalerweise bin ich schon bemüht, meinen Mitmenschen ihre Wünsche und Träume zu lassen. Umgekehrt möchte ich es schließlich auch nicht, dass mich jemand etwa herablassend darauf aufmerksam macht, dass man mit meinem Gehalt kaum 6 Wochen durch die USA touren kann, selbst wenn ich die nötige Zeit frei bekommen würde. Ich kann zwar andererseits auch verstehen, dass gerade Eltern es als ihre Pflicht ansehen, ihren Kindern die gröbsten Flausen auszutreiben, bevor es das Leben selber macht, und junge Leute haben naturgemäß oft Träume, die sich beim besten Willen nicht verwirklichen lassen. Aber ab einem gewissen Alter finde ich, dass man da brav die Klappe halten und nicken sollte. Man kann sich ja immer noch seinen Teil denken.
Allerdings gibt es auch empfindliche und fragile Seelchen, die schon der Auffassung sind, man möchte ihren Traum zerstören, wenn man nicht wild enthusiastisch und voll unterstützend dahintersteht, dass z.B. irgendein Teenie bei DSDS gewinnen will oder was auch immer. Oder es wird jede bescheidene Nachfrage gleich als persönliche Kritik aufgefasst, obwohl man eigentlich nur Interesse heucheln wollte. Von daher empfinde ich die "Träume" meiner Mitmenschen eher als kommunikatives Minenfeld und enthalte mich lieber jeglichen Kommentars.
Gerbera hat geschrieben:Aber ab einem gewissen Alter finde ich, dass man da brav die Klappe halten und nicken sollte. Man kann sich ja immer noch seinen Teil denken.
Das sehe ich genauso. Wenn die andere Person erwachsen ist und offensichtlich weiß, was sie tut (oder nicht tut), warum sollte ich mich da einmischen? Wenn ich nach meiner Meinung gefragt werde, werde ich sie gerne äußern, aber dann passiert das einmal und fertig. Ich sehe nicht ein, warum ich dann ständig meine Meinung aufs Butterbrot schmieren sollte.
Abgesehen davon bin ich der Ansicht, dass die Tochter aus dem Beispiel im Eingangspost selbst Schuld an ihrem zerstörten Traum ist. Man kennt seine Mutter ja nicht erst seit gestern, sondern von Geburt an. Daher wäre es doch sinnvoller gewesen, wenn man ihr gar nichts von dem Traum erzählt, weil man eben weiß, wie sie reagieren wird. Ich hätte von dem Traum erst erzählt, wenn alles unter Dach und Fach ist und es nichts mehr zu rütteln gibt, also wenn die Tickets und Unterkunft schon gebucht sind und dergleichen.
Meine Eltern hatten auch nicht immer die gleichen Vorstellungen und Ansichten wie ich und da ich eben ganz genau weiß, dass meine Mutter mir bestimmte Sachen bestimmt ausgeredet oder kaputt gemacht hätte, habe ich ihr das verschwiegen und genauso agiert, wie oben beschrieben: erst was gesagt, als alles fest und nichts mehr verhandelbar war. Damit bin ich immer gut gefahren.
Bei einer Absage nach dem Vorstellungsgespräch kann man natürlich nichts machen. Aber eine unerwiderte Liebe hat für mich nichts mit einem "Traum" zu tun, weil man ja schlecht Zukunftspläne machen kann, wenn die Person gar nicht involviert ist und man ihre Meinung gar nicht kennt.
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