Macht zu viel Fernsehen in jeder Hinsicht "doof"?

vom 30.03.2016, 22:25 Uhr

Eine 25-jährige Studie will herausgefunden haben, dass zu viel Fernsehen der Intelligenz schadet. Genauer gesagt sollen schon drei Stunden am Tag vor dem Fernsehr die geistige Leistungsfähigkeit deutlich vermindern.

Wenn ich daran denke, was heutzutage im Fernsehn ausgestrahlt wird, wundert mich das ehrlich gesagt nicht. Aber kann man dieser Studie wirklich trauen? Es gibt schließlich auch gute Sender, die ihren Bildungsauftrag erfüllen und über interessante Dinge und Geschehnisse informieren. Da würde ich nicht zwangsläufig sagen, dass es auch "blöd" macht, sich solche Sendungen anzusehen.

Wie sind eure Erfahrungen? Würdet ihr sagen, dass zu viel Fernsehen "doof" macht, egal was geschaut wird?

» bluejeans » Beiträge: 38 » Talkpoints: 0,04 »



Ich denke schon, dass es darauf ankommt, mit welchen Reizen man konfrontiert wird, gerade in der Kindheit und Jugend. Ob jemand immer wieder neues entdeckt, erkundet, sich für Sachen interessiert oder sich einfach nur berieseln lässt. Intelligenz bildet sich ja auch dadurch aus, dass man gefördert wird.

Aber Intelligenz hat auch eine ganz große genetische Basis und wer von Natur aus eine besonders hohe Informationsverarbeitungskapazität hat, der wird auch keine Intelligenzbestie. Oder anders herum, wer von Natur aus schlau ist, bei dem kann man nicht so viel versauen.

Ich habe als Kind total gerne und auch viel ferngesehen, weit mehr als drei Stunden am Tag. Da kamen vielleicht acht Stunden zusammen. Ich habe meine Hausaufgaben vorm Fernseher gemacht, nebenbei gelernt oder saß am PC. Und mir hat es nicht geschadet, denn ich bin hochbegabt.

Aber vielleicht ist es eben auch die Tatsache, dass ich eben nicht einfach nur vor dem Fernseher saß, sondern dass der eine Art ständig laufende Hintergrundunterhaltung darstellte und ich nebenbei was anderes gemacht habe. Zudem habe ich durchaus auch gerne Dokumentationen oder historische Filme gesehen. Der Li-La-Launebär oder die Schlümpfe waren aber auch dabei. Insgesamt glaube ich aber, dass es relativ egal gewesen wäre, was ich angeschaut habe oder nicht, weil ich denke, dass die Intelligenz mehrheitlich genetisch bedingt ist.

» Zitronengras » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


Nun gut, für Hochbegabte gelten natürlich andere Regeln, da können Normalsterbliche sowieso nicht mitreden. Was ich am Fernsehen kritisch sehe, besteht darin, dass man zu einer passiven Konsumentenrolle gezwungen ist. Es macht schon einen Riesenunterschied, ob man eigene Erfahrungen aller Art sammelt oder sich davon berieseln lässt, was andere Leute so alles machen.

Gerade bei jungen Leuten kann ich mir vorstellen, dass manche Aspekte der Persönlichkeitsentwicklung darunter leiden. Außerdem sind die vermittelten Inhalte oft geradezu darauf angelegt, das Selbstwertgefühl der Zuschauer niedrig und ihren Neidlevel hoch zu halten, da man nur so angepasste Kunden und Konsumenten erzeugt. Da machen die paar Naturdokus auf arte auch keinen großen Unterschied mehr, was die Bildungsbemühungen angeht.

Dennoch, ob Fernsehen generell oder nur bei den von Natur aus Dummen (also Nicht-Hochbegabten?) den Intelligenzpegel senkt, bezweifle ich, allerdings deswegen, weil ich mir nicht sicher bin, wie man Intelligenz überhaupt definieren und messen soll. In meinen Augen gibt es unterschiedliche Formen von Intelligenz.

» Gerbera » Beiträge: 11332 » Talkpoints: 52,90 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



Naja, ich denke eher weniger, dass für Hochbegabte andere Regeln gelten. Ich habe vor dem Fernseher auch damals immer meine Hausaufgaben gemacht oder einfach nur rumgelegen. Meinen Schulnoten hat es nicht wirklich geschadet, aber man muss es auch von der Seite betrachten, dass damals wirklich andere Sendungen gelaufen sind.

Wenn ich frei habe und mir den ganzen Schwachsinn anschaue, den man heutzutage als Sendungen bezeichnet, dann wird mir schon ganz anders. Deshalb habe ich mir auch ganz viele Zeichentrickfilme meiner Kindheit auf DVD geholt. Aber ich stimme Gerbera absolut zu, dass zu hoher Fernsehkonsum durchaus der Entwicklung der Persönlichkeit schaden könnte.

Ich habe an freien Tagen manchmal die Phasen, dass ich mir das wunderbar, bildungsferne RTL-Nachmittagsprogramm antue. Nebenher kann man wunderbar lesen und man muss nicht denken. Aber nach 2 bis 3 Stunden hatte ich das Gefühl, als wäre mein Kopf richtig schwer. Nicht weil schwere Kost gesendet wurde, sondern weil es einfach nur dermaßen stumpf war, dass mein Kopf sich träge gefühlt hat, auch wenn ich nebenher etwas anderes gemacht hat und nur sporadisch zugeschaut hat. Die Geräuschkulisse war dauer vorhanden.

Man wird nicht "blöd", man stumpft ab und es wird, wie Gerbera es bereits sagte, in eine gewisse Konsumentenrolle gezwängt. Intelligenz hat nichts mit Fernsehen zu tun, es gibt keine dummen Menschen, weil man Intelligenz immer neu definieren muss. Aber es gibt einfach Menschen, die sich durch das Fernsehprogramm manipulieren lassen und sich dem Fernsehprogramm anpassen. Sprich der Kopf wird träge, die Persönlichkeit ebenfalls .

» Wibbeldribbel » Beiträge: 12585 » Talkpoints: 9,82 » Auszeichnung für 12000 Beiträge



Ich denke nicht, dass der Fernseher in irgendeiner Weise die Leistungsfähigkeit oder die Intelligenz beeinflusst. Natürlich kann der Fernseher vom Lernen ablenken, aber wer sich vom Fernseher ablenken lässt, der lässt sich in der Regel auch vom Computer oder irgendwelchen anderen Sachen ablenken. Und nur wenn man sieht, was im Fernsehen so kommt, muss sich das ja nicht auf das eigene Verhalten auswirken. Das glaube ich einfach nicht. Es kann zwar sein, aber es muss einfach nicht sein, wie ich denke.

Jedenfalls bin ich schon mit einem eigenen Fernseher aufgewachsen. Meinen eigenen Fernseher hatte ich schon im Kindergarten bekommen, wobei ich auch immer so viel schauen durfte, wie ich nur wollte. Seitdem läuft der Fernseher tatsächlich auch immer den ganzen Tag bei mir, wobei ich recht früh schon kein richtiges Interesse mehr am Fernsehen hatte. Ich denke, dass mich der Fernseher dann mit achtzehn Jahren nicht mehr wirklich interessiert hat, so dass er ab da nur nebenbei lief. Bewusst geschaut habe ich seitdem aber auch nur selten.

Der Fernseher lief also schon immer während dem Lernen bei mir, wobei ich nicht sagen würde, dass ich dumm wäre. Immerhin hätte ich ja sonst auch keinen Universitätsabschluss. Ich würde sogar sagen, dass mir der Fernseher eher geholfen hat, mich auch dann konzentrieren zu können, wenn es nicht ganz leise irgendwo ist. Das hilft mir auch immer sehr, wenn ich beispielsweise in der Uni lernen möchte. Da haben viele ja total die Probleme, wenn es etwas lauter ist.

Mein Freund durfte als Kind und Teenager nur ganz wenig Fernsehen schauen. Seitdem er aber alleine wohnt, wird er magisch vom Fernseher angezogen. Wenn dieser läuft, ist mein Freund oft kaum ansprechbar, weil er so gefesselt davon ist. So blieb auch schon oft das Lernen auf der Strecke, weil er nicht vom Fernseher losgekommen ist. Das kenne ich persönlich wiederum gar nicht. Ich kann sogar bewusst Fernsehen schauen und dabei lernen. Mich begeistert der Fernseher nun nicht genug, was wahrscheinlich daran liegt, dass mir das eben nie verboten wurde.

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» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge


Und im Umkehrschluss wird man mit absoluter oder relativer Fernsehabstinenz immer schlauer? Das kann ich leider aus eigener Anschauung nicht bestätigen. Ich würde eher den umgekehrten Weg gehen und denken, dass Leute von niedriger klassisch messbarer Intelligenz auch mehr stumpf vor dem Fernseher hocken, unkritisch konsumieren und sich den ganzen Tag Unterschichten-TV reinziehen. Aber auch das kann ein Vorurteil sein. Wie man an Beispielen hier sieht, gucken auch intelligente Leute gerne den ganzen Tag in die Glotze.

Ich glaube, es ist mehr eine Frage des eigenen Geschmacks und Temperaments, wie viel Stunden jemand am Tag vor dem Fernseher hockt. Und was ist mit Internet und Streamingportalen? Sind die nicht auch passiver Konsum, der dem Fernsehen zumindest ähnlich gestellt ist? Abgesehen von der ganzen Diskussion glaube ich ohnehin, dass Intelligenz sehr viel stärker genetisch determiniert ist, als es vielen lieb ist und dass auch das Gucken der "richtigen" Formate die Intelligenz nicht signifikant verbessern wird können.

» Verbena » Beiträge: 4943 » Talkpoints: 1,99 » Auszeichnung für 4000 Beiträge


Ich könnte mir vorstellen, dass es darauf ankommt, was man sich im Fernsehen ansieht. Wenn es wissenschaftliche Sendungen, Naturdokumentationen oder Sendungen über Ausland, Reisen und ähnliches ansieht, denke ich schon, dass es auch weiterbilden kann. Aber Unterhaltungsfernsehen wie Serien, Actionfilme und dergleichen werden sicherlich nicht gerade bildend sein oder schlauer machen. Durch irgendwelche Harz 4 Sendungen wird man sicherlich nicht klüger.

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge



Ich denke, dass es darauf ankommt, mit welchem Ziel man fernsieht und wie die eigene Bildung aussieht. Ich habe kürzlich tatsächlich eine Unterhaltung zwischen zwei Akademikerinnen mitbekommen, wo im Prinzip Sendungen wie "Der Bachelor" oder "Germanys Next Topmodel" soziologisch analysiert und wissenschaftlich betrachtet worden sind. Das war schon interessant den beiden zuzuhören, allerdings sehe ich das irgendwo auch kritisch, weil man eben nicht wie stark gescripted diese Sendungen sind und ob solche wissenschaftlichen Diskussionen daher Hand und Fuß hätten. Aber es regt eben zu Denkleistung an, wenn man nebenher alles analysiert.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge


Warum spekuliert man eigentlich wild, anstatt mal in die Studie zu gucken? Unabhängig von dieser Studie zeigen andere, dass wenig Bewegung die kognitiven Fähigkeiten im Alter deutlich stärker verringert, als das bei anderen Personen mit mehr Bewegung der Fall ist.

Und dabei geht es nicht darum, ob jemand besonderes intelligent oder nicht ist. Es geht darum, wie sich seine individuellen kognitiven Fähigkeiten im Vergleich zu anderen entwickeln. Das ist nun auch einfach nachzuvollziehen, weil Bewegung, besonders unbekannte und anspruchsvolle, die Vernetzung von Nervenzellen fördert.

Mehr Vernetzung bedeutet mehr Leistungsfähigkeit, die man eben auch a anderweitig nutzen kann. Passivität bringt dem Hirn nichts. Wer in einer Vorlesung nicht mitschreibt, merkt sich weniger. Schreiben verankert Wissen besser, weil mehrere Hirnregionen als beim Zuhören aktiviert werden.

Das gilt auch für Fernsehen. Wobei die Studie strukturelle Schwächen hat, weil die kognitiven Fähigkeiten nicht zu Beginn, sondern nur im Verlauf getestet worden sind. Aber das kann man zum Teil außer Acht lassen. Denn wenig Bewegung bringt hohe Verluste. Viel Fernsehen bringt Verluste. Und beides zusammen bringt die größten Einschnitte bei den kognitiven Fähigkeiten. Bemerkbar macht sich das an dem mittleren Lebensalter.

» cooper75 » Beiträge: 13411 » Talkpoints: 515,76 » Auszeichnung für 13000 Beiträge


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