Welche Alternativen zum Wiederholen der Klasse?

vom 20.04.2015, 10:14 Uhr

In Deutschland bleiben jährlich in den verschiedenen Klassen zahlreiche Schüler sitzen. Sie müssen die Klasse im Anschluss also wiederholen. Manche Schüler entscheiden sich dazu, die Schule zu wechseln. Andere wiederholen die Klasse auf der gleichen Schule. Das Wiederholen einer Klasse ist jedoch nicht unumstritten.

Aus diesem Grund interessiert mich, welche Alternativen ihr euch dazu vorstellen könnt. Wie könnte die Wiederholung einer Klassenstufe modernisiert werden? Kennt ihr konkrete Vorschläge oder Maßnahmen aus anderen Ländern?

» GoroVI » Beiträge: 3187 » Talkpoints: 2,66 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Ich würde mir ein Kurssystem wünschen. So, dass man eben alle genau so fördern kann, wie es für den Einzelnen angemessen ist. Man könnte für jedes Fach einen Nachholkurs schaffen, der eben auch auf dem davor liegenden aufbaut und dies auch wiederholt und einen Kurs, in dem man eben auf einem höheren Level lernt. So kann man individuell lernen und fördern. Man kann sich dann auch verbessern und die Nachholkurse arbeiten gegen die Lücken des Schülers.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Ich halte das Kurssystem, das Ramones vorgeschlagen hat, für sehr sinnvoll. Denn oft ist es ja so, dass man nicht wiederholen muss weil man Probleme in allen Schulfächern hat, sondern wegen bestimmten Fächern. So hatte ich mal eine Mitschülerin, die in die Nachprüfung in Englisch nach Klasse 7 musste. Sie hat die Prüfung leider nicht bestanden und stand dann vor der Wahl, entweder die Schule zu wechseln und auf die nächst schlechtere Schule zu gehen oder aber die Klasse zu wiederholen. Sie hat sich dann für den Schulwechsel entschieden. In allen anderen Fächern ist sie allerdings sehr gut zurecht gekommen, sodass es nur an einem Fach gescheitert ist.

Da ist es dann natürlich ärgerlich, wenn man dann theoretisch wiederholt wegen einem einzigen Fach und sich dann in allen anderen Fächern total langweilt und vielleicht sogar unterfordert ist. Da wäre so ein Kurssystem echt besser, wo man dann eine Stufe weiterkommt, aber dann entsprechende Förderkurse in dem jeweiligen Fach besuchen könnte, um das Defizit auszugleichen.

Ich kenne das zum Beispiel von der Oberstufe so, dass die Gymnasiasten in Stufe 11 alle 3 Wochenstunden in den Fächern hatten und die ehemaligen Realschüler hatten die Hauptfächer dann zum Beispiel 4 oder 5 Stunden pro Woche und das das ganze Schuljahr hindurch. Das war, um Defizite auszugleichen und ein einheitliches Niveau herzustellen. In der Oberstufe funktioniert das Kurssystem also auch in gewisser Weise. Warum nicht also auch für alle Schulformen und Klassenstufen einführen? Oder wären die Schulen mit der Planung und Organisation überfordert?

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Die Einführung eines Kurssystems für die gesamte Schulzeit der weiterführenden Schule finde ich mehr als schwierig. Abgesehen von den vielen organisatorischen Problemen der einzelnen Schulen, widerspricht dies meiner Meinung nach völlig den jeweiligen Schulabschlüssen.

Ausbildungsbetriebe müssen sich doch halbwegs darauf verlassen können, dass ein Realschüler, wenn er die Fachoberschulreife mit Qualifikation (als Beispiel) erreicht hat, gewisse Kenntnisse im Laufe seiner Schulbahn erworben hat. Wenn auf diesem Zeugnis eine vier in Deutsch steht, dann kann er in etwa abschätzen was das bedeutet. Ein Zeugnis, das auf Kursen beruht, ist meiner Meinung nach wesentlich schlechter zu lesen. Weiß ein Chef dann, ob eine 1 in einem Grundkurs besser ist als eine 3 im nächsthöheren Kurs? Ich bezweifle dies sehr stark.

Ganz davon abgesehen war ich während meines Studiums ziemlich schockiert, als mir meine damalige Nachhilfeschülerin erklärt hat, dass sie nun nach all den Bemühungen nur einen Hauptschulabschluss bekommt. Sie hatte nicht die erforderliche Anzahl an L-Kursen. Es wurde aber auch nicht transparent gemacht, dass man für einen höheren Abschluss eine gewisse Anzahl dieser L-Kurse benötigt. So dümpelte sie die ganze Zeit ahnungslos in den G-Kursen rum, bis es schlussendlich zu spät war. Bei der Einstellung der meisten Schüler, die ich kenne, wäre ein Kurssystem fatal.

Ganz davon abgesehen ist die Situation heute ohnehin eine ganz andere. Schlechte Noten werden immer noch wie früher gewarnt, allerdings muss der Lehrer heutzutage einen Förderplan für den Schüler schreiben. In diesem steht genau drin, was der Schüler nacharbeiten muss. Ob er dies nun allein macht oder mit Hilfe, ist dabei vollkommen egal. Sie bekommen in dem Fall viel mehr Hilfestellungen als es früher noch der Fall war. An vielen Ganztagsschulen gibt es zusätzliche Förder-Angebote. Es scheitert bei uns vor allem daran, dass die Schüler diese Angebote nicht nutzen.

Und wegen einer einzigen fünf bleibt man doch ohnehin nicht sitzen. Ist man in den anderen Fächern gut, hat man doch einen Ausgleich. Ich habe auch noch kein Notenbild gesehen, bei dem die Versetzung gefährdet war, während alle anderen Fächer wirklich gut waren. Das könnte ja höchstens dann passieren, wenn man in zwei Hauptfächern eine fünf hat.

Wenn die Arbeitsmoral der Schüler steigen würde, dann bliebe meiner Meinung nach auch niemand mehr sitzen. In den USA gibt es ja die bekannten Sommerkurse, die man besuchen muss, wenn man einen Kurs nicht bestanden hat. Hierzulande etwas ähnliches einzuführen, würde meiner Meinung nach am Ziel vorbeischießen. Wenn man sich mal anschaut, was in einer Nachprüfung, die wohlgemerkt am Ende der Sommerferien stattfindet, dran kommen darf, dann ist das nicht viel. Denn die Prüfung darf sich maximal auf die Unterrichtsinhalte des letzten Halbjahres ausdehnen. Und im Regelfall kann ein Schüler diese Inhalte in den Sommerferien sehr gut nacharbeiten. Er muss es aber eben auch wollen. Sonst nützen meiner Meinung nach auch keine Sommerkurse oder ähnliches etwas.

» pejosh » Beiträge: 19 » Talkpoints: 10,08 »



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