88% der Männer gehen mindestens 1x zu einer Prostituierten

vom 10.02.2014, 00:06 Uhr

Mit Prostitution ist es schon irgendwie eine komische Sache. Mittlerweile ist sie in Deutschland völlig legalisiert und mit anderen Berufen gleichgestellt. Trotzdem gibt es wohl kaum Leute, die zugeben würden, sich zu prostituieren, und bei den Männern, die Prostituierte aufsuchen, sieht es nicht anders aus.

Ein wenig frage ich mich deswegen auch, woher eigentlich die Werte kommen, die man so in Statistiken zu dem Thema lesen kann. So heißt es, dass angeblich etwa 88 Prozent aller Männer in ihrem Leben mindestens einmal irgendwann eine Prostituierte aufsuchen würden. Ganze 47 Prozent der Männer sollen sogar regelmäßig hingehen, nämlich einmal monatlich mindestens. Das wäre fast jeder zweite Mann in diesem Land.

Die meisten Kunden sollen wohl übrigens verheiratet sein oder sich in einer Beziehung befinden, und zwar nicht in einer offenen. Also der Großteil dieser Leute scheint fremd zu gehen, was ich ziemlich unfair gegenüber den jeweiligen Partnern oder Partnerinnen finde. Wenn man sich auch körperliche Treue geschworen hat, dann sollte man sich schon daran halten. Wenn man das nicht tun kann, sollte man mit dem Partner im Vorfeld darüber reden oder sich trennen. Aber dass das jeder so einfach beherzigen würde, ist wohl leider illusorisch.

Inwiefern die Werte, die in diesen statistischen Erhebungen ermittelt worden sind, realistisch sind, kann ich, wie gesagt, schwer einschätzen. Man weiß nicht, wie sie erhoben werden, und irgendwelche ernsthaften Werte im eigenen Umkreis kann ich auch kaum ermitteln, weil ich von niemandem weiß, dass er zu Prostituierten geht, und das, obwohl ja jeder Zweite betroffen sein müsste. Man kann also sehr davon ausgehen, dass man es von den meisten Leuten wohl nicht gerade auf die Nase gebunden bekommen dürfte.

Was meint Ihr, ist diese Angabe von 88% beziehungsweise 47% realistisch? Oder habt Ihr vielleicht andere Werte irgendwo gelesen oder gehört? Erschreckt Euch der hohe Wert, oder habt Ihr so etwas schon erwartet? Irgendwie seltsam finde ich es persönlich schon, wenn man sich mal überlegt, wie viele Menschen es bei diesen Zahlen sein müssen. Übrigens frage ich mich auch, wie diese Leute sich eigentlich ihre Taten schönreden. Insbesondere die vielen Fremdgänger bedenke ich da. Das können doch nicht alles Personen sein, denen die Empfindungen ihres Partners völlig egal sind, oder?

Und abgesehen davon empfinde ich es persönlich auch als schwierig, dass die große Zahl der Prostituierten eben auch nicht freiwillig arbeitet. Der Großteil arbeitet in dem Bereich aufgrund von Not und Armut, und ein Teil auch gar nicht freiwillig, sondern nur unter Androhung von Gewalt. Es sind wohl so viele Frauen unfreiwillig dabei, dass man diesen in den einschlägigen Etablissements wohl immer mal wieder begegnen dürfte. Wie macht man das mit seinem Gewissen aus? Was geht in den Köpfen vor? Wenn 90% der Prostituierten nicht selbstbestimmt und freiwillig arbeiten, dann müsste doch der durchschnittliche Mann, der Prostituierte bezahlt, mit diesen doch andauernd in Kontakt kommen. Schreckt das nicht ab? Was denkt man da?

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» Wawa666 » Beiträge: 7277 » Talkpoints: 23,61 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Ich hätte mit ca. 70% der Männer gerechnet, die schon einmal in ihrem Leben bei einer Prostituierten waren. Dieses Thema hatte ich einmal mit einem guten Freund besprochen, der in solchen Sachen immer sehr offen mit mir darüber redet.

Er meinte, dass fast alle seine Freunde schon in einem Etablissement gewesen waren, aber nicht alle mit einer Prostituierten geschlafen haben. Viele Männer gehen aus reiner Neugier dorthin. Das sogenannte "Treppensteigen" bezeichnet man als Besuch in solch einem Etablissement ohne auf ein Angebot einer Prostituierten einzugehen. Viele Männer laufen durch das Gebäude um zu sehen welche Frauen sich dort anbieten.

Ich glaube, dass meistens Männer zu einer Prostituierten gehen, die momentan keine Beziehung führen. Aber es geht bestimmt jeder zehnte Mann zu einer Prostituierten, der in einer Beziehung ist. Das Problem bei Männer ist, dass viele Sex und Liebe auseinander halten Können und so ohne schlechtem Gewissen mit einer Prostituierten schlafen können.

Ich würde mich sofort von meinem Mann trennen, wenn ich herausbekommen würde, dass dieser mir mit einer Prostituierten fremd geht. Für mich ist das auf jeden Fall ein "fremd gehen". Auch wenn es vielleicht nur rein körperliche Bedeutungen hat.

Auf der einen Seite sollten wir aber froh sein, dass es Prostituierte gibt. Wer weiß wie hoch die Rate der Vergewaltigungen sonst wären. Mir ist es lieber wenn ein Mann das Angebot einer Prostituierten annimmt bevor er ein armes Mädchen auf der Straße versucht zu vergewaltigen.

» Noraline88 » Beiträge: 16 » Talkpoints: 4,41 »


Ehrlich gesagt kann ich mir kaum vorstellen, dass diese Zahlen der Realität entsprechen. Ich kenne in meinem gesamten Freundeskreis nur einen Mann der schon einmal mit einer Prostituierten geschlafen hat; natürlich kann man nun sagen, dass es wahrscheinlich nicht alle zugeben würden, aber ich denke nicht, dass mir die allermeisten das verschweigen würden. Es kann schon sein, dass es tatsächlich mehr als einer ist, aber acht von zehn - das halte ich für unwahrscheinlich. Woher hast du denn diese Zahlen? Kommen sie von einer seriösen Quelle?

» channale » Beiträge: 1371 » Talkpoints: 37,37 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Bei den Zahlen, die laut dieser Studie herausgekommen sind, soll es um Männer gehen, die tatsächlich eine Prostituierte bezahlt haben. Was sie dann genau mit ihr gemacht haben, kann man natürlich nicht unbedingt sagen. Also es kann gut sein, dass in diese Statistik auch Besuche mit eingeflossen sind, wo ein Mann tatsächlich nur mit der Prostituierten geredet hat. Das soll ja auch erstaunlich oft vorkommen. Aber auf jeden Fall geht es bei den Zahlen schon um die Männer, die gezahlt haben. Nicht um die, die einfach nur aus Neugierde und zum Gucken in ein Bordell gegangen sind.

Die Zahlen habe ich übrigens in mehreren Artikeln gelesen. Sie stammten von irgendeiner Uni-Studie. Leider weiß ich nicht mehr auswendig, von welcher Uni sie genau stammten, weil es schon einige Tage her ist, dass ich mir die Sachen genauer durchgelesen hatte. Ich habe auch die Links gerade nicht mehr zur Hand, werde aber bei Gelegenheit natürlich noch einmal nachrecherchieren und dann hier posten, wie die Daten genau erhoben wurden, und von wem.

Noraline88 hat geschrieben:Das Problem bei Männer ist, dass viele Sex und Liebe auseinander halten Können und so ohne schlechtem Gewissen mit einer Prostituierten schlafen können.

Sex und Liebe trennen können Frauen doch auch. Beziehungsweise verallgemeinern kann man es eben nicht, erst recht nicht dem Geschlecht nach. Einige Frauen können und wollen es eben, einige Männer ebenfalls, und dann gibt es aber auch Frauen und Männer, die es nicht können oder wollen. Aber letztendlich sollte das, wenn es um das Thema Prostitution geht, auch nur eine geringe Rolle spielen. Zumal man ja auch privat rein sexuelle Beziehungen eingehen könnte, mit einem selbstbestimmten Partner, der das auch möchte. Was ich persönlich viel verständlicher und fairer fände, als eine Prostituierte zu nutzen, die in den meisten Fällen keinerlei Spaß dabei hat.

Bei Prostitution spielen doch noch viele andere Dinge eine Rolle. Allein schon das Wissen, dass die Prostituierten nur des Geldes wegen mitmachen, eigentlich gar kein eigenes sexuelles Interesse an der Handlung haben, sich vielleicht sogar ekeln. Ich frage mich, wie man das so einfach hinnehmen oder sich schön reden kann. Ich fände so eine Situation jedenfalls irgendwie abstoßend.

Ebenso die Tatsache, dass Prostituierte täglich etliche Männer bedienen dürften. Und nicht alle verhüten zuverlässig. Was sich da an Krankheiten portentiell ansammeln könnte, das fände ich auch nicht gerade begeisternd. Außerdem gibt es auch viele Krankheiten, die sich auch bei Verwendung von Kondomen nicht vermeiden lassen, beispielsweise viele Hauterkrankungen.

Und dann natürlich noch das Wissen, dass wohl 90% der Frauen in dem Berufsfeld nicht freiwillig und aus eigenem Antrieb dabei sind. Ich verstehe nicht, wie man dann solche Angebote völlig bedenkenlos nutzen kann. Stelle ich mir vor, ich wäre prinzipiell der Prostitution nicht abgeneigt, dann wäre spätestens bei dieser Tatsache Schluss. Denn ich könnte es nicht verantworten, eine Zwangsprostituierte auszunutzen. Einige Männer sollen sich ja einreden, man würde das schon merken, ob eine jeweilige Prostituierte freiwillig dabei ist, oder nicht. Das finde ich etwas naiv. Zwangsprostituierten steht sicher nicht auf der Stirn geschrieben, dass sie welche sind. Alle dürften so tun, als sei alles okay. Schließlich geht es um Geld, und wenn auch noch Zwang dahinter steht, dürfte es zudem Prügel vom Zuhälter geben, wenn die Prostituierte sich traut, darüber zu sprechen.

Noraline88 hat geschrieben:Auf der einen Seite sollten wir aber froh sein, dass es Prostituierte gibt. Wer weiß wie hoch die Rate der Vergewaltigungen sonst wären.

Es gibt Länder, in denen Prostitution verboten ist. Da ist die Rate an sexuellen Gewalttaten nicht höher, als hier. In einigen Ländern ist sie sogar deutlich geringer. Es gibt Spekulationen darüber, dass die Legalität von Prostitution den jungen Männern überhaupt erst das Bild vermittelt, dass Frauen, Lebewesen, verfügbare Ware seien, und keine gleichwertigen, freien Menschen.

Abgesehen davon haben Vergewaltigungen in den wenigsten Fällen etwas mit sexueller Lust zu tun. Es geht um Machtausübung, darum, jemandem etwas Schlimmes antun und ihn bestrafen zu wollen. Wenn Männer andere Männer vergewaltigen, dann doch auch zu sicher 90% aus diesem Gedanken heraus, und nicht, weil sie schwul sind und sexuellen Druck spüren. Und bei Vergewaltigungen gegenüber Frauen ist das meistens auch nicht anders. Die Täter sind nicht sexuell frustriert, sie haben eine Störung, was ihr Aggressionsverhalten betrifft. Da hilft "normaler Sex", egal ob in einer Partnerschaft oder mit einer Prostituierten, nicht.

Was außerdem ist mit den Frauen? Diese kennen doch auch sexuelle Gefühle. Trotzdem gibt es kaum Frauen, die vergewaltigen. Und das, obwohl es für Frauen erst Recht keine kommerziellen Alternativen wie beispielsweise Prostitution gäbe, um sich ohne eine emotionale Bindung sexuell zu betätigen.

Abgesehen davon finde ich den Gedanken etwas schwierig, Prostituierte gewissermaßen als Notlösung für potentielle Vergewaltiger zu betrachten. Als wenn diese Frauen dazu da wären, damit die sich mal dran abreagieren können. Da klingt so, als könne man diese Frauen gewissermaßen Opfern, damit keine "unbescholtenen" Kinder auf der Straße zum Opfer werden. Das klingt nicht gut.

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» Wawa666 » Beiträge: 7277 » Talkpoints: 23,61 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Wawa666 hat geschrieben:So heißt es, dass angeblich etwa 88 Prozent aller Männer in ihrem Leben mindestens einmal irgendwann eine Prostituierte aufsuchen würden.

Ja und ich denke mal die Betonung liegt hier sicherlich auf "angeblich". Mich würde mal interessieren wer nach welchen Befragungen oder wie auch immer solche Zahlen aufstellt. Vielleicht spielen so viele Männer mit dem Gedanken mal eine Prostituierte aufzusuchen, aber wirklich tun dürften es für mein dafürhalten vielleicht 40% und selbst diese Zahl ist in der Realität möglicherweise auch noch zu hoch.

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» Gio » M » Beiträge: 516 » Talkpoints: 48,50 »


Ich habe jetzt noch einmal nach den genauen Quellen gesucht. Bei einigen Artikeln ist von einer Studie der Universität Heidelberg die Rede, die Studie selber habe ich aber leider nirgends als Text im Internet gefunden. Außerdem soll es noch ein ominöses "B.A.T. Freizeit-Forschungsinstitut" in Hamburg geben, das auch auf ähnliche Werte gekommen sein soll. Andererseits scheint das "B.A.T." im Namen für "British American Tobacco" zu stehen, und ein Tabakunternehmen will ich persönlich nicht als seriöse Quelle anerkennen.

Ich habe aber darüber hinaus auch noch ein paar andere Quellen, mit anderen Zahlen, gefunden. Laut University of Indiana sind es 69% der Männer, die Prostituierte bezahlen. Die Studie ist von 2010, und Angaben, wie oft diese 69% Prostituierte aufsuchen, werden nicht gemacht. Könnte also auch eine einmalige Sache sein, wobei ich die Prozentzahl dafür auch etwas hoch finde.

Genau dieselbe Zahl kommt aber übrigens auch im Kinsey-Report von 1948 vor. Da geht es um Männer, die jemals in ihrem Leben zu Prostituierten gegangen sind, also auch um einmalige Besuche. Die Daten wurden damals aber nur für die USA erhoben.

Insgesamt finde ich im Internet alle möglichen Angaben, die teilweise weit auseinandergehen. Manchmal ist von 12% die Rede, manchmal von 40%, manchmal von über 80%. In einer Quelle ist sogar von einem "geschätzten Wert von 16% bis 80%" die Rede, was bei der Spanne natürlich keinen wirklichen Aussagewert hat. Hier gibt es noch einmal ein paar internationale Werte, die aber auch wieder zweifelhaft sind.

Ich denke, die Datenerhebung ist in dem Bereich sowieso sehr schwierig. Es ist auch ein Thema, über das viele Leute nicht reden wollen. Und bei solchen Tabu-Themen werden ja sogar bei Umfragen in anonymen Fragebögen oftmals inkorrekte Angaben aus Scham gemacht. Ich glaube also fast, man kann da gar keine realen Werte ermitteln. Sogar über die Steuerabgaben von Prostituierten wird man keine Werte ermitteln können, weil in dem Bereich auch viel schwarz und illegal gearbeitet wird.

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» Wawa666 » Beiträge: 7277 » Talkpoints: 23,61 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


Mich würde echt mal die Methodik bei dieser Studie interessieren. Wie sind die Fragen gestellt worden? Welche Zielgruppe ist angesprochen worden, also aus welchem Land? Wie groß war die Bevölkerungsgruppe, die untersucht worden ist? Es kann auch genauso gut sein, dass man Männer gefragt hat, wie ihre Einschätzung zu diesem Thema ist, also wie viele (andere) Männer ihrer Ansicht nach mindestens einmal im Leben zu einer Prostituierten gehen würden. Dann hätte man aber eher eine Einschätzung und keine belegbaren Fakten.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



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