Welchen Sinn machen anonyme Stellenangebote?

vom 27.01.2012, 11:36 Uhr

Hier Arbeitsagentur = Arbeitgeber? Was bedeutet das? ist ja schon ein Beispiel für eine anonyme Stellenanzeige seitens des Arbeitgebers. Im verlinkten Thread wurde dann auch noch die Chiffre-Anzeige angesprochen. Auch das ist ein anonymes Stellenangebot.

Jedes Mal, wenn ich das lese, muss ich mich fragen, welchen Sinn es für die Firma macht, wenn sie erst einmal anonym bleibt. Der Bewerber soll doch in die Firma passen und wenn ich so ein Stellenangebot lese und nicht weiß, wo ich mich bewerbe, weiß ich doch auch nicht, ob diese Stelle mir zusagen würde. Welchen Sinn macht es also, dass eine Firma anonym bleibt.

Ich persönlich habe die Erfahrung gemacht, dass sich, wenn ich selber ein Stellengesuch aufgebe und ich eine Chiffre-Nummer angebe, keine Resonanz auf die Anzeige habe. Die Arbeitgeber wollen also keine anonymen Bewerber oder anonyme Anbieter. Sie wollen, dass man offen darlegt, wer man ist. Warum machen es dann aber die Arbeitgeber?

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge



Eigentlich liegt es aus Sicht des Arbeitgebers durchaus klar auf der Hand, warum es sich lohnen kann, eine Stellenanzeige anonym aufzugeben. In erster Linie stellt der Arbeitgeber damit sicher, dass er unter der Vielzahl an Bewerbungen, die normalerweise auf Stellenanzeigen eingehen, nicht so viele Bewerbungen selbst ausfiltern muss, weil diese Arbeit ja in einem solchen Fall von der Agentur für Arbeit übernommen wird, sofern es sich so verhält wie Du es in Deinem verlinkten Thread beschrieben hast. Damit erspart sich der Arbeitgeber natürlich eine Menge Arbeit.

Außerdem sehe ich noch einen weiteren entscheidenden Vorteil aus Sicht des Arbeitgebers, wenn dieser seine Stellenanzeigen anonym aufgibt und diese in der Jobbörse der der Agentur für Arbeit veröffentlichen lässt, denn wenn man sich als Bewerber auf eine solche anonyme Stellenanzeige bewirbt und seine Bewerbungsunterlagen an die Agentur für Arbeit übermittelt, dann bleibt dem Arbeitgeber, der ja anonymisiert und somit nicht bekannt ist, erspart, dass er sich mit Anrufen und sonstigen Nachfragen von Bewerbern, was nun mit ihren Unterlagen ist und ob sie noch irgendetwas von diesem Arbeitgeber hören werden, nicht weiter belasten muss. All diese Anfragen zum Verbleib der Unterlagen und zum Verlauf der Bearbeitung der eigenen Bewerbung kann der Bewerber nur noch an die Agentur für Arbeit schicken, weil diese ja sein Ansprechpartner laut Stellenbeschreibung ist.

Nachdem ich mich selbst vor einiger Zeit auf eine solche anonyme Stellenanzeige beworben habe, diese allerdings aber die bisher einzige solche war, die anonym geschaltet wurde und die mein Interesse geweckt hat, weil sie einfach passend für mich war, kann ich nicht behaupten, dass ich darauf keine Resonanz erfahren hätte. Ganz im Gegenteil: Die Sachbearbeiterin, die in meiner anonymisierten Stellenanzeige von Seiten der Agentur für Arbeit als Ansprechpartnerin angegeben war, war recht gut für mich erreichbar und auch für meine Fragen zu haben, die sie mir immer prompt beantwortet hat. Außerdem hat sie meine Bewerbungsunterlagen schnell an den Arbeitgeber weitergeleitet, von dem ich dann auch etwas gehört habe, und im Endeffekt habe ich diese Stelle auch tatsächlich bekommen.

Ich würde jetzt nicht unbedingt solche anonymisierten Stellenanzeigen bei der Agentur für Arbeit mit Chiffre-Anzeigen in der Zeitung vergleichen, weil es da eben keinen „Zwischenmann“ gibt, der aussortiert und vermittelt, wie es eben bei der Agentur für Arbeit als Bewerbermanager der Fall ist. Und ehrlich gesagt finde ich die Chiffre-Anzeigen in der Zeitung auch deutlich abstoßender als solche anonymisierten Anzeigen bei der Agentur für Arbeit. Allerdings muss ich sagen, dass ich es auch immer ein bisschen merkwürdig finde, wenn ein Arbeitgeber sich nicht öffentlich kenntlich machen will und insofern auch nicht in der Stellenanzeige erwähnt wird. Ich kann zwar die Gründe hierfür, wie oben ausgeführt, aus der Sicht eines Arbeitgebers für einen solchen Schritt durchaus nachvollziehen, aber es verbleibt trotzdem auf meiner Seite, für mich als Bewerber also, ein komischer Eindruck.

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» moin! » Beiträge: 7218 » Talkpoints: 22,73 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


Du könntest genauso gut fragen, warum ein Arbeitgeber im Stellenangebot schreibt, er suche zuverlässige Mitarbeiter, sich aber nicht selbst daran hält und sich zuverlässig verhält, indem er sich bei dem Bewerber in irgendeiner Art und Weise zurückmeldet. Aber im Grunde darfst Du die Seite des Arbeitnehmers/ Bewerbers nicht mit dem des Arbeitgebers vergleichen. Generell ist es ja sowieso so, wenn Du eine Stelle als Arbeitnehmer suchst, dass die Rückmeldungen daraufhin eher nicht stattfinden. Wahrscheinlich ist es schon so, dass der Arbeitgeber sich denkt, ein Arbeitnehmer muss auf ihn zukommen.

Ich kann es mir jedoch so erklären, dass ein Arbeitgeber deshalb anonym bleiben möchte, damit er nicht von Bewerbern/ Bewerbungen bombardiert wird beziehungsweise dann eben von ständigen Nachfragen, wie es nun mit dem Stand der Suche aussieht und ob man nun eine Chance hat oder nicht. Diese Erklärung erscheint mir selbst auch am logischsten und findet wohl meistens die Anwendung. Ich kann es auch verstehen, da manche Bewerber wirklich recht hartnäckig sind und man möchte dies vielleicht umgehen.

Ein anderer Grund, weshalb der Arbeitgeber eher anonym bleiben möchte, ist auch ein eher schlechter Ruf des Arbeitgebers. Ob das noch heute zutrifft, sei mal dahin gestellt. Wir hatten uns mal im Zuge eines Bewerbungstrainings darüber ausgetauscht, aber das wurde in unserer Runde einmal diskutiert und wurde von einem Dozenten in den Raum geworfen. Da dieses Bewerbungstraining schon lang vorbei ist, kann sich dahingehend etwas geändert haben, aber ich denke, ein wenig wird da schon noch dran sein. Wobei ich sagen muss, hier gibt es durchaus Stellenangebote für diverse Arztpraxen, die anonym geschaltet werden. Hierbei denke ich, dass ein eventueller Patient die Praxis nicht verlassen soll, wenn man sich vielleicht auf eine Stelle dort bewirbt und man nicht genommen wird.

Dann gibt es noch öfter eher Stellenangebote, die von Privathaushalten geschaltet werden, egal, ob sie nun jemanden für eine Kinderbetreuung oder eine Haushaltshilfe suchen. Da ist es in meinen Augen durchaus verständlich, wenn man zunächst eher anonym bleiben will, egal, ob es nun über eine Vorauswahl bei der Agentur für Arbeit hinausläuft oder über eine selbst geschaltete Stellenanzeige mit Chiffrenummer. Für mich ist es insofern verständlich, dass nicht jeder Hinz und Kunz Bescheid weiß, wer dahinter steckt und es daher erst einmal vorsichtig angehen möchte.

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» *steph* » Beiträge: 18439 » Talkpoints: 38,79 » Auszeichnung für 18000 Beiträge



Arbeitgeber, welche eine Vorsortierung über die Agentur für Arbeit oder eine Firma der freien Wirtschaft vornehmen lässt, spart sich selbst viel Zeit und eben auch Kosten. Dazu, wie auch schon hier geschrieben, können Bewerber nicht anrufen und nach dem Stand der Dinge fragen. Also wird auch der betriebliche Ablauf weniger gestört. Dazu sehen Arbeitgeber auch den Vorteil, das kein Bewerber eventuelle Kontakte zu anderen Mitarbeiten nutzen kann. Somit kann man wirklich alle Bewerber neutral anschauen.

Allerdings sollte man wirklich nie eine Bewerbung auf Anzeigen mit Chiffrenummer versenden. Denn da kann es durchaus passieren, das mit den eigenen Daten Schindluder getrieben wird. Beauftragt aber eine Firma aber nur eine externe Institution oder eine Firma, die erste Bewerbungsflut abzufangen, dann kennen die Auftragnehmer zumindest die Firma, welche einen Mitarbeiter sucht.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge



Manch ein Arbeitgeber wählt diesen Weg, um eine Vorauswahl durch die Arbeitsagentur treffen zu lassen. Dabei gibt es auch die Möglichkeit, dass der Arbeitgeberservice für den Arbeitgeber nach geeigneten Bewerbern sucht. Zweimal hatte ich als Bewerberin den Arbeitgeberservice am Telefon. Dies war ein Mitarbeiter der Arbeitsagentur, der die Bewerberprofile nach entsprechenden Bewerbern durchsuchte und potentiell geeignete Kandidaten kontaktierte. So muss man sich als Arbeitgeber nicht mit Massen an Bewerbungen herumschlagen, sondern kann klare Kriterien vorgeben, nach denen der Arbeitgeberservice aussortiert.

Manche Arbeitgeber möchten vielleicht auch vermeiden, dass der aktuelle Mitarbeiter seine Stelle in der Zeitung liest. Und bei manch anderem Unternehmen wurde ich schon skeptisch, weil ständig Mitarbeiter gesucht werden. So zum Beispiel kürzlich eine Arztpraxis, die Mitarbeiter für alle Bereiche suchte, was mich ehrlich gesagt als Patientin davon abhalten würde, diese Praxis aufzusuchen.

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» Trisa » Beiträge: 3269 » Talkpoints: 20,14 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


Ich bin bisher noch nie auf eine Firma aufmerksam geworden, die ihre Stellenangebote anonym hat ausschreiben lassen. Ich weiß gar nicht, wie ich darauf reagieren würde. Käme sicherlich auf die Anzeige im Allgemeinen an und wie sie eben gestaltet ist und ob mich das Angebot ansprechen würde oder nicht. Bisher habe ich aber ausreichend nicht-anonyme Stellenangebote gesehen, die mich angesprochen haben, wenn überhaupt.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge


Mein Ausbildungsplatz war anonym ausgeschrieben, alle anderen Stellen dieses Arbeitgebers werden ebenso veröffentlicht. Es gab immer genug Resonanz und die Vorauswahl erspart viel Arbeit. Es lohnt sich sowieso. Mitbewerber erfahren viel weniger über die Aktivitäten, wenn man beispielsweise eine neue Abteilung aufbaut.

» cooper75 » Beiträge: 13411 » Talkpoints: 515,76 » Auszeichnung für 13000 Beiträge



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