Das Leben in einem Mehrgenerationshaus, Erfahrungen

vom 02.09.2012, 18:07 Uhr

Die Idee eines Mehrgenerationshauses finde ich wirklich sehr gut, zumal die Bewohner nicht familiär miteinander verbunden sein müssen. Man kann sich also zusammenfinden, wenn da Bedarf bestünde. Zwar hat man aufeinander Rücksicht zu nehmen, dennoch kann es mal zu Konflikte kommen. Je mehr Menschen aufeinander treffen, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass es eben auch mal Ärger gibt, man keine Lösungen findet und keine Kompromisse eingehen kann.

Aber dennoch halte ich selbst sehr viel von solchen Wohn- und Hausgemeinschaften. Die Vorstellungen sind recht romantisch, das muss ich ja ehrlich zugeben, aber an sich denke ich eben schon, wenn man sich das allgemein vorstellen kann, ist die Idee recht gut.

Habt Ihr vielleicht konkrete Vorstellungen von solchen Mehrgenerationshäusern und wie sehen diese aus? Welche Erfahrungen könnt Ihr noch dazu benennen? Werden diese Mehrgenerationshäuser immer mehr werden? Von wem werden diese eigentlich erbaut/ umgebaut oder generell finanziert? Wie viel muss pro Bewohner dazu beitragen?

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» *steph* » Beiträge: 18439 » Talkpoints: 38,79 » Auszeichnung für 18000 Beiträge



Wenn, dann muss es wirklich separate Eingänge geben. Meine Oma wohnt bei meinen Eltern im Haus und somit waren da drei Generationen unter einem Dach und da kollidieren doch mitunter stark die Interesse. Sicherlich hat es auch seine Vorteile. Hat man kleine Kinder im Haus, dann kann die Oma oder der Opa öfter mal aufpassen, wenn die Eltern arbeiten gehen wollen oder mal weggehen wollen. Anders herum können die Jüngeren mit den Älteren einkaufen fahren oder ihnen die Wasserkösten reinbringen.

Mein Bruder stand aber regelmäßig mit meiner Oma auf Kriegsfuß. Angeblich hatte er immer zu laut die Musik an und sie ist ganz früh am Morgen schon durch das Haus geflitzt. Außerdem rupfte sie bei meinen Eltern! gerne mal die Fenster auf und marschierte generell einfach mal so durch die Räume meiner Eltern. Jeder Versuch ihr zu sagen, dass das nicht ihr Bereicht ist, ist bei ihr auf taube Ohren gestoßen.

Dann kann die Betreuung von älteren Menschen mitunter auch anstrengend sein. Meine Eltern haben meiner Oma was erzählt und sie hat es vergessen oder akustisch gar nicht gehört und fühlte sich dann übergangen. Außerdem war meine Oma der Meinung, dass sich meine Mutter bei ihr abzumelden hat. Andersherum machte sich meine Mutter aber auch Sorgen, wenn sie mal beim zweiten Telefonklingeln nicht ran ging.

Ich persönlich würde nie, niemals mit meinen Eltern unter einem Dach wohnen wollen im Alter. Ich hoffe, dass die beiden uralt miteinander werden, denn wenn sie sich beide gegenseitig unterstützen, dann kommt man nicht in die Verlegenheit. Andernfalls würde man sich wohl früher oder später gewungen sehen. Denn eine alte Frau oder einen alten Mann kann man nicht allein lassen.

In ein Mehrgenerationshaus würde ich auch nicht ziehen, wenn ich die Leute nicht kennen würde. Bei sehr jungen Menschen kann man das Problem haben, dass sie zu viel feiern, bei sehr alten, dass sie zu viel Ruhe wollen. Am besten finde ich es, wenn man für sich im Haus wohnt.

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» winny2311 » Beiträge: 15159 » Talkpoints: 4,91 » Auszeichnung für 15000 Beiträge


Also zunächst einmal denke ich nicht, dass Mehrgenerationenhäuser zunehmen werden, denn so wie ich das im Moment sehe, bewegt sich der Trend immer mehr in die andere Richtung. Junge Leute ziehen früh von zu Hause aus, Paare wohnen überhaupt nicht mehr bei den Eltern und teilweise sind ja sogar die Wohnmöglichkeiten für Studenten sehr verpönt, wenn es sich eben um Wohnungen handelt, wo Studenten zu Rentnern ziehen können. Erwachsene die noch bei ihren Eltern wohnen werden stets belächelt und bei den Schwiegereltern zu wohnen ist auch nicht gerade der Knaller.

Ich selbst muss sagen, dass ich eigentlich nur eine Familie kenne, bei denen wirklich mehrere Generationen in einem Haus wohnen. Bei meiner Großmutter ist das nicht so ausgeprägt, diese lebt mir ihrer Tochter zusammen und in der selben Straße wohnt eine weitere Tochter mit Mann und Kindern. Die Schwester meiner Oma aber, mit der wir ebenfalls befreundet sind, lebt mit ihren zwei Kindern im selben Haus. Die Tochter hat zwei Jungen und eine Tochter, die bereits ausgezogen ist und der Mann lebt auch mit im Haus. Der Sohn lebt mit seiner Frau dort und hat einen Sohn und zwei Töchter, davon ist aber auch schon eine Tochter ausgezogen und die andere lebt dort mit ihrem Kind.

Das macht dann quasi vier Generationen unter einem Haus, Großeltern, deren zwei Kinder mit dem jeweiligen Partner, die haben bereits 6 Kinder wovon aber nur vier im Haus wohnen und eines der Kinder hat auch bereits ein Kind. Im Endeffekt sind das also 11 Personen unter einem Dach. Das Haus ist dafür zum Glück groß genug und genug zu tun gibt es auch, denn sie leben wie meine Oma sehr ländlich und haben einen Hof und Felder.

Wir sind mit der Familie auch befreundet und wenn wir dort zu Besuch sind, dann haben wir eigentlich immer den Eindruck, dass es dort sehr harmonisch zugeht und sich alle gut verstehen. Dennoch kann ich mir vorstellen, dass es dort häufiger mal Stress gibt, denn man muss beispielsweise bedenken, dass es nur zwei Kinderzimmer gibt und die Tochter mit dem Kind hat ein eigenes Zimmer, deswegen teilen sich die anderen drei Kinder ein Zimmer. Es ist zwar groß, aber Privatsphäre hat man so eben nicht.

Vorteile liegen aber natürlich auch auf der Hand, es bliebt mehr Geld für einen selbst, weil die Mietkosten nicht vorhanden sind, die Großeltern haben das Haus gekauft und Strom und Wasser wird unter den drei, bald vier Familien aufgeteilt, da spart man natürlich einiges ein, als wenn man eine Wohnung hat und für sich selbst aufkommen muss. Hinzu kommen dann eben noch so Dinge, wie das die Großmutter immer kocht und der Haushalt wird unter so vielen Leuten aufgeteilt, dass da keiner übermäßig viel Arbeit hat.

Für mich wäre das aber nichts, weil ich meine Privatsphäre sehr schätze und mich nicht dabei wohl fühlen könnte, mit so vielen Menschen unter einem Dach zu leben. Es wäre mir einfach zu voll und zu stressig. Für jemanden der damit aber kein Problem hat, ist das sicherlich eine super Sache, denn die Tochter mit dem Kind hat beispielsweise viel Zeit für sich selbst, da zwei Elternpaare und die Großeltern da sind, wenn sie Betreuung braucht, die Kinder haben auch immer jemanden zum Spielen und so weiter und so fort. Wenn man damit aber nicht aufgewachsen ist, ist das sicherlich eine schwierige Angelegenheit.

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Mein Fall wäre das ehrlich gesagt auch nicht, weil ich durch das Umfeld ständig mitbekomme, welche Konflikte da lauern. Mein Bruder wohnt mit seinen Schwiegereltern im gemeinsam gekauften Haus und hat auch schon eigene Kinder. Ich selbst bin auch in einem Mehrgenerationenhaus aufgewachsen und da sind Probleme einfach vorprogrammiert.

Ganz typisch ist, dass jede Generation andere Bedürfnisse hat. Natürlich kann man die dritte Generation soweit erziehen, dass sie sich eben in der Mittagszeit ruhig verhält und auch die Nachtruhe eingehalten wird, sodass es von der ersten Generation her keinen Grund zur Klage wegen Lärmbelästigung geht. Rücksicht lässt sich durchaus umsetzen, das ist nicht das Problem.

Problematisch wird es erst, wenn verschiedene Vorstellungen aufeinander prallen. Wenn also die erste Generation ein Haus so umgebaut haben möchte, aber die zweite Generation (der das Haus gehört) sieht das aber anders. Die zweite Generation wird oftmals eher belächelt und als "Kind" angesehen ohne Erfahrung. Die zweite Generation ist aber erwachsen und selbstständig genug, dass sie sich nicht wie ein Kind behandelt fühlen möchte und entsprechend wird rebelliert. Die dritte Generation fällt da eher raus, bis sie eben auch erwachsen geworden ist und eigene Bedürfnisse entwickelt, dann wiederholt sich die Konfliktsituation von Generation 1 + 2 auf Generation 2 + 3: Die älteren wissen alles besser, die jüngeren fühlen sich nicht ernst genommen und sind entsprechend verschnupft.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Ich denke, dass es Vor- und Nachteile hat, wie so vieles. Ich stelle es mir auf einer Seite schön vor, mit mehreren Generationen in einem Haus zu leben. Aber mir wäre es da zum Beispiel wichtig, dass man seinen eigenen Haushalt hat und seine Räumen, in die man sich bei Bedarf zurückziehen kann. Ich kenne manche Familien, die so leben und bei denen es bis auf hin und wieder Kleinigkeiten gut funktioniert.

Bei einer Familie ist es so, dass die Großeltern unten in einer Einliegerwohnung im Haus leben und so immer das Enkelkind sehen können, wenn sie möchten und eben auch mal darauf aufpassen. Es spielt sicherlich eine Rolle, wie gut man sich mit den Familienmitgliedern versteht und wie viel man sich reinreden lässt. Ich denke, dass es da am meisten zu Konflikten kommt.

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge


Hat eigentlich irgendjemand den ersten Beitrag gelesen und verstanden? Es geht um Mehrgenerationenhäuser, wie sie in vielen Städten entstehen. Dort ziehen bewusst Menschen verschiedener Generationen ein und unterstützen sich bei Bedarf und bei Interesse gegenseitig. Es geht nicht darum, dass mehrere Generationen einer Familie unter einem Dach leben.

Ich finde Mehrgenrationenhäuser Klasse, wenn alle wissen, worauf sie sich einlassen. Das fängt bei den spielenden Kindern an, die dort erwünscht sind und eben nicht als störend empfunden werden, weil Rentner Ruhe wünschen. Da kann man bei einem normalen Haus nicht sicher sein. Zugleich behalten Ältere den Anschluss und bekommen ein wenig Hilfe. Schließlich sind es oft Kleinigkeiten.

Meine Tagesmutter hat in einem Haus mit guter Sozialstruktur gewohnt. Dort passierte das, was heute in Mehrgenerationenhäusern passiert, automatisch. Die junge Mutter putzte der Seniorin die Treppe, die passte dafür mal auf die Kinder auf. Der nette junge Mann von unten half bei kleinen technischen Problemen und bei schweren Einkäufen, dafür wurden seine Aquarien fachgerecht versorgt, wenn er weg war. Die einen brachten schwere Einkäufe im Auto mit, dafür bekamen sie fertigen Kuchen und andere Gerichte für irgendwelche Veranstaltungen.

Privatsphäre hatte da jeder. Niemand war verpflichtet, etwas zu tun. Getroffen hat man sich in der Sitzecke im Hofgarten oder im Gemeinschaftskeller. Und wer wie und warum etwas für einen anderen tat, das war eine ganz freie Entscheidung. Es gab keinen Vertrag und keine Verpflichtung. In diesem Haus hat es sich damals einfach so ergeben. In einem modern geplanten Haus ist es nicht viel anders, nur ist allen Beteiligten klar, dass ein Miteinander gewünscht wird.

» cooper75 » Beiträge: 13411 » Talkpoints: 515,76 » Auszeichnung für 13000 Beiträge


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