Wegen einer Essenseinladung gleich zu weiteren verpflichten?

vom 27.03.2018, 18:11 Uhr

Eine Freundin hat kein sehr gutes Verhältnis zu ihren Eltern. Es ist immer recht angespannt, wenn sie aufeinander treffen. Nun hatten ihre Eltern jemand zu Gast, den meine Freundin auch gerne sehen wollte. Sie hat daher gesagt, dass sie auch gerne an dem Essen teilnehmen möchte.

Ihre Mutter hat sich jedoch darüber aufgeregt und meinte, dass sie nicht einfach entscheiden könnte, wann sie zum Essen dorthin kommen möchte und wann eben nicht. Wenn sie an dem Essen mit dem bestimmten Gast teilnehmen möchte, sollte sie in Zukunft auch zu allen anderen Essen kommen. Das wäre die Bedingung dafür. Meine Freundin war früher regelmäßig zu einem Essen bei ihren Eltern, nach einem Streit hat sie das aber eingestellt. Sie möchte sich nun auch nicht erpressen lassen und sieht auch nicht ein, sich zu verpflichten zukünftig wieder regelmäßig zum Essen dorthin zu gehen.

Findet ihr es in Ordnung jemanden wegen einem Essen gleich zu weiteren zu verpflichten? Ist das nicht ziemlich anmaßend, auch wenn es sich um die Eltern handelt? Würdet ihr da lieber auf das eine Essen verzichten, auch wenn ein Gast dabei wäre, den ihr gerne sehen würdet?

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge



Ich verstehe ehrlich gesagt das Problem nicht. Es besteht ja durchaus die Möglichkeit, die Eltern zu "erziehen" in dem Sinne. Bei uns war das zum Beispiel so, dass die Schwiegereltern immer erwartet haben, dass wir zu denen zu Besuch kommen. Als wir noch in der Nähe gewohnt haben, war das durchaus machbar, aber mittlerweile haben wir die soweit "erzogen", dass wir uns eben abwechselnd besuchen fahren.

Also wenn wir zum Beispiel heute dort zum Essen gewesen wären, dann müssten die irgendwann zu uns zum Essen kommen. Wenn dann eine erneute Einladung zum Essen von deren Seite ausgesprochen wird, dann äußern wir die Bedingung, dass die erst zu uns zu Besuch fahren. Die haben das dann quasi in der Hand, wie oft man sich sieht. Wenn die sich erst Monate später dazu entschließen, zu uns zu fahren, haben die eben Pech und alles zieht sich wie Kaugummi. Aber an uns liegt es dann nicht.

Das hat dann zwar eine Weile gedauert und Schwiegermutter hat teilweise selbst noch so Phasen, wo sie am liebsten wieder in alte Verhaltensmuster zurückfallen würde, aber mein Partner weiß schon, wie er damit umgehen soll. Ich mische mich bei so etwas nicht ein, das müssen die unter sich ausmachen. Bei uns kümmert sich jeder um seine eigene Familie was Treffen und dergleichen angeht.

Dementsprechend hätte ich mich auf so eine Bedingung, wie die Mutter sie in deinem Beispiel genannt hat, gar nicht eingelassen. Ich wäre da zwar hingefahren zum Essen, aber wenn dann das nächste Mal darauf bestanden wäre, dass ich wieder vorbei komme, hätte ich gesagt, dass die jetzt an der Reihe sind und fertig. Ohne Leistung keine Gegenleistung so einfach ist das. Ich habe das Prinzip der Gegenseitigkeit und Abwechslung von meinen Eltern so beigebracht bekommen und kenne das auch nicht anders. Ich würde mich da auch nicht einseitig ausnutzen lassen sofern die Eltern gesund sind und mobil sind.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge


Wenn man die Eltern zum Essen einlädt und diese dann erwarten, dass man auch zu ihnen mal zum Essen kommt, finde ich das gar nicht so schlimm. Man kann doch darüber reden, warum man nicht mehr bei den Eltern essen möchte. Ich würde es aber auch nicht so schlimm finden dann mal bei den Eltern zu essen. Man muss dem Ganzen aber auch nicht folgen und lädt einfach nur die Eltern zum essen ein und geht dann nicht zu ihnen zum Essen.

Ich finde es aber einigermaßen komisch, wenn man von jemanden verlangt dann auch bei ihm essen zu müssen. Darauf würde ich mich auch nicht einladen, wenn ich das nicht wollen würde.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



Ramones hat geschrieben:Wenn man die Eltern zum Essen einlädt und diese dann erwarten, dass man auch zu ihnen mal zum Essen kommt, finde ich das gar nicht so schlimm.

Darum geht es in dem Beispiel doch gar nicht. Es geht nicht um Wechselseitigkeit, sondern um eine gemachte Grundbedingung: Entweder du darfst nächste Woche zu uns zum Essen kommen und wir entsprechen deinem Wunsch, dann musst du aber auch immer kommen oder aber du darfst gar nicht mehr erscheinen, weder dieses noch die nächsten Male.

Was soll man davon halten? Emotionale Erpressung ist das natürlich in gewisser Weise wohl schon. Da glaubt man schnell an ein angespanntes Verhältnis zu den Eltern. Soziale Kompetenz und Geschick scheint nicht allzu viel vorhanden zu sein. Allerdings hat sich auch die Frau aus dem ersten Beitrag nicht sonderlich geschickt verhalten: Wenn ich keine Lust auf jemanden habe, seien es nun die Eltern oder eine andere Person, ist es schon ein wenig vermessen, dann doch ausnahmsweise kommen zu wollen, weil man dort einen anderen Gast treffen möchte.

Von dieser Warte aus kann man die Verschnupftheit der Eltern dann auch verstehen: Entweder sie will nicht mehr mit den Eltern essen und hat keine Lust darauf, dann aber bitte auch mit allen Konsequenzen, die da eben wären, nicht aufschlagen zu wollen, weil die Cousine plötzlich im Land ist, die man schon drei Jahre nicht mehr gesehen hat. Oder aber man nähert sich ehrlich wieder an. So ist es doch irgendwie ziemlich ausnutzend und ein in sich inkonsequentes Verhalten. Allerdings ist die Forderung dann "immer" kommen zu müssen auch wieder übertrieben, auch wenn die Richtung grundsätzlich verständlich sein mag.

» Verbena » Beiträge: 4979 » Talkpoints: 3,27 » Auszeichnung für 4000 Beiträge



Verbena hat geschrieben:Wenn ich keine Lust auf jemanden habe, seien es nun die Eltern oder eine andere Person, ist es schon ein wenig vermessen, dann doch ausnahmsweise kommen zu wollen, weil man dort einen anderen Gast treffen möchte.

Da sprichst du etwas an, das ich gar nicht so richtig auf dem Tacho hatte. Das ist in der Tat unlogisch und ziemlich dumm. Wenn ich eine Person treffen möchte, dann besorge ich mir doch ihre Kontaktdaten und treffe mich außerhalb des familiären Umfeldes mit ihr. Warum wird das nicht gemacht? Es wird doch wohl kein Problem sein, sich entsprechende Kontaktdaten zu besorgen. Dann hätte man das Problem gar nicht erst finde ich.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge


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