Für Arbeitsleistung auf Bezahlung verzichten?
Es soll ja Menschen geben, die gar keine (wie sonst total übliche) Bezahlung für ihre Arbeitsleistung haben wollen, sondern diese lieber gegen einen Schlafplatz, eine Mahlzeit oder ein gutes Gewissen eintauschen wollen. Unter welchen Umständen würdet ihr persönlich auf Bezahlung verzichten wollen und lieber eine Gegenleistung (oder ein gutes Gewissen) dafür bekommen? Meint ihr, dass man mit so einer Einstellung durchaus in Deutschland überleben kann oder wird das eher schwierig?
Für mich ist das ein typisches Ehrenamt. Da bekommt man auch maximal eine Aufwandsentschädigung und mitleidige Blicke, wenn man am Wochenende früh oder in der Nacht los muss.
Ein Freund von mir hat es ähnlich gemacht, er hat eine Rundreise gemacht und da er finanziell recht gut gestellt ist benötigte er kein Geld. Er wollte aber nicht in Hotels schlafen sondern die Länder wirklich so kennenlernen, wie sie sind und nicht wie die Teile Touristen dargestellt werden. So hat er sich dann immer eine Arbeit gesucht und durfte im Gegenzug bei den Menschen zu Hause schlafen oder er durfte mit bei denen essen. Dadurch hat er das Land und die Menschen super kennengelernt und er hat menschlich auch viel dazugelernt.
Viele junge Leute lassen sich z.B. im Studium auf begrenzte Zeit auf derlei Experimente ein, aber als dauerhaften Lebensentwurf kann ich mir nicht vorstellen, gegen Kost und Unterkunft zu arbeiten. Für meinen Geschmack müsste man dafür auf zu viele Annehmlichkeiten wie einen festen Wohnsitz (es sei denn, man fristet sein Dasein über Jahre hinweg als eine Art fester Haus- oder Feldsklave), eine eigene Familie oder generell die volle Teilnahme an der Gesellschaft verzichten. Und ich wüsste nicht, welche Vorteile all dies überwiegen sollen.
Wohlgemerkt, mal ein paar Monate oder auch Jahre auf diese Art zu reisen und Land und Leute kennenzulernen, ist in meinen Augen etwas völlig anderes, zumal da in diesen Fällen in der Regel ein Heimatland, ein Studium und/oder ein Job auf die Abenteurer warten, wenn der 30. Geburtstag dräut und Unkrautjäten gegen ein Feldbett allmählich an Reiz verliert.
Wo hier das "gute Gewissen" eine Rolle spielt, verstehe ich auch nicht. Nur weil man sich im Prinzip für weniger als einen Hungerlohn ausnutzen lässt, macht einen das ja nicht zu einem besseren Menschen, und über die Arbeitsethik von Stellen und Menschen, die heute noch gegen Kost und Logis schuften lassen, kann man sowieso streiten. Mir fallen da immer die Baumwollplantagen in den US-amerikanischen Südstaaten ein. Die Arbeiterinnen und Arbeiter dort hatten wohl ein sehr gutes Gewissen!
Ich könnte mir so etwas auf Dauer auch nicht vorstellen. Sicher kann man es mal machen, weil jemand kein Geld hat, um einen zu bezahlen oder weil man einem Freund helfen möchte oder etwas in der Art. Auch einen Urlaub, bei dem man gegen Arbeit Unterkunft und Essen bekommt, könnte ich mir vorstellen. Aber das sind dann alles eben nur einzelne Projekte und den gesamten Arbeitsalltag kann man so nicht bestreiten.
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