Das Kreuz kehrt zurück in bayerische Behörden
Das hat das Landeskabinett beschlossen. In Bayern sollen ab Juni in allen Behörden Kreuze hängen. Die Staatskanzlei hat mitgeteilt, dass das Kreuz als Ausdruck der geschichtlichen und kulturellen Prägung als sichtbares Bekenntnis zu den Grundwerten der Rechts- und Gesellschaftsordnung Bayern bzw. Deutschlands gilt und damit in allen Behörden im Eingangsbereich anzubringen ist.
Was denkt ihr darüber? Ist das ein guter Schritt um die besorgten und sehr konservativen Bürger auf dem Weg nach rechts zu bremsen? Ist es eine Provokation gegenüber den Grünen und Linken?
Ich bin ehrlich gesagt dagegen. Ich finde es ziemlich scheinheilig, wenn in diesem Land darüber diskutiert wird, Kopftücher im Staatsdienst zu verbieten, aber gleichzeitig will man in Behörden überall ein Kreuz an die Wand nageln. Also wenn man schon religiöse Symbole in Behörden und Staatsdiensten verbieten möchte, dann sollte man da auch konsequent sein und nicht mit zweierlei Maß messen.
Ich habe Schwierigkeiten mit der Gleichsetzung vom christlichen Symbol des Kreuzes mit dem Bekenntnis zu den Grundwerten der Rechts- und Gesellschaftsordnung. Das Kreuz ist für mich als Christin deutlich mehr als ein politisches Symbol - und ein politisches Bekenntnis zur Rechts- und Gesellschaftsordnung erfordert für mich auch etwas mehr als das Anbringen eines wie auch immer definierten Symbols. Das erstmal allgemein zur Kreuz-Frage.
Um auf die beiden spezifischen Fragen zu antworten: Nein, ich glaube nicht, dass das Aufhängen von Kreuzen die Menschen auf ihrem Weg nach rechts (oder sonstwohin) bremsen kann - Bremsen kann einen nur eine innere Haltung, und die muss jede und jeder für sich begründen - und viele Menschen begründen ausgerechnet ihren Weg nach rechts mit ihrem persönlichen christlichen Glauben. Allerdings begründen auch viele Grüne und Linke ihre politische Haltung mit ihrem christlichen Glauben, insofern werden die sich vermutlich nicht provoziert fühlen.
Offensichtlich rechnet man aber damit, dass die Kreuze als Provokation aufgefasst werden könnten - und exakt das ist für mein Empfinden definitiv nicht die Botschaft des Kreuzes.
Billiger und peinlicher Populismus ist das und nicht mehr. Meines Erachtens nach gibt es die Trennung zwischen Kirche und Staat nicht umsonst. Aber Herr Söder musste ja auch eine Menge berechtigten Spott dafür einsacken. Und wie man hier sehen kann, empfinden manch wirklich religiöse Menschen das Vorhaben als Instrumentalisierung ihres Glaubens. Für mein Dafürhalten könnte man absolut jedes religiöse Symbol aus dem öffentlichen Leben entfernen und so etwas als Privatsache des Bürgers belassen.
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