Lieber durchfallen als schlechte Note zu haben?

Ich kenne es von einige Kommilitonen, dass sie ihre Klausur durchstreichen und so abgeben. In dem Fall bekommen sie natürlich eine 5.0 und sind somit automatisch durchgefallen. Das tun meine Bekannten, wenn sie das Gefühl haben, die Klausur nicht mit einer guten Note zu bestehen und sicher sind, dass da noch Luft nach oben ist.

Ich persönlich habe das noch nie gemacht und kann es nicht nachvollziehen. Wir haben nur in sehr wenigen Fächern die Möglichkeit eines Zweittermins, sodass man bei einer nicht bestandenen Klausur oftmals zwei Semester auf einen neuen Versuch warten muss. Nach einem Jahr hat man den Stoff ja auch teilweise vergessen und da die Dozenten auch gerne mal neue Schwerpunkte setzen, muss man auch noch die Vorlesung ein zweites Mal besuchen.

Und wenn ich eine schlechte Note habe, liegt es in der Regel daran, dass ich das Fach blöd fand und würde mich auf keinen Fall ein zweites Mal damit beschäftigen wollen. Da lebe ich lieber mit einer 4.0. Aber unter meinen Kommilitonen bin ich mit meinen Ansichten die Einzige. Wie seht ihr das? Habt ihr im Studium öfters mal eine Klausur gestrichen?

Also dass der Zweittermin erst zwei Semester später ist, kenne ich so überhaupt nicht. Zu meiner Studienzeit war das eher so, dass man zwei Termine in den Semesterferien hatte und wenn man sich entschieden hatte, den ersten Termin zu schreiben, konnte man immer noch in denselben Semesterferien nachschreiben. Den dritten Termin durfte man erst 1-2 Semester später schreiben - je nach Turnus. Dass man aber mehr als drei Versuche hatte, kenne ich gar nicht.

Ich habe das noch nie so gehandhabt, dass ich eine Klausur absichtlich nicht bestanden habe, um einen zweiten Versuch nutzen zu können. Das wäre mir ehrlich gesagt auch viel zu blöd. Bei uns war das teilweise auch so, dass je nach Veranstaltung die Dozenten gewechselt haben durch Neueinstellung und dergleichen, sodass man nie sicher sein konnte, ob die Klausur beim zweiten Dozenten genauso leicht wird wie beim ersten Dozenten. Da wäre mir das Risiko zu groß gewesen, mit dieser Taktik auf die Nase zu fallen und man hat ja nicht endlos viele Versuche.

Auf eine einzelne Klausur kommt es im Abschlusszeugnis eines Studiums meistens nicht an, sodass man sich durchaus auch mal eine 3.0 oder 4.0 in einer Prüfung erlauben und trotzdem insgesamt mit einer super Note bestehen kann. Daher finde ich es etwas übertrieben, lieber einen Fehlversuch zu kassieren, als eine mehr oder weniger sicher bestandene, wenn auch nicht hervorragende Prüfung abzugeben.

Ich habe diese Option auch nie in Erwägung gezogen, obwohl ich auch so meine zwei, drei Klausuren hatte, bei denen ich während des Schreibens schon wusste, dass die Note eher mau als gut werden würde. Dennoch war es mir den Aufwand und die Nerven nicht wert, nochmal zum Nachholtermin antanzen zu müssen. Entweder lagen die ersten Nachschreibezeitpunkte meistens noch mitten in der regulären Prüfungszeit, wo man schon genug zu lernen hatte und durch die Extrarunde vermutlich noch zwei andere Prüfungen gefährdet hätte, oder aber man musste in den Semesterferien oder sogar im nächsten Semester noch einmal büffeln, wo der Stoff schon lange aus den Augen und aus dem Sinn wäre.

Beides erschien mir wenig erstrebenswert. Noch dazu kann man ja nie vorhersehen, was sonst noch ansteht, und ob man vielleicht an einem der Nachholtermine verhindert ist, sodass es insgesamt schwer wird, die Prüfung noch im vorgegebenen zeitlichen Rahmen zu absolvieren.

Für wen die Note aber so entscheidend ist, dass er all dies in Kauf nimmt, nur um einen Ausrutscher im Spiegel abzuwenden, dem ist es natürlich selber überlassen, auf die Abgabe einer Blanko-Klausur zurückzugreifen. Schließlich lernt jeder anders und setzt seine eigenen Prioritäten. Solange er damit zurechtkommt, soll ihm das auch erlaubt sein.