Sich beobachtet fühlen gleich Verfolgungswahn?

Eine Freundin von mir glaubt in letzter Zeit ständig beobachtet zu werden. Sie meint, dass sie fühlt, wie sie jemand ständig beobachtet. Sie hat auch oft schon gesehen, dass immer der gleiche Mann vor dem Haus steht, in dem sie wohnt und sie glaubt, dass dieser Mann auch immer zu ihrer Wohnung hoch schaut. Das kann Zufall sein. Aber es gibt ja auch Menschen, die fühlen, wenn sie beobachtet werden.

Der Freund meiner Freundin nimmt das nicht ernst und meint, dass sie Verfolgungswahn hätte. Mein Freund belächelt das Ganze auch. Es gibt sogar Menschen in ihrem Umfeld, die meinen, dass sie zum Arzt gehen sollte, weil sie sich verfolgt fühlt. Aber ich nehme das Ganze schon ernst und würde meiner Freundin auch gerne irgendwie helfen. Bei der Polizei war meine Freundin auch schon. Aber ohne richtige Beweise und ohne dass was passiert ist, kann diese nichts machen. Denn der Mann ist grundsätzlich weg, wenn meine Freundin auf ihn zugehen will.

Habt ihr auch schon mal das Gefühl gehabt beobachtet zu werden? Was hat sich da ergeben und wie seid ihr den Verfolger los geworden? Welchen Grund hatte die Beobachtung des Menschen an euch? Wie seid ihr dagegen vor gegangen?

Ohne deiner Freundin zu nahe treten zu wollen, würde ich ihr einen Therapeuten vorschlagen. Ich meine es wirklich nicht böse, aber es kann schlimmer werden und dann wird sie im Alltag sichtlich eingeschränkter sein. Ich sage das deswegen, weil genau dieses Problem bei meiner Ex-Partnerin stattgefunden hat. Sie hat sich auf den Straßen ständig umgedreht und das nicht nur im Dunkeln. Sie sagte immer, dass sie Angst habe, dass sie verfolgt oder gar beobachtet wird. Das hat sich auf die Dauer solange ausgeprägt, dass nur noch der Therapeut helfen konnte. So dachte ich jedenfalls. Im Endeffekt konnte man ihr aber gar nicht helfen, denn sie macht heute noch immer so weiter. Man hat jedoch bei ihr auch gesagt, dass es die Nebenwirkungen des jahrelangen Drogenkonsums sein kann.

Bei deiner Freundin ist jedoch Hopfen und Malz nicht verloren, sodass ich einfach mal die Beratungsgespräche in Angriff nehmen würde. Es wäre eine Hilfestellung, sodass sie zwar weiterhin vorsichtig durch das Leben geht, aber nicht in jedem Menschen in Zukunft einen Beobachter sehen wird. Doch das muss deine Freundin natürlich ganz alleine entscheiden, denn auf Zwang kann man sich nicht helfen lassen.

Aber das ist doch das Problem: Sie fühlt sich verfolgt und ihr Umfeld sagt, dass sie eine Therapie braucht und Verfolgungswahn hat. Tatsächlich weiß aber niemand, ob sie wirklich jemand verfolgt oder eben nicht. Gehen wir davon aus, dass sie tatsächlich verfolgt wird - was dann? Selbst wenn die Möglichkeit besteht, dass sie sich alles nur einbildet, man sollte der Person irgendwie Sicherheit und Verständnis geben, bei psychisch kranken oder labilen Menschen muss man sensibel sein.

Ich hasse es wenn ich höre, dass Menschen ihren Freunden nicht glauben. Man hört es doch immer wieder, eine Straftat ist passiert und niemand wollte dem Opfer glauben. Wieso muss man sich so überwinden, wenn man dieser Frau glauben möchte? Selbst wenn sie sich diese Verfolgung nur einbildet, dann ist es für sie im Moment die Wirklichkeit und sie fühlt sich ernsthaft bedroht. Wenn sie tatsächlich verfolgt wird, dann möchte ich nicht in der Situation von ihrem Partner sein. Wer kann sich es erlauben zu beurteilen, ob ein Mensch eine psychische Erkrankung hat, wenn er selbst kein Psychologe ist der eine professionelle Diagnose ausstellen kann?

Wenn du deiner Freundin helfen möchtest, dann kannst du vielleicht Zeit mit ihr verbringen, denn wenn du viel Zeit mit ihr verbringst besteht die Möglichkeit, dass du diesen Mann auch siehst wenn er echt ist. Außerdem kannst du sie vielleicht durch deine Anwesenheit ablenken.

Es gibt Menschen, die unter Verfolgungswahn leiden. Das kann sehr krankhaft werden, wenn sie nicht dagegen angeht und eventuell mal mit einem Arzt darüber spricht. Da du noch sehr jung bist, nehme ich an, dass deine Freundin auch etwa in deinem Alter ist. Da frage ich mich, was sie veranlasst, sich so etwas einzubilden.

Oder wird sie etwa wirklich verfolgt von einem ehemaligen Freund? Oder jemanden, den sie mal hat abblitzen lassen oder ihn irgendwie verärgert hat? Oft bildet man sich Dinge ein. Ich habe auch schon mal gedacht, dass jemand hinter mir steht und es war niemand. Es ist ein unheimliches Gefühl, wenn man beobachtet wird, denn irgendwie merkt man, dass Blicke auf einen gerichtet sind.

Ihr Freund sollte sich nicht lustig über sie machen, sondern ihr lieber helfen festzustellen, ob wirklich ein Mann sie vor dem Haus beobachtet. Er könnte es doch feststellen, in dem er mal auf die Straße geht, wenn sie den Mann vom Fenster aus sieht. Kann natürlich sein, dass es alles nur Einbildung ist, aber das müsste sich herausfinden lassen.

Meiner Ansicht nach ist das schon ein gewaltiger Unterschied, ob man nur beobachtet oder ob man eine Person wirklich verfolgt. Ich persönlich beobachte gerne Menschen im Alltag, aber ich verfolge sie nie. Das sind für mich zwei verschiedene Paar Schuhe.

Abgesehen davon ist es doch logisch, dass man seinen Blick dorthin lenkt, wo gerade etwas interessantes passiert. Wenn ich also im Treppenhaus stehe und auf etwas warte (dass jemand die Tür öffnet oder so) und da kommt die Nachbarin von oben herunter, weil sie den Müll rausbringen möchte, dann ist es doch klar, dass man da automatisch hinschaut, wenn ansonsten nichts los ist. Das hat mit richtiger Verfolgung ja nicht viel zu tun.