Nach langer Zeit nach Hause zu kommen
Ich weiß nicht, ob das das richtige Unterforum dafür ist, aber ich habe mir gedacht, es wäre interessant, wenn sich hier mal einige Leute melden würden, die jetzt in einem anderen Land leben, als in dem, in dem sie zur Welt kamen und ihre Kindheit verbracht haben. Wie fühlt ihr euch hier, fühlt ihr euch hier oder woanders zuhause? Was empfindet ihr, wenn ihr als Urlaub, o.ä., nach längerer Zeit wieder zurück in euer Geburtsland kehrt? Fühlt ihr euch dort mittlerweile fremd, oder ist es, als würdet ihr endlich wieder nach Hause kommen?
Ich persönlich habe ein asiatisches Elternteil und habe meine Kindheit sowohl in Deutschland als auch in Asien verbracht. Ich war einige Jahre in Asien, den Rest hier im Berliner Raum. Irgendwie fühle ich mich beiden Kulturen etwas verbunden. Aber so ein starkes Zu-Hause-Gefühl habe ich nicht, wobei ich denke, das liegt nicht daran, wie ich aufgewachsen bin, sondern einfach allgemein an meinem Charakter. Wie geht es euch? Habt ihr so etwas erlebt?
In meiner Klasse hatte ich in der Grundschule mal einige Jahre lang ein Mädchen, das als Kriegsflüchtling aus dem ehemaligen Jugoslawien kam. Sie war bei uns ohne Deutschkenntnisse in die 3. Klasse gekommen, ihres Alters wegen, und lernte sehr schnell. Natürlich vermisste sie aber auch ihre alte Heimat, die sie fluchtartig verlassen musste, wenn sie sich auch hier in Deutschland schnell heimisch fühlte. Leider besteht heute zwischen ihr und mir kein Kontakt mehr, sonst würde ich sie so einige Dinge darüber fragen.
Ich bin zwar in Deutschland geboren, habe die ersten Jahre meines Lebens aufgrund meines Vaters aber in den USA verbracht und bin deshalb auch zweisprachig aufgewachsen. In meiner Kindheit habe ich mich deshalb in den USA deutlich heimischer gefühlt als hier in Deutschland. Mittlerweile hat sich dieses Empfinden aber deutlich geändert, da ich nun den Großteil meines bisherigen Lebens in Deutschland verbracht und hier nun auch eine Familie habe.
Trotzdem ist es jedenfalls wieder schön, zurück in die USA zu gehen, da ich diese auch immer noch als mein Zuhause ansehe und mit einem Gefühl von Heimat verbinde. Manchmal fällt dies stärker aus und manchmal ein wenig schwächer, vorhanden ist es aber eigentlich immer.
Ich kenne viele Migrantenkinder, die in Deutschland aufgewachsen ist und interessant ist folgende Beobachtung, die ich gemacht habe: die meisten fühlen sich weder Deutschland noch dem Heimatland verbunden. Denn für das Heimatland ist man "zu deutsch" und für Deutschland ist man "zu ausländisch". Es ist also eine ziemliche Zerrissenheit und da man seine Identität ja auch durch die Reaktion der Mitmenschen bildet, finde ich diese Entwicklung schon interessant.
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