Anderen Menschen bei Partnerwahl hineinreden?
Also ich bin auch der Meinung, dass man anderen Menschen nicht bei der Partnerwahl reinreden sollte. In der Regel sind sie ja erwachsen, auch wenn für die Eltern beispielsweise das eigene Kind immer gefühlte 6 Jahre alt ist und beschützt werden muss. Diese Einmischung kann ja soweit gehen, dass man sogar versucht, den Partner loszuwerden, weil er angeblich nicht so gut passt und man jemanden kennt, der viel besser zur Schwester/Freundin oder sonstwem passt.
Eine Bekannte von mir hatte sich vor Jahrzehnten die ideale Frau für ihren Bruder ausgesucht. Der Bruder war damals 18 und hatte eine 15-jährige geschwängert. Die beiden wollten also heiraten, was dieser Bekannten absolut nicht passte. Sie wollte die 15-jährige Freundin zur Abtreibung zwingen und ist mit ihr sogar zum Arzt gefahren, um die Abtreibung vornehmen zu lassen. Der Plan war es, nach der Abtreibung die Freundin irgendwie loszuwerden und ihren Bruder mit der Frau zu verkuppeln, die ihrer Meinung nach "gut genug" für ihn ist.
Der Schuss ging aber nach hinten los, der Arzt soll wohl nur gesagt haben, dass es für eine Abtreibung zu spät sei, da das Mädchen bereits im 4. Monat war. Meine Bekannte wurde daraufhin wütend und musste tatenlos zusehen, wie die beiden geheiratet haben. Sie hat einfach nicht verstanden, dass die beiden glücklich miteinander waren und hatte nur ihren Egoismus im Kopf. Ihr Bruder ist mittlerweile seit über 30 Jahren mit seiner Frau verheiratet und seiner Schwester passt das bis heute nicht. Immer wieder hat sie über die Jahre versucht, die beiden auseinander zu bringen, hatte bisher aber keinen Erfolg damit.
Ich streite nicht ab, wenn man die Personen gut genug kennt, die verkuppelt werden sollen, dass das dann durchaus funktionieren kann. Aber nur die wenigsten wissen so etwas. Vielen ist gar nicht klar, wie gut oder schlecht ein Paar zusammenpassen würde. Meine Mutter beispielsweise, sie hat mich jahrelang bearbeitet, dass ich eine Beziehung mit meinem Sandkastenfreund anfange und mit ihm sogar eine Familie gründe. Unsere Familien lebten mal in direkter Nachbarschaft zueinander und obwohl es uns letztendlich in unterschiedliche Gegenden verschlagen hat durch Umzüge etc. haben wir immer noch regelmäßigen Kontakt und das eben von kleinauf.
Sie drängte mich also dazu, eine Beziehung mit meinem Sandkastenfreund anzufangen. Ihre Begründung war abenteuerlich: "Er benimmt sich so respektvoll gegenüber der Elterngeneration und du hättest die besten Schwiegereltern, die man haben kann." Mag ja sein, aber was hat das mit mir zu tun? Ich hätte mit ihm Bett und Tisch teilen müssen, während besagte Schwiegereltern höchstens für 2 Stunden zu Besuch da sind und dann selbst nach Hause fahren. Ich finde, nur weil jemand höflich und respektvoll mit anderen Menschen umgeht, heißt das noch lange nicht, dass man auch wirklich zusammenpasst. Seit der Kindheit ist eine lange Zeit vergangen und wir haben uns in total unterschiedliche Richtungen entwickelt. Ich finde nicht, dass wir charakterlich zusammen gepasst hätten, aber einsehen wollte meine Mutter das nicht.
Punktedieb hat geschrieben:Wobei ich einmal auch einem Freund von der Frau abgeraten habe, die er als Freundin hatte. Allerdings hatte er das Ganze so eingefädelt, dass eben unter anderem ich der Dame auf den Zahn fühle. Es waren noch zwei Freunde vorhanden, die diese Frau bei einer anderen Gelegenheit unter die Lupe genommen haben.
Solche Situationen finde ich persönlich schon schwierig, weil sie das Verhalten des "geprüften" Partners an sich schon negativ beeinflussen könnten. Ich jedenfalls würde es nicht gerade als vertrauensförderlich empfinden, wenn ich mitbekäme, dass mein gerade frisch mit mir liierter Partner seine Kumpels heimlich auf mich "angesetzt" hätte, um mich zu testen. Das käme mir schon unsympathisch vor, gewissermaßen hinterhältig, weil ich meine, dass erwachsene Menschen dementsprechende Spielchen nicht benötigen, und sich auch selber und ohne List kennenlernen und Probleme miteinander klären können müssen.
Dementsprechend ärgerlich würde ich auf solche Geschichtchen reagieren. Selbst, wenn ich bei den Freunden trotzdem gut ankäme, wäre meinerseits mein Partner nach so einer Aktion für mich unsympathisch geworden. Die Beziehung hätte also keine Zukunft. Sowas sollte man auch bedenken, bevor man sich in solche Pläne vertieft. Denn damit könnte eine ansonsten doch gut funktionierende Beziehung durch fremde Einmischung ihr vorzeitiges Ende finden. Wem wäre in dem Fall damit geholfen?
Abgesehen davon bleibt auch noch das Problem, dass man, wenn man Fehler finden möchte, auch garantiert welche finden wird. Eine objektive Beurteilung eines Menschen ist, wenn man ihn auf "Fehler" prüfen möchte, also sowieso kaum möglich.
anlupa hat geschrieben:Mein Sohn hatte einmal eine Freundin, die ihn in meinen Augen dauernd emotional erpresste. Sie hat zum Beispiel verhindert, dass er zwei Monate ins Ausland geht, weil sie es angeblich ohne ihn nicht aushält. Ich habe zwar auf ihn eingeredet, dass das eine tolle Chance sei, die er sich da entgehen lässt, aber ich habe versucht, seine Freundin nicht schlecht zu machen.
"Angeblich" hätte sie es nicht ausgehalten? Woher weißt Du denn, ob das nur ein Vorwand war, oder die Realität? Ich frage nur, weil ich Freundinnen habe, die ein seelisches Wrack waren, nachdem ihr Partner für ein Semester oder auch ein ganzes Jahr einen Schüleraustausch ins Ausland gemacht hat. Ich durfte sie dann seelisch wieder "zurechtflicken". Das mag vielleicht übertragisch klingen, aber bei Teenagern kann ich das schon nachvollziehen, gerade, wenn es die erste Beziehung ist. Und auch real bedeutet eine längere Trennung ja gerade bei noch nicht so langen Beziehungen oftmals Entfremdung und die Gefahr von Seitensprüngen oder einer Trennung.
Als "Erwachsener" mit sonst wie vielen vergangenen Partnerschaften mag man es peinlich finden und darüber lachen, aber für Teenager mit wenig Beziehungserfahrung ist das wirklich eine traurige bis bedrohliche Sache. Von daher würde ich nicht automatisch irgendein gezieltes Erpressungsverhalten vermuten, wenn eine Partnerin sagt, sie würde es nicht aushalten, wenn ein Schüler für einige Monate wegfährt. Und im Übrigen ist es jedem frei überlassen, ob er eine längere Reise machen möchte, oder dies eher ablehnt, weil er lieber beim Partner bleiben möchte.
Ramones hat geschrieben:Als ich dann meinen neuen Partner hatte, sagten sie gleich zu ihm, dass er mir nicht wehtun soll, aber dann war die Sache auch gut.
Heißt das, deine zwei älteren Brüder haben Deinem neuen Partner gedroht? Oder verstehe ich das jetzt falsch? Würde ich so etwas seitens der Familie eines neuen Partners erleben, würde das auf mich alles Andere als sympathisch wirken.
Ich finde nicht, dass man volljährige und halbwegs zurechnungsfähige Menschen vor irgendetwas beschützen sollte. Jeder sollte seine Entscheidungen selbst treffen können, ohne dass Familienmitglieder, Freunde oder andere Leute, die mit der Sache nichts zu tun haben, sich da einmischen. Ich finde es sogar anmaßend, wenn man sich einmischt, auch wenn dies oft mit guten Absichten geschieht. Auch wenn es noch so gut gemeint ist, ist es eben nicht richtig.
Gute Freunde oder manche Familienmitglieder dürfen natürlich ihre Meinung über einen neuen oder zumindest potentiellen Partner äußern. Aber es sollte eben nicht so weit gehen, dass dieses Interesse als Einmischung empfunden wird. Wenn das Umfeld von einem Partner abrät, würde ich diesen Leuten zum einen mitteilen, dass meine Beziehungsgeschichten sie nichts angehen, aber ich würde wohl in Zukunft auch jeden noch so guten Ratschlag in Liebesdingen abwürgen, um mir die Aussagen gar nicht anhören zu müssen.
Jeder sollte seine eigenen Erfahrungen machen können. Manche sind sicher nicht schön. Wenn sich jemand mit einem stadtbekannten Schläger einlässt, ist das auch eine Entscheidung, die man akzeptieren sollte, selbst wenn man davon ausgeht, dass der Freund oder Verwandte unter dieser Person sicher zu leiden hat. Aber auch das sind Erfahrungen, die dann eben jeder selbst machen muss. Ich finde nicht, dass man erwachsene Menschen in Watte packen muss. Ich würde auf Nachfrage meine Meinung über die Person kundtun, sofern ich sie kennenlernen konnte, mich aber von irgendwelchen dämlichen Ratschlägen fernhalten.
Ich finde es wichtig, dass man guten Freunden oder auch Familienmitgliedern ehrlich die Meinung sagt. Auch wenn es sich um einen potentiellen Partner handelt, sollte man seine Meinung äußern können und auch anmerken, wenn man denkt, dass er nicht so gut zu einem passt. Immerhin gehört es doch bei guten Freunden einfach dazu, dass man einander berät und ich könnte es mir auch gar nicht vorstellen, einfach nichts dazu zu sagen, wenn eine gute Freundin einen neuen Mann kennen lernen würde. Stattdessen würde ich ihr durchaus auch sagen, wenn ich denken würde, dass er nicht zu ihr passt.
Generell finde ich dennoch, dass jeder seine Erfahrungen selbst machen sollte. Solange nicht eine ernsthafte Gefahr von einem potentiellen Partner ausgeht und es sich im Grunde genommen um einen ganz normalen Menschen handelt, sollte man die Entscheidung der betreffenden Person überlassen und sich nicht zu sehr einmischen. Immerhin muss man ja auch wissen, dass jeder Mensch einen anderen Geschmack hat und dass man selbst den potentiellen Partner der Freundin nicht ganz so toll findet, wie sie selbst, ist irgendwie auch völlig normal. Von daher würde ich auch niemals versuchen, eine Freundin ernsthaft von einem Mann abzuhalten, der ihr gut gefallen würde.
Ich finde, dass ein gutes Gleichgewicht wichtig ist. Man sollte auf jeden Fall Bedenken äußern und auch den einen oder anderen Tipp geben. Jedoch sollte man nicht versuchen die Freunde oder Familienmitglieder zu irgendetwas zu überreden. Immerhin dürfen diese ja durchaus ihre eigene Meinung haben und das ist auch völlig in Ordnung und auch gut so.
Prinzessin_90 hat geschrieben:Immerhin gehört es doch bei guten Freunden einfach dazu, dass man einander berät und ich könnte es mir auch gar nicht vorstellen, einfach nichts dazu zu sagen, wenn eine gute Freundin einen neuen Mann kennen lernen würde.
Diese Aussage bringt mich dazu, mich zu fragen, ob so eine Beratschlagung denn überhaupt notwendig ist. Bei mir war es, auch im Teenager-Alter, immer so, dass ich mich in einen Menschen entweder verliebt habe, oder aber eben nicht. Wenn ich verliebt war, habe ich niemanden um Rat fragen müssen, sondern bin dem Gefühl gefolgt und habe die Konsequenzen gezogen. Was soll das auch für eine Liebe sein, wenn man sich erst einmal mit Freunden beratschlagen muss, ob die Partnerschaft Sinn macht, oder nicht? Wenn man wirklich liebt, dann bestehen da doch gar keine Zweifel.
Gerade Erwachsene sollten doch genug Selbstsicherheit besitzen, um selber entscheiden zu können, ob sie einen potentiellen Partner vor sich haben, oder nicht, ohne, dass man sich vorher mit irgendwem darüber absprechen muss. Die beste Einschätzung der Situation hat doch sowieso man selbst. Ja, natürlich kann Liebe blind machen, aber man selbst kennt den potentiellen Partner doch gewöhnlich auch viel besser, als irgendwelche Freundinnen. Daher bin ich durchaus der Meinung, dass die beste Beurteilung nur man selber treffen kann.
Jetzt werde ich gerade daran erinnert, wie ich reagiert habe, angesichts der Tatsache, dass ich zu neugierige Bekannte hatten, die meinten, sich gerne überall einmischen zu müssen. Ich habe nämlich, weil ich keine Diskussionen wollte, Beziehungen einfach die ersten Wochen bis Monate komplett "geheim" gehalten, damit mir niemand hineinfunken kann. Sobald es dann "offiziell" wurde, war die Sache sowieso schon fast ein halbes Jahr am Laufen und niemand konnte sich mehr einmischen. Eine gute Methode, wenn man lästige Einmischungen verhindern will, meine ich.
Ich frage mich ehrlich gesagt, warum man überhaupt "Beratschlagung" durch Freunde bei der Partnerwahl braucht, wie Prinzessin das schon angedeutet hat. Meiner Ansicht nach sollte man so schon genau wissen, was man möchte oder nicht möchte und darauf basierend eben die Entscheidung für oder gegen eine Beziehung treffen.
Ich hole mir Rat von Freunden, wenn es um andere Probleme geht, aber die Partnerwahl gehört da eindeutig nicht dazu. Wenn ich nicht weiß, was ich will, wird es doch nicht besser, weil man mir zu einem bestimmten Partner rät. Wie bescheuert ist das denn? Das sind dann die Menschen, die aus falschen Gründen und durch den Einfluss anderer eine Beziehung eingehen und sich hinterher dann wundern, dass sie unglücklich darin sind.
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