Bei Famiilienfeiern sagen, wenn man noch Hunger hat?

Am Freitag war die Weihnachtsfeier bei meinen Schwiegereltern, wobei es da reichlich zu Essen gab. Es gab nicht nur eine gute Hauptmahlzeit mit mehreren Komponenten zur Auswahl, sondern auch reichlich Kuchen zum Nachtisch.

Mein Neffe (15 Jahre) hat dann einige Zeit nach dem Nachtisch, als wir alle im Wohnzimmer zusammen saßen und uns unterhalten haben, ganz leise seiner Schwester zugeflüstert, dass er noch Hunger hätte und noch gerne etwas essen wollen würde. Er hat sich aber nicht getraut, das anzumerken und etwas zu sagen. Vielleicht hat er sich geschämt.

Letztendlich habe ich das nicht mit ansehen können und ihm den nötigen "Schubs" gegeben. Letztendlich saß er dann doch zufrieden am Esstisch und hat den restlichen Kuchen aufgegessen bis er satt war. Ich finde es gut und richtig, wenn man in dem Alter auch isst, wenn man Hunger hat. Schließlich wächst man ja noch und braucht die Energie.

Sagt ihr bei Familienfeiern immer Bescheid, wenn ihr eigentlich noch Hunger habt auch wenn das Essen schon vorbei ist und alle anderen schon satt sind? Oder schweigt ihr da lieber, weil ihr euch schämt?

In dem Alter hat man eben noch ein größeres Schamgefühl da auch nachzufragen, ob noch etwas da ist. Ich würde das schon noch fragen, wenn ich noch Hunger habe und dies dann eben auch mit einem Kompliment verbinden, damit es nicht ganz so sehr nach einfordern klingt. Also beispielsweise: "Hast du noch etwas von dem leckeren Kuchen?" Wenn dann nichts mehr da ist, ist das ja auch nicht schlimm und man hat es nicht so schlimm unhöflich eingefordert.

Ich bin viel zu verfressen, um da falsche Höflichkeit zu mimen. Ich bin immer die erste, die sich bedient. Ich nehme mir auch gerne mal zwei Mal. Und ich bin die, die auch das letzte Stückchen nimmt, wobei andere sich da immer genieren.

Vielleicht liegt es daran, dass ich vieles nicht mag. Das gebe ich auch immer offen zu, stürze mich dann aber auf die Sachen, die ich mag. Dann sind die Gastgeber immer beruhigt. Generell habe ich festgestellt, dass alle Gastgeber immer glücklich sind, wenn man reichlich nimmt und auch, wenn man nachfragt, ob man mehr haben kann.

Aber ich kann auch verstehen, dass man sich mit 15 ein bisschen geniert. Wenn alle schon zu etwas anderem übergegangen sind, ist es schon ein bisschen unangenehm, noch mal nachzufragen. Er hätte halt mehr essen müssen, als alle noch aßen. So mache ich es jedenfalls.

Es kommt ja darauf an, ob man sich selbst bedienen kann oder ob man bedient wird. Wenn man sich selbst bedienen kann, sind die Hemmungen ja oft geringer, sich noch etwas Nachschlag zu nehmen. Man sieht ja, was noch alles übrig ist. Wenn man also feststellt, dass noch mehr als genug da ist und das Essen locker für alle ausreicht, habe ich weniger Hemmungen, mir noch etwas zu nehmen. Wenn man erst nachfragen muss, finde ich das hingegen doch oft etwas unangenehm, vor allem, wenn die Speisen außer Sichtweise sind.

Zum einen weiß man ja nicht, ob überhaupt noch was da ist und muss befürchten, jemandem etwas wegzuessen. Außerdem macht man dem Gastgeber ja auch wieder Mühe, indem er extra aufstehen muss. Da wäre mir das auch eher unangenehm und wahrscheinlich würde ich davon absehen nachzufragen, wenn mir das nicht direkt angeboten werden würde.

Ich bin als Gast aber eher zaghaft, was das angeht. Ich will nicht völlig verfressen und ausgehungert erscheinen, wobei es mir auch als Gast nicht wirklich wichtig ist, mich komplett satt zu essen. Es reicht ja, wenn man nicht mit knurrendem Magen dasitzt und ich muss mir da nicht unbedingt den Bauch vollschlagen.