Achten junge Leute heute mehr auf Herkunft der Lebensmittel?
Angeblich sollen jüngere Leute sich heutzutage besonders dafür interessieren, woher ihre Produkte kommen. Ich weiß nicht, ob man diese Meinung so in ihrer Absolutheit übernehmen kann, denn wenn man sich mal wirklich damit beschäftigt, wie und wo vieles vom Superfood herkommt, wird man feststellen, dass manches gar nicht so problemlos ist, wie man sich das wünschen würde. Der Anbau von Quinoa zum Beispiel oder das generelle Verschiffen von spezieller Nahrung rund um den Globus ist für mich nicht nachhaltig.
Interessieren sich die Leute wirklich heute mehr für die Herkunft ihrer Lebensmittel oder ist das nicht eher eine kleinere Gruppe, die darauf achtet und alle anderen Aussagen zu generalisiert? War der Kauf von Nahrung vor ein bis drei Generationen nicht sogar sehr viel nachhaltiger, weil die Hausfrauen damals noch ganz genau wussten, wann welche Sachen Saison haben und sowieso regionale Waren auf dem Markt kauften? Hat man überhaupt eine Chance, einen auf die Herkunft bezogenen Ansatz beim Einkauf wirklich konsequent umzusetzen?
Ich würde diese Frage teils mit ja, teils mit nein beantworten. Sicherlich wurde vor einigen Jahrzehnten vermutlich auf die gesamte Bevölkerung hochgerechnet ein sehr viel höherer Anteil der Lebensmittel und Verbrauchsgüter von regionalen Herstellern und Wochenmärkten bezogen. Immerhin gab es damals noch nicht den Luxus, dass jedes kleine Kaff eine Filiale einer bekannten Supermarktkette mit der breiten Auswahl, die uns dort heutzutage zur Verfügung steht, besaß.
Man war darauf angewiesen, was die Bauern der Umgebung oder der eigene Hof hergaben - und für alles, was darüber hinausging, musste man deutlich längere Wege und höhere Kosten in Kauf nehmen. Mittlerweile sind wir in dieser Hinsicht so verwöhnt, dass wir nicht einmal mehr wissen, welches Obst und Gemüse zu welcher Jahreszeit wächst, da wir es ohnehin rund ums Jahr erwerben können. Wo die Orange herkommt, ist den meisten Menschen dabei ganz egal, solange sie am gewohnten Platz in der Auslage liegt.
Allerdings geht - unter kräftiger Unterstützung durch die Medien - der Trend aktuell wieder zum bewussten Genießen, zu fair und wohnortnah gehandelter Ware ohne Zusatzstoffe und zur genaueren Frage nach dem was, wo und wie hinter unserer Ernährung. Gerade die junge Generation lässt sich von diesem Hype - wie auch von Superfoods, veganer Ernährung und "Raw & Slow" - gerne mitziehen. Auch, wenn dahinter oftmals mehr der Wunsch nach Aufmerksamkeit und dem Aufpolieren des eigenen Images steht, ist die Wirkung ja nicht unbedingt negativ.
So rückt vor diesem Hintergrund der Aspekt des Preises wieder ein Stück weit hinter den der Qualität, und die Leute sind eher bereit dazu, sich bessere Lebensmittel auch etwas mehr kosten zu lassen. Das schadet der Junkfood- und Exportindustrie und stärkt lokale Produzenten und gewissenhafte Anbieter. Allerdings darf man sich natürlich nicht allein auf Labels wie "Bio", "Frisch und Gut" und so weiter verlassen, sondern sollte trotzdem genauer hinterfragen, welche Ursprünge der Einkauf hat, wenn man ernsthaft Wert darauf legt.
Ich bin der Ansicht, dass das sehr stark mit den Medien und aktuellen Ernährungstrends zusammenhängt. Wenn bestimmte Superfoods total gehypt werden und als gesund propagiert werden, dann machen alle diesen Trend nach, weil man will ja erstens zur "modernen" Generation dazu gehören und sich modern ernähren und zweitens soll das ja ach so gesund sein. Das habe ich gerade bei den Superfoods extrem mitbekommen, die dann hier nicht natürlich vorkommen und aus Südamerika verschifft werden müssen.
Ich war letzte Woche auf dem Wochenmarkt der Kreisstadt. Neben Kartoffeln aus Zypern, Erdbeeren aus Spanien und Mexiko und sogar Spargel (obwohl Spargelzeit in Deutschland) kam der Spargel teilweise aus Italien und Spanien. Das sind nur ein paar Beispiele. Es sind so viele Lebensmittel auf dem Markt zu finden, wo man denkt, dass man das ausschließlich aus Deutschland verkaufen könnte, weil auch die Zeit dafür ist und diese Sachen kommen von weit her. Selbst Äpfel und Birnen aus den USA und Speisepilze aus Kanada.
Wenn ich hier in die Supermärkte gehe und nach Fleisch schaue, dann kommt das Reh aus Argentinien, das Lammfleisch aus Neuseeland usw. Warum wird nicht hiesiges Fleisch und Gemüse angeboten, wenn es dies auch in Deutschland gibt? Ich frage mich, ob überhaupt noch jemand auf die Herkunft genau schaut und das dann eben nicht kauft, wenn es von "wer weiß wo" kommt. Ich schaue drauf und ich kaufe nichts, was erst mal durch die halbe Welt schippern musste. Besonders, wenn es was ist, was auch in Deutschland angebaut, gezüchtet oder gejagd werden kann.
Ich kenne aber genug ältere Leute, die da einfach nicht drauf schauen und lieber die Kartoffeln aus Zypern für teures Geld kaufen, weil es schon "neue" Kartoffeln, sind, die frischer aussehen und somit auch angeblich besser zum Spargel passen und beim Spargel schauen sie nur drauf, wie toll die Stangen aussehen und da ist es egal, ob der aus Italien kommt. Es ist also nicht nur Sache der jungen Leute da nicht drauf zu achten.
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